Guten Tag Herr Posth
Meine Tochter wird seit 1, 5 monaten von Opa, Oma u ihrer Tante ca 20h in der Woche betreut. In der Zeit gehe ich arbeiten.
Zu Beginn hatte ich selbst große Schwierigkeiten wenn meine Tochter 1, 5 J nicht bei mir war, konnte den Trennungsschmerz aber verdrängen. Ausserdem dachte ich es wird mit der Zeit bei mir besser wird aber eher schlimmer. Stimmt etwas mit mir nicht? (Meine Mutter war immer für mich da)
Ausserdem möchte sich meine Tochter nicht mehr von mir verabschieden (läuft weg etc) u wenn ich wieder komme freut sie sich zwar aber kommt nicht gleich auf meinen Arm. Ist das vermeidendes Verhalten? Was würden sie raten zu tun?
Herzlichen Dank für ihre tolle Arbeit hier
von
chichi81
am 25.11.2013, 07:30
Antwort auf:
Betreuung Oma, Opa u Tante
Hallo, ja, leider muss man das so sehen, wobei Vermeidung zunächst einmal nur ein Verhaltensstrategie ist, mit belastenden Situationen besser fertig zu werden. Nur ist es so, dass durch die Vermeidung der innere Kontakt zu den eigenen Gefühlen gekappt wird und keine Bewältigung stattfindet. Insofern ist Vermeidung ein Risikofaktor für Entwicklungskrisen und Beziehungsstörungen. Ich nehme an, dass das auch der Grund ist, warum Sie sich mit der Trennung von Ihrer Tochter auch so schwer tun. Sie verlieren ein bisschen die innige Beziehung zu ihr und das schmerzt Sie. Nun ist unsere Gesellschaft, schon allein aufgrund des sozialpolitischen Drucks, nicht mehr bereit, dem Nachhängen solcher Gefühle stattzugeben. Sie werden also wenig Verständnis finden für das, was Sie durchmachen. Man wird sagen, dass Ihre Tochter schon viel Selbstständigkeit zeigt, was erwünscht ist, und Sie zu viel "klammerten".
Mit Ihnen ist alles in Ordnung und die mütterlichen Gefühle, die Sie haben, sind die richtigen. Wahrscheinlich aber werden Sie die frühe Fremdbetreuung so weiter fortführen müssen und mit Ihren Gefühlen müssen Sie fertig werden. Diese innere Zerrissenheit teilen Sie mit sehr vielen Müttern. Sie ist ein Zeichen für die Unachtsamkeit, mit der die Gesellschaft Eltern-Kind-Bindungen betrachtet. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 27.11.2013