Hallo, meine Zwillinge (31. SSW, unkor.6,5 M.) mussten nach Geburt ca. 8W auf Station bleiben, Kangeruhen ca. 2 Std. pro Kind/Tag, nach Entlassung erfolgt die tägliche Versorgung durch mich, abends mein Mann.
Wie sieht es mit dem Bonding/Urvertrauen aus? Konnte durch die traumatische Anfangszeit in der Klinik, den fehlenden Kontakt nach der Geburt überhaupt ein Bonding seitens der Kinder stattfinden? Hänge an Beiden, weiß aber auch nicht, ob das Band anders/fester wäre, wenn ich diese direkt nach der Geburt bei mir gehabt hätte. Frage mich auch, ob meine Mutter-Kind-Beziehung so eher einer „Vaterbeziehung“ ähnelt, da das ganze, von der Natur geplante „drumherum“ bei mir ja weggefallen ist und ich auf anderem Weg eine Beziehung zu den Kindern aufbauen musste (wie halt der Vater). Welche Konsequenzen hätte das für mein unbewusstes zukünftiges Verhalten gegenüber den Kindern? Welche Maßnahmen können Sie empfehlen um ein geringes oder gar fehlendes Urvertrauen auf/auszubauen? Danke!
von
Inni77
am 02.12.2013, 07:24
Antwort auf:
Bonding und emotionale Entwicklung bei Frühchen
Hallo, welche Auswirkungen das "bonding" exakt auf die Mutter-Kind-Bindung hat, ist generell schwer festzustellen. Es gibt einfach dafür keine genauen Messinstrumente. Dazu kommt, dass sich im Laufe der ersten Lebenswochen neue Bindungsaspekte ergeben, die sich auf den allerersten Moment drauflagern, so dass gar nicht mehr unterschieden werden kann, was wie genau gewirkt hat. Sicher ist, dass das sofortige Anlagen des Baby an die Brust die Milchbildung optimal gefördert wird und auch der Saugreiz einen ersten kräftigen Impuls bekommt. Das wirkt sich alles förderlich auf das Stillen aus. Sicher ist auch, dass der erste gemeinsame Moment der Mutter mit dem Baby ideal ist, um ein harmonisches Verhältnis zwischen Mutter und Kind herzustellen und z.B. dem Baby Blues entgegen zu wirken. Insofern ist das bonding immer zu fördern.
Aber ob die Unruhe und das Schreien eines jungen Säuglings Wochen später auf fehlendes bonding zurückzuführen ist oder auf andere ungünstige Einflüsse, lässt sich nie genau unterscheiden. Wenn die Mutter, wie in Ihrem Fall, auch ohne echtes bonding eine starke Beziehung zu ihrem oder ihren Baby(s) aufbaut, dann ist diese genauso wertvoll wie mit bonding. Und das Urvertrauen ist ja immer eine Bilanz aus alle, was im ersten Lebensjahr passiert ist. Da sind singuläre Ereignisse immer nur mit beteiligt, aber allein nie ausschlaggebend. viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 04.12.2013