Frage: Bocken

Sehr geehrter Herr Dr. Posth! Unsere Tochter (6 Mon.) ist sehr lieb. Sie bockt ab und zu aber das NIE ohne Grund (bisher zumindest), z. B. wenn sie sehr mit der Verdauung zu kämpfen hat (mußte plötzlich abstillen und Flasche geben), mehr aber, wenn sie müde ist (Schlaf: 14-16 Std./tlg.). Lege ich sie hin ist sie sofort ruhig und schläft auch. Ist es dann in Ordnung wenn sie in solchen Situationen mit Grund bockt? Soll man das durchgehen lassen? Wenn ja, sollte man es auch durchgehen lassen, wenn kein Grund zu erkennen ist? Mehr als ein strenges "nein" würde ich eh nicht machen. Oder was denken Sie bezüglich Dinge "verbieten" in diesem Alter z. B. Brille runterreißen und sehr heftige Bewegungen auf dem Arm einer Person liegend machen? Danke für Ihre Antwort! Schade, daß das Forum immer nur so "kurz" geöffnet ist. Manchmal fallen einem unter der Wochen Fragen ein, die muß man sich direkt aufschreiben und bis Montag früh warten! Eine schöne Woche und Danke!

Mitglied inaktiv - 05.07.2010, 07:41



Antwort auf: Bocken

Hallo, für mich ist weder der Begriff "bocken" noch die Formulierung "durchgehen lassen" in diesem Alter für ein Kind angemessen. Denn dahinter verbergen sich Grundaufassunge, die für den Säugling noch nicht zutreffen. Das betrifft auch die Vorstellung, einem Säugling könne man etwas verbieten. Sie können ihm nur Angst machen, und er unterlässt im besten Fall die Handlung, die nicht gewünscht ist. Auch wenn Sie ihrer Tochter ganz offensichtlich nur böse sind, bekommt sie Angst, weil sie befürchten muss, dass sie Bindungsanteile verliert, und das kann sich ein Kind nicht leisten. Es geht also nur so, dass Sie als ihre Mutter aufspüren, was ihr Unbehagen und ihren Missmut hervorruft, und das sollten Sie dann abstellen. Das ist die Grundaufgabe der primären Bezugsperson, die Sie für Ihre Tochter sind. Wenn Sie etwas unbedingt verhindern wollen, wie das Heruntereißen der Brille, dann müssen Sie dafür sorgen, dass es ihre Tochter nicht ausführen kann. Viele Grüße PS: wenn das Forum nicht begrenzt wäre, könnte ich den ganzen Tag Fragen beantworten und hätte für nichts anderes mehr Zeit, so hoch ist leider der Andrang.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 07.07.2010