Hallo Herr Dr. Posth,
Unser Sohn (6J) malt im Kiga fast nur Bilder von Krieg, Tod, Gewalt und Zerstörung (seine Freunde malen ähnliche Bilder). Die Erzieherinnen sind unterschiedlicher Ansicht (wenn sie es mitbekommen). Ein Teil findet es gut, wenn die Kinder so ihre Aggressionen abbauen (das ganze Spiel der Kinder ist negativ und destruktiv), ein anderer Teil ist (wie auch ich) der Meinung, dass man mit den Kindern über die Bilder reden und ihnen auch Alternativthemen vorgeben kann.
Ich habe den Eindruck, dass viel von einem Kind ausgeht, dass unser Sohn gerne als Freund hat und er sich darum auch gerne mitziehen lässt (haben einige Erzieherinnen bestätigt).
Ist es besser die Kinder gewähren zu lassen oder mit ihnen zu sprechen bzw. Alternativen anzubieten?
Würde es Sinn machen eine Freundschaft zu verbieten? M.E. nicht, aber welche Alternativen kann ich
ihm bieten? Irgendwie sind alle gleichaltrigen Kids in dieses Geschehen involviert.
Viele Grüße
Ulli
Mitglied inaktiv - 27.02.2006, 20:24
Antwort auf:
Bilder und Spielen
Liebe Ulli, bevor die von Ihnen gestellte Frage zu erörtern wäre, stellt sich meines Erachtens zunächst einmal die Frage, wo die Quellen für eine solche destruktive Thematik zu suchen sind. Zwar ist es richtig, daß die Themen Zerstörung, Tod und Gewalt schon bei 6jährigen aktuell sind und sogar der Entwicklungsphase entsprechen, jedoch füllen sie gewöhnlich eher eine Randfunktion in der geistigen Auseinandersetzung mit der Lebensumwelt aus. Durch intensive Gewaltdarstellung im Fernsehen oder bei Computerspielen setzt sich in der Köpfen der Kinder aber heutzutage zunehmend eine Manipulation dahingehend durch, Gewalt als etwas Normales und immer Präsentes zu verstehen. Davon sind die Kinder aber beeindruckt, nicht zuletzt deshalb, weil sie weder den manipulativen Charakter der Medien erkennen können, noch dem Aspekt der Gewalt einen gebührenden Platz im Weltgeschehen zuordnen können. D.h. die Kinder sind diesen Eindrücken hilflos ausgeliefert.
Erst jetzt sich Ihre Frage beantworten. Ich meine, es ist richtig, wenn die Kinder ihre innere Bewegtheit durch sich immer wieder ins Bewußtsein einschleichende Phantasien zu Papier bringen und damit wenigstens z.T. abbauen. Viel wichtiger aber sind 2 andere Dinge: Erstens das klärende und relativierende Gespräch mit pädagogisch erfahrenen Erwachsenen und zweitens das Abstellen solcher Quellen! Es ist dummer Unfug zu erzählen, man könne Kinder nicht vor der Wiklichkeit abschotten und müßte sie von früh auf gegen Gewalt auf diese Weise quasi immunisieren. Das ist die Ausrede für alle, die nachlässig mit der Medienwelt im Kinderzimmer umgehen. Ein langes und umfangreiches Thema... Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 01.03.2006