Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/mebboard.php3?step=1&range=20&action=showMessage&message_id=11588&forum=155 Es würde mich freuen wenn die Diskussion kurz weitergeführt würde. Dr. Posth, ich finde Ihre Thesen/Tipps immer sehr interessant auch wenn ich mich diesen selten anschließen kann und sie oft als "unlogisch" und nicht der menschlichen Entwicklungsgeschichte passend empfinde. Mich würde es aber extrem interessieren wie sie in ihrer nicht kleinen Familie Ihre eigenen Theorien praktisch umgesetzt haben? Oder ist Ihnen dies zu persönlich? Eine praxisnahe Beschreibung der Umsetzung Ihrer Theorien/Tipps als Basis dieses Forum wäre doch recht hilfreich und sicherlich hilfreicher als jede Theorie. Ich frage mich wie sie bei all ihrer akademischen Tätigkeit und den finanziellen Ansprüchen einer "Großfamilie" es geschafft haben alle ihre 4 Kinder selber individuell zu betreuuen ohne eines zu "vernachlässigen" (d.h. Femdbetreuung erst eher spät und eher nur kurze Zeiten, sofort bei jedem Schreien reagieren, etc.). Ich selber erwarte mein 2. Kind und frage mich wie ich dem Baby die notwendige Aufmerksamkeit zukommen lassen kann ohne Nummer 1 und meinen Mann, den Haushalt und die finanziellen Aspekte (z.B. meine eigenen Rentenabsicherung um nicht meinen Kindern später zur Last zu fallen) zu vernachlässigen. Vielen Dank Karin

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 10:03



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

Liebe Karin, es ist völlig in Ordnung, daß Sie diese Gedanken und Fragen haben und sie mir auch konkret stellen. Ich selbst frage mich bei sovielen Experten und Fachleuten auch immer wieder, wieviel diese eigentlich selbst von dem umgesetzt haben, was sie anderen empfehlen. Ich kenne z.B. aus meinem Bereich Kinderärzte(innen), Kinderpsychotherapeuten(innen) oder Kinder- und Jugendpsychiater(innen), die gar keine eigenen Kinder haben, aber viele hochdotierte Fachbücher geschrieben haben und sich ohne Einschränkungen als absolut sachverständig ausweisen. Sie haben ihr konkretes Fachwissen natürlich an vielen fremden Kindern erworben. Aber ersetzt das immer das persönliche Erleben, Erfahren und Wissen? Offenbar hat unsere Gesellschaft aber keine Probleme damit, und das gilt keineswegs nur für den medizinischen oder psychologischen Bereich. Ich für meinen Teil habe jahrelang ganz konkrete Erfahrungen an und mit meinen eigenen Kindern sammeln können und habe zusätzlich viele, viele hunderte, fremde Kinder erlebt und gesehen. Vor meiner Medizinerzeit habe ich intensiv im Sozialbereich mit von ihren Eltern verlassenen (Heim-)Kinder gearbeitet und deren Sozialintegration versucht zu fördern. Nebenher habe ich auch mein theoretisches Fachwissen permanent erweitert und aufbereitet. Das alles war irgendwie anstrengend und ich bin der letzte, der behauptet, daß ein Leben mit Kindern in unserer Gesellschaft eine einfache Sache wäre. Als damals meine Kinder klein waren, wurde ich einmal gefragt, als ich eins von ihnen im Tragerucksäckchen überall mit herumtrug, ob es behindert sei. (Wahrscheinlich dachte die Frau damals auch, ob ich behindert sei). Daß unsere Kinder sogar noch, als sie zu dritt waren (der Vierte kam etwas später), alle mit uns im Bett schliefen, hat uns viele versteckte und offenkundige Angriffe eingebracht. Damals war so etwas noch richtig verpönt. Es gab kaum Bücher zu diesem Thema (außer vielleicht den ethnopsychologischen Schriften von J. Liedloff), oder reine Fachbücher z.B. von R. Spitz oder D.W. Winnicott, was aber kaum jemand las. Und es gab schon gar keine Experten, die die Bindungstheorie und die emotionale Integrationstheorie per Internet ins Kinderzimmer trugen. Was meine berufliche Laufbahn und die meiner Frau angeht, so mußten wir schon einige Abstriche machen, damit das Konzept "zuerst die Kinder und die Familie" aufgehen konnte. In meiner Klinik, immerhin die UniversitätsKINDERklinik in Düsseldorf, wurde mir beim Einhalten meines Feierabends (z.B. nach 32 Stunden Tag- und Nachtarbeit) von meinem Oberarzt unterstellt, ich engagierte mich nicht genug für meinen Beruf und die Abteilung. Mein Chef schlug mir sogar vor, das Haus zu wechseln. Ich blieb unverschämterweise und blieb letztlich länger als er. Aber eine wissenschaftliche Laufbahn war so nicht drin. Sie verstehen, was ich meine? Und jetzt sind wir beim springenden Punkt. Nicht die Säuglinge und Kleinkinder sind es, die uns Erwachsenen das Leben so schwer machen: Nein, unsere selbstgeschaffene Gesellschaftsstruktur ist es, die für die Bedürfnisse und Belange dieser Bevölkerungsgruppe keinen Platz hat. Demzufolge haben wir unter 1 Mill. Neugeborene pro Jahr, aber es erreichen ungefähr doppelt (?) soviele Menschen das Rentenalter mit steigender Tendenz. (Vielleicht lesen ja einige Politiker hier mit, die ja sich auch gerne als Experten ausweisen). Kinder sind in Deutschland so etwas wie eine Randgruppe. Ich engagiere mich ganz offen für sie, da sie selbst, v.a in den ersten Lebensjahren alle ihre Gefühle, Sorgen, Sehnsüchte und Nöte nicht verbalisieren können. Halten Sie das wirklich für weltfremd? Und ist die Wissenschaft dazu, die all das beweisen möchte, was sonst nie jemand glauben würde, weil es unbequem und inopportun wäre zu glauben, eine Wissenschaft im Elfenbeinturm? Glauben Sie wirklich, es ginge hier darum, eine antiemanzipatorische Vorstellung "Frauen wieder zurück ins Kinderzimmer und an die Kochtöpfe" durch die Hintertür einzuführen? Das könnten wir viel leichter haben, Politiker sei dank. Ich sage hier ganz klar, daß ich ohne die hoch anzurechnende Leistung meiner Frau (ich trage in vieler Hinsicht bestimmt den kleineren Teil) das Konzept zu Hause nie hätte durchführen können, aber ich sage klipp und klar, daß das mit antiemanzipatorischem Gedankengut rein gar nichts zu tun hat. Es ist völlig klar, daß ebenso die Väter ihre familiäre und häusliche Rolle zu tragen haben und auf diese Weise ihrerseits sich endlich emanzipieren. Jede Frau, die ihre Kinder allein großziehen muß, hat es selbstverständlich ungleich schwerer, und ihr gebühren alle erdenkliche Hilfen (organisatorischer wie finanzieller Art). Aber solche Fragen kann nicht dieses Forum lösen; das muß auf höchsten politischen Ebenen ausgetragen werden. Dieses Forum kann auch nicht die anderen sozialpolitischen Fragen lösen, die es auch noch alle gibt. Daher sollten wir nach diesem Exkurs dahin wieder zurückkehren, konkrete Fragen im Sinne Ihrer aller Kinder zu lösen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.07.2003



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

Dann kann ist dir wohl nicht zu helfen! Susanne

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 13:06



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

Hallo! Da Du die "Diskussion" wieder eröffnest, erlaube mir einige Worte: Es ist wohl Interpretationsache, wie man seine Kommentare versteht. Und auf welcher Basis belegst Du Deine Argumente (unlogisch...)?? Ich finde, er hilft gut und findet für jeden hier die richtigen Worte, auch wenn sie manchmal etwas schwer zu verstehen sind - vielleicht liegt da der Knackpunkt?! Fragst Du Deinen Hausarzt/Kinderarzt/Zahnarzt, wie sie ihre Kinder behandeln??? Ich finde, es geht UNS einen feuchten Kehricht an, wie Herr Dr. Posth seine Kinder erzieht. Genausowenig gehen uns seine finanziellen Verhältnisse an. Außerdem ist das Internetforum wohl nicht gerade der geeignetste Ort, einen Arzt über sein Privatleben zu befragen. *kopfschüttel* Sabine

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 13:23



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

Hallo Karin, ich denke, dass Dr. Posth sicherlich versucht, wie wir wohl alle, das Beste für seine Kinder zu geben. Und es ist dabei ganz sicher praktisch, wenn man eine Meinung dazu hat, was das Beste ist. Insofern sind seine Kinder doch sehr gut dran und haben die besten Voraussetzungen. Viele Leute machen sich doch recht wenig Gedanken und "erziehen" einfach drauflos. Dass man natürlich nicht immer alles 100%ig umsetzen kann, ist doch wohl klar! Mir jedenfalls haben viele Statements von Dr. Posth sehr weiter geholfen - und übrigens bin ich auch eine Mutter, die meint, dass es das Beste für unser Kind ist, wenn ich zu Hause bleibe, da wir ja unser Kind nicht bekommen haben, um sie von anderen Großziehen zu lassen (was PEKIP nicht ausschließt). Ich kann Dir die Bücher von Stephen Biddulph empfehlen, der zu den Finanziellen Angelegenheiten übrigens bemerkt, dass die wenigsten Leute es tatsächlich nötig haben, zu zweit arbeiten zu gehen, da das alles nur eine Frage des gestiegenen Anspruchs ist. Also muß man sich überlegen, bescheiden wir uns etwas und verbringen dafür Zeit mit unseren Kindern oder sehen wir unsere Kinder weniger und haben dafür mehr Geld. Ansichtssache! Ach so, wer von Beiden übrigens zu Haus bleibt, ist m. E. ja wohl egal, Hauptsache, ein Elter ist da. Sorry, nur eine Meinung Anja (die eine Mutter zu Hause hatte und das klasse fand)mit Jana

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 14:08



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Danke für Eure Meinungen - andere Ansíchten helfen einem immer weiter seinen eigenen Horizont zu erweitern und auch eine evtl. auf falschen Informationen beruhende Meinung zu revidieren. Dennoch frage ich micht wie man ohne technische Hilfsmittel (Babyfon) und mit mehreren Kinder und ohne jegliche Fremdbetreuung und mit entsprechend schwachem finanziellen Polster (keine Haushalstshilfe) es schafft den hier oft propagierten Ansprüchen annähernd gerecht zu werden? Es geht schließlich viel Zeit für Dinge wie putzen, einkaufen, kochen drauf. Desweiteren würde ich ohne Babyfon mein Kind gar nicht schreien hören wenn ich gerade im Keller die Wäsche aufhänge oder in der Küche koche. Babyfone gibt es eh erst seit recht kurzer Zeit. Ich kann aber auch nur ein Kind im Tragetuch mit mir herumtragen. Bei einem Kind ist es noch sehr einfach möglich auch andere Aktivitäten ins Auge zu fassen (Babyschwimmen, zusammen singen, Spielplatz), bei 2 Kindern schon wohl sehr schwierig bei 3 scheint es mir unmöglich. Was macht eine Mutter von 3 Kindern? Ein Kind kann man in den Schlaf singen und schaukeln aber was ist wenn Nummer 2 und 3 das auch wollen? Wie geht man da vor? Deswegen die Frage wie ein Spezialist auf seinem Gebiet dies im eigenen Umfeld realisiert hat. Zu den finanziellen Aspekten - ich glaube viele sind da zu blauäugig und denken nicht an Berufsunfähigkeit, vorzeitiger Tod und Rente und Scheidung. Eine staatliche Berufsunfähigkeit ist seit einigen Jahren quasi nicht mehr vorhanden - wurde stillschweigend extrem gekürzt. Im Alter werden wir wohl keine Solidarätskrankenversicherung mehr haben, sondern werden uns komplett selber versichern müssen (ohne Inflation schätze ich mal 500 Euro pro Monat und mehr), u.U. wird es bald auch keine Familien-KV mehr geben da nicht finanzierbar. Davon ausgehend, dass wir evtl. 90 werden und mit ca. 65 in Rente gehen wollen, müßtest Du jetzt einen Betrag von ab jetzt (30 Jahre) mtl. 250Euro zu 5% anlegen um dann ab 65 mtl. 1300 Euro ausgezahlt zu bekommen. Alles gerechnet ohne Inflation!!! Und 1300 Euro minus 500 Euro KV minus Miete werden nicht zum Leben reichen. Bei 1-2% Inflation (also Zins nur noch 5-2%) sieht die Rechnung fürchterlich aus. Gesetzl. Ansprüche kannst Du ganz vergessen. Selbst besser verdienende Familien aus meinem Umkreis legen keine 250 Euro pro Erwachsenen im Monat an. Geschweige denn Geld für Berufsunfähigkeit (ca. 100Euro im Monat) und Ausbildung der Kinder. Und wir leben hier im reichen Dtschld!!! Wie soll eine Familie in Thailand, USA, Südamerika, etc. auch nur annähernd den Erziehungsansprüchen gerecht werden? Muß sie es denn? Der Mensch lebt schließlich schon seit tausenden von Jahren und war früher sehr wahrscheinlich sogar sozialverträglicher als heute. Heißt das daß die Menschen tausenden von Jahren "nicht artgerecht" aufgewachsen sind - das ist was ich mit unlogisch meinte. Hoffe daß mein Standpunkt und die Hintergründe etwas verständlicher geworden sind. Auch mir helfen Dr. Posths Kommentare oft weiter, aber oft sind sie mir zu "absolut" - d.h. er teilt oft nur seine Ansicht mit ohne zu erwähnen, daß es viele Psychologen gibt die ganz anders denken. Lediglich wenn Kommentare anderer Forumsleser bereits vorhanden sind, geht er auch auf andere Meinungen ein. Bei Dr. Busse, Dr. Bluni, etc. habe ich diesen Eindruck nicht. Danke Karin

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 14:59



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

Hallo!!! Natürlich kann man es indiskret finden, einen Arzt, der hier als beratende Autoritätsperson auftritt, nach seinen privaten Verhältnissen zu befragen - aber wenn ihm das zu weit geht, wird er doch sicher in der Lage sein, sich dagegen abzugrenzen? Ich kann Karin in mancher Hinsicht wirklich nur beipflichten. So interessant und lehrreich viele von Dr. Posths Antworten sind, manchmal empfinde ich sie auch als etwas "realitätsfern" und aus einer recht einseitigen Perspektive betrachtet (nämlich der des tiefenpsychologischen Elfenbeinturms). Auch ich habe mich insgeheim schon gefragt, ob er das zu Hause auch alles so hundertprozentig umsetzt (oder seine Frau), hatte allerdings noch nicht die Dreistigkeit (?) ihn direkt danach zu fragen. Insofern finde ich es aber mutig und spannend, dass Karin genau das tut. Zur Anregung und Sensibilisierung für die kindliche Sichtweise finde ich persönlich Dr. Posths Kommentare immer sehr fruchtbar; allerdings kommen mir dabei manchmal die Bedürfnisse der anderen, nicht-kindlichen Familienmitglieder etwas zu kurz, und ich sehe auch die Gefahr, sich in eine Mischung aus Selbstvorwürfen und Scheitern am eigenen erzieherischen Anspruch zu verstricken, wenn man versucht, seinem Konzept voll und ganz gerecht zu werden. Aber das ist selbstverständlich nur meine eigene Meinung. Liebe Grüße von Nicole (die sehr gespannt auf Doc Posths Antwort ist)

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 17:17



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

...ich finde die Frage garnicht so schlecht,muß allerdings sagen,daß ich persönlich mich nicht zu meinen persönlichen Verhältnissen äußern würde,wäre ich an Dr.Posths Stelle ;o) Ob er alles 100% zu Hause umsetzt was er hier rät??-Nun ich bin Krankenschwester und rate meinen Patienten auch NICHT zu rauchen und stecke mir bei einem geselligen abend mit Freunden auch mal ne Zigarette an...*g*... Ich denke er versucht den "Idealfall" zu vermitteln.Also man rät ja nicht das was man selber macht,sondern das was man eigentlich machen sollte... Oh je etwas verwirrend.Naja das ist meine Meinung. Zu den anderen Sachen kann ich nix sagen-habe die Postings nicht gelesen,wollte nur kurz hierzu Stellung nehmen!. LG Tanja

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 19:17



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

hallo, auch ich hatte vor 1-2 tagen etwas ähnliches auf dem herzen...siehe *meine tochter*. ich schätze die ratschläge und bewertungen der einzelnen fragen sehr, allerdings verunsichert mich dann doch das eine,oder andere statement, so daß ich ins grübeln komme, ob ich meinem kind bislang eine gute mutter war/bin/sein werde. ich denke jeder versucht seinem kind das bestmögliche an liebe, zeit, familie,aufmerksamkeit, etc. zukommen zu lassen...allerdings scheint mir das umsetzen manchmal schier unmöglich... lg, sonja

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 19:45



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

was soll denn dabei rauskommen. Ja oder nein oder ein bisschen usw. Das Beispiel mit dem Rauchen passt. Klar wissen wir, dass es ungesund ist und trotzdem tun es die intelligentesten Leute. Es ist kein Fehler nach einem Ideal zu streben, aber man muss auch nicht in Sack und Asche gehen, wenn man es nicht erreicht. Wir sind doch alle nur menschlich. Wer um Meinung bittet, bekommt einen Ratschlag und es liegt an jedem selbst, das für sich und seine individuelle Person zu bewerten und umzusetzen. Dies schreibt eine Vollzeitberufstätige Mutter in einem Doppelverdienerhaushalt - also ich gehe sowieso pausenlos in Sack und Asche und trage meinen Kopf trotzdem noch aufrecht und habe zwei ganz tolle Kinder!

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 22:44



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

hallo karin und wer auch immer, nun schalt ich mich doch nochmal ein. erstmal zu dr. busse und dr. bluni: sie beantworten medizinische fragestellungen, die pädagogischen ratschläge die dr. busse gibt sind zusammengesetzt aus der lektüre des buches "jedes kind kann schlafen lernen" und dem struwelpeter... dagegen wirkt jede praktikantin im kindergarten wie eine promovierte entwicklungspsychologin (c: zum alltag: wir haben eine 14 monate alte tochter, momentan bin ich noch vollzeitmama, werde vermutlich ab herbst für einige stunden in der woche einen jugendlichen betreuen. in dieser zeit wird emilia bei meiner mutter wunderbar versorgt. mein mann ist selbständig, arbeitet bis ca. 17 uhr. logisch ist, dass ich die hauptbezugsperson bin, um einem kind genügend sicherheit und nähe zu geben, ist eine person tagsüber auch erstmal ausreichend, abends und an den wochenenden ist natürlich papa angegesagt (c: hausarbeit: emilia findet wäsche aufhängen klasse, war als baby im tuch mit dabei, dann sass sie daneben, inzwischen hilft sie nach kräften... beim einkaufen ist sie natürlich dabei, putzen schraube ich auf notwendigkeiten zurück, meine fenster sind vielleicht nicht der stolz einer perfekten hausfrau, aber prioritäten setzen ist nun mal wichtig. emilia schläft seit dem tag ihrer geburt bei uns im bett, wurde nie schreien gelassen, wird noch gestillt, ist ein inzwischen sehr ausgeglichenes und glückliches kind. als säugling brauchte sie 24 std. körperkontakt, den sie bekam. nicht zuletzt deshalb fühlt sie sich vermutlich jetzt so wohl in ihrer haut, und alle unkenrufer ("sie wird euch tyrannisieren, ihr kriegt sie nie mehr aus dem bett, ihr müsst sie doch auch mal weggeben damit sie sich dran gewöhnt, blablabla") sind jetzt voller begeisterung über dieses ach so brave kind, "was habt ihr für ein glück!" in der trotzphase wird vermutlich wieder weitergeunkt werden, nun ja, so ist das leben... wer sprach je von "ohne jegliche fremdbetreuung"? ich denke es ist ein unterschied, ob ein kind einen nachmittag in der woche bei oma verbringt oder ob es von 8 bis 17 uhr in die krippe geht! und weisst du was? wenn ich meine mütterkolleginnen so sehe, deren kinder geferbert, fremdbetreut, ja nicht verwöhnt durch zuviel rumtragen, und so weiter und so fort sind, habe ich oft den eindruck, dass diese wesentlich gestresster sind als ich. vielleicht weil es viel anstrengender ist, ständig zu versuchen, die bedürfnisse eines babys zu ignorieren oder zu ändern, anstatt auf sie einzugehen? hätten wir ein zweites oder drittes kind, würde entweder babyschwimmen etc. wegfallen oder mein mann würde hingehen oder oder oder... ausser bei drillingen hat man auch selten drei kinder im gleichen alter, sechsjährige müssen unter umständen nicht mehr in den schlaf gewogen oder gestillt werden - wenn doch ist phantasie angesagt, vielleicht tandemstillen? ich denke es ist oft schon damit getan, nicht alles zum problem zu machen. emilia hat bis sie 8 monate alt war nie vor 23.30 uhr geschlafen, dann haben wir eben das beste draus gemacht und uns gefreut, dass sie so viel von ihrem vater hat. von einem tag auf den anderen schlief sie ab 20 uhr - auch gut, bleibt meinem mann und mir wieder mehr zeit (c: oft ist es einfach eine frage der sichtweise. was meine rente angeht: wir sind in der glücklichen lage, bis dahin hoffentlich unseren alten bauernhof abbezahlt zu haben und mit "normalen" rentenbeträgen auszukommen. wenn nicht, muss emilia halt ihre kinder fremdbetreuen lassen und für uns arbeiten *g* ach ja fast vergessen: ich bin vor emilias zeiten z.t. monatelang durch asien gereist. eine thailändische mutter würde dich verständnislos ansehen, da sie überhaupt nicht auf die idee kommt, dass man ein baby NICHT mit sich herumträgt, es in einem anderen zimmer schläft, etc. lediglich familien, die versuchen, das ach so tolle westliche vorbild nachzuahmen, werden verstehen wovon du eigentlich sprichst... puh, was für ein roman, ich hoffe ich hab nichts vergessen (c: lg sandra

Mitglied inaktiv - 10.07.2003, 22:45



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

Hallo ! Ich finde die Frage gut gestellt und interessant. Wir sind selbst ein "Arzthaushalt" und mein Mann arbeitet unglaublich viel (ich Pausiere). Ich habe mich auch schon gefragt, wie er bei all der Arbeit einen häufigen körperlichen Kontakt zu allen unseren kleinen Kindern schaffen soll (viel tragen, schmusen etc.), der ja so wichtig auch von vaterseite sein soll, wenn er 70 Stunden die Woche arbeitet, damit ich zuhause sein kann. Cosma

Mitglied inaktiv - 11.07.2003, 09:35



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

Die Mütter in Südamerika, Afrika oder irgendwo in Asien haben nicht das Problem sich für ihre Kinder 10 Beine ausreißen zu müssen. Dort kümmern sich mehrere Verwandte und Bekannte gegenseitig um ihre (Enkel)Kinder. Ich als allein erziehende Mutter komme relativ schnell an meine Grenzen. Wenn ich dann nicht ein gut funktionierendes soziales Netz haben, ist es Essig. Da würden auch keine technischen Errungenschaften helfen.

Mitglied inaktiv - 11.07.2003, 16:07



Antwort auf: Diskussion vom 8.7. 11.15 und später - Sandra, Dr. Posth, Lenja ...

hi, also grundsätzlich kann ich Karin nur zustimmen *Applaus*, weil mir ähnliche Gedanken auch schon im Kopf rumschwirrten. Ein (Ego)Paradigma wenn ich mein Kind fremdbetreuen lasse für wenige Stunden? Wer weiß. Ich als Mutter die zuhause ist, stillt, nicht-schreien-läßt, familienbettelt und deren Repertoire sich ansonsten auf "Häschen Hüpf", "Alle meine Entchen" und ein paar Lego-Kenntnisse begrenzt möchte den Erzieherinnen durchaus mehr als das zutrauen. Natürlich kann ich mir diese Kenntnisse über Erziehungsratgeber "on the fly" aneignen, aber ob das eine praktische Ausbildung wettmacht? Eine Gruppe kann ich für meinen Sohn auch nicht daheim organisieren und was ist wenn er kein Interesse hat mir beim Haushalt zuzusehen und 24h am Tag mit mir abzuhängen? Ich für meinen Teil habe meine Kindergartenzeit recht positiv in Erinnerung. Ich finde es erstaunlich das einerseits Grundregel der Natur oder Urvölker zu Hilfe genommen werden um langjähriges Stillen, Familienbett, Tragetuch etc. als Muß zu deklarieren - das Vorhandensein der Großfamilie/Gruppe aber unter den Tisch gekehrt wird. Man muß sich fragen inwiefern eine Frau, denn das ist nach wie vor das übliche Bild, es schafft ohne sonstige Hilfe ein Kind aufzuziehen, den Haushalt zu führen, Einkäufe zu erledigen und dabei nicht mal den Mut verlieren, weil Kinder sich dummerweise nicht an die Tips und Ratschläge halten. Mich interessiert auch die praktische Umsetzung der Erziehungratgeber, weniger Dr. Kast-Zahn, die es sich einfach macht, als vielmehr Dr. Sears der 7 Kinder hat, Bücher schreibt, als Arzt praktiziert, Vorlesungen hält und! treusorgender Vater ist (und Babybalkone verkauft). Respekt. Grüße und noch ein Schulterklopfer für Karin, Sandra

Mitglied inaktiv - 11.07.2003, 19:51



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Mitglied inaktiv - 13.07.2003, 21:12



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