Tochter (20 Monate) war ein Refluxbaby und ist sehr temperamentvoll. In den letzten Monaten erbricht sie oft aus dem Nichts. Der Kinderarzt hat gemeint, es wär alles ok, wollte nichts gegen Reflux verschreiben. Trotzdem habe ich 3x die Woche (oder mehr) Brechattacken, meist auch nach sehr geringfügigem Schreien (15 Sekunden) z.B. beim Anschnallen im Flugzeug oder im Auto, beim Einschlafen, bei manchen Trotzattacken.
Obwohl ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen (ich mache ruhig sauber, als ob nichts gewesen wäre), finde ich, dass es meine Reaktion beeinflusst: d.h. ich versuche Brüllattacken zu vermeiden, setze mich nur durch, wenn es sein muss. Im Kontext des Einschlaf-Abstillens sehr schwierig... Ich glaube nicht, dass sie das steuern kann (noch nicht), sie wirkt selbst überrascht davon, aber soll jede Aufregung Brechen hervorrufen?
Kann ich etwas tun, um die Brechattacken zu vermeiden und mich wenn nötig (!) trotzdem durchzusetzen ? Danke Ihnen!
von
blah
am 06.08.2012, 07:56
Antwort auf:
Brechen bei geringfügigem Schreien
Hallo, es gibt die Neigung bei einigen Kindern, das Erbrechen im Affekt zur Durchsetzung des eigenen Willens einzusetzen. Auslöser hierfür sind neben der leichten Brechbereitschaft Erfahrungen mit dieser Reaktion im Rahmen einer Erkrankung. Die Erfahrung lautet Besorgtheit der Bezugsperson und ihre prompte Reaktion mit Gewährung dessen, was das Kind wollte. Am häufigsten wird diese Reaktion beim Essen selbst eingesetzt, wenn aufgegessen werden soll oder das Kind überhaupt zum Essen gezwungen wird. an dieser Stelle macht sie auch einigermaßen sinn, aber die Ausweitung erreicht dann auch andere Zusammenhänge. Das ganze Symptombild nennt man Rumination.
Zunächst sollte man sich fragen, ob man von seinem Kind nicht zu viel verlangt oder irgendetwas, was ihm in Wahrheit nicht zuzumuten ist. Diese Dinge sollten dann im Vorfeld gemieden werden, damit es gar nicht erst zum Ruminieren kommt. Merkt man dann, dass es soweit ist, kann man versuchen, sein Kind durch kurzes energischen Anreden im Anlauf zu unterbrechen, denn die Retroperistaltik (Rückwärtsverkehr im Magen-Darm-Trakt) benötigt ein paar Sekunden zur Auslösung. Danach hilft nur die ärgerliche Reaktion und das Beseitigen der Bescherung. Aber weder lautes Schimpfen nocht Strafen helfen, diese Neigung zu unterbinden. Es geht nur mit Geduld, Nachsicht und klaren Reaktionen bei sich selbst. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 07.08.2012