Frage: Bewusstes vorausschauendes Handeln, Manipulation

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, wie schön, dass Ihr 3. Buch endl. herausgekommen ist, ich bin schon mit Eifer am Lesen! Unser Sohn (im Juli 2), forumsgemäß aufgezogen, ist sehr impulsiv mit ausgesprochen niedriger Toleranzschwelle. Letztens ging die große Schwester mit zu den Nachbarn, er sollte hoch baden. Er hat gebrüllt wie am Spiess, und geschrieen, dass er auch mitwill, völlig außer sich und verzweifelt. Keine Beruhigung in Sicht. Wir sind dann auch nochmal für ein paar Minuten mit ihm rübergegangen weils ihm "so wichtig war", danach wars gut.SchwiMu meinte, dass er sich das nun merken werde+seinen Willen so immer durchsetzen werde, mit Gebrüll. Abgesehen davon, dass sie und ich wohl 2 verschiedene Bilder vom Kind haben: Aus Ihren Werken wissen wir, dass Babies noch nicht bewusst vorausschauend handeln (manipulieren!) können. Ab wann lernen Kleinkinder das? Wann können Babies / Kleinkinder Ursache / Wirkung lernen, ab wann können sie es bewusst einsetzen? Danke.

von Kunderella am 13.05.2013, 09:08



Antwort auf: Bewusstes vorausschauendes Handeln, Manipulation

Hallo, jetzt, also mit 2 Jahren können Kinder langsam ursächliche Zusammenhänge erkennen und Handlungen und Folgen abschätzen. Dieser geistige Fortschritt erster logischer Verknüpfungen im Kopf ist in Zukunft unaufhaltsam. Und damit wächst natürlich die Intelligenz, die selbstverständlich zum eigenen Vorteil auch gleich eingesetzt wird. Das Kind ist in diesem Alter ja noch absolut egozentrisch ausgerichtet. Aber das braucht es auch zur Ausbildung eines gesunden ausgewogenen Selbst. Daher sind die Auseinandersetzungen zugegeben oft anstrengend. Aber das sind natürliche Notwendigkeiten, die sich wieder in der nächsten großen Entwicklungsphase durch Empathieentwicklung und den geistigen Perspektivwechsel ins Prosoziale umkehren (gesunde emotionale und psychosoziale Entwicklung vorausgesetzt). Sie werden das alles in meinen Büchern beschrieben finden. Es stimmt also, was Sie sagen, Babys können das nicht, aber 2-jährige im Trotzalter fangen damit an. So sollte man nicht bei allem nachgeben, aber da, wo es unproblematisch und unverfänglich erscheint, kann man durchaus nachgeben, denn aus irgendetwas muss ein Kleinkind ja auch sein Selbstbewusstsein speisen. Viele Grüße und danke für Ihre netten Worte.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 16.05.2013