Frage: Bestimmer?

Hallo Herr Dr. Posth, vielen Dank für Ihre Hilfestellungen. Ich habe noch eine Frage bzgl. meiner Tochter (3 J.). Sie war schon immer sehr bestimmend und hatte ihren eigen Kopf. Wenn nun Dinge nicht so laufen wie sie möchte, versucht sie ihren engsten Bezugspersonen ihren Willen aufzuzwängen. Z.B. muss man aus einer bestimmten Position aufstehen, den Nuckel nur im stehen aufheben, beim spielen dürfen die Tiere nur bestimmte Sachen sagen usw.. Wie geht man damit am besten um? Ich gehe diesen Wünschen natürlich nicht immer nach und dann gibt es riesen Geschrei. Will sie uns den Willen aufzwingen oder ist sie dann einfach nur frustriert, dass es nicht so läuft wie sie es sich vorstellt? Bei gleichaltrigen Kindern lässt sie sich fast alles gefallen und ist eher zurückhaltend. Bei uns ist sie das temperamentvolle Gegenteil. Wie kann ich ihr helfen und wie verhalte ich mich am besten? Ich möchte natürlich nicht immer nachgeben und für mich "absurde" Wünsche erfüllen. Vielen Dank.

Mitglied inaktiv - 21.05.2007, 14:01



Antwort auf: Bestimmer?

Stichwort: Umgang mit dem kindlichen Willen Hallo, das Bedürfnis, den eigenen Willen bei einem anderen Menschen durchzusetzen, hat etwas Zwanghaftes. Der Zwang aber ist ursprünglicher Bestandteil des Willens. Die "Aufgabe" im frühen Kindesalter besteht für den Menschen darin, das zwanghafte im Willen zu überwinden und das Nachgiebige im Willen siegen zu lassen. Aber das geht nicht so einfach. Denn ob der Wille zwanghaft ist oder nachgiebig hat meiner Auffassung nach etwas mit den verinnerlichten guten Gefühlen in der Säuglingszeit zu tun. Das ist schwer zu verstehen, aber in meinem Langtext über die emotionale Entwicklung des Kindes und das emotionale Bewußtsein, link oben links, versuche ich diese Zusammenhänge zu erklären. zwanghaftigkeit kann allerdings auch Resultat einer Veranlagung sein. Das aber ist dann ererbt und man hat es öfter in der Familie. Wie dem auch sei, Sie können natürlich nicht diesen kuriosen Ansprüchen Ihrer Tochter einfach so nachgeben. Es hat auch keinen Zweck, denn dadurch wird sie nicht befreit davon, sondern sie wird sich immer schwierigere und verrücktere Anweisungen ausdenken. Das ist die Wirkung des Zwangs an sich und der ist resistent gegen die Vernunft. Am besten ist es, Sie verhalten sich völlig normal und trösten ihre Tochter dafür, daß Sie ihren Anweisungen nicht Folge leisten können. Geben sie ihr einfach rationale Erklärungen dafür und sagen Sie ihr, das die Dinge selbst es so wollten, wie Sie es gemacht haben. Und die Dinge oder Tiere dürfen ja selbst bestimmen, was ihnen die Natur aufgibt. sollte sich aber die Zwangserscheinungen immer weiter verschlimmern, müssen sie sich unbedingt an einen Kinderpsychotherapeuten(in) in Ihrer Nähe wenden. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 25.05.2007