Frage: Besitzanspruch

Lieber Herr Posth, meine Tochter (26 Mon. alt) ist sicher gebunden, sehr selbstbewusst und freundlich, was wohl daher kommt, dass wir uns so intensiv um sie kümmern. Ich bin den ganzen Tag mit ihr zusammen. Bindung ist sehr gut, keine Probleme. Loslösung auch super, Papa ist ihr ein und alles. Sie betet ihn förmlich an und ist absolut begeistert von ihm. Sehr enge Beziehung. In der letzten Zeit fällt uns auf, dass sie ihren Papa nur sehr ungern mit anderen Leuten teilt. Sie guckt z.B. schon mürrisch, wenn mein Mann mich umarmt und ist dann richtig beleidigt. Wenn die Oma zu Besuch kommt und Papa in dieser Zeit nicht mit ihr spielt, möchte sie, dass die Oma nach Hause geht. Zwar ganz lieb, aber eben aus dem Grund, damit sie ihren Papa wieder für sich hat. Sie ist dabei nicht aggressiv. Allerdings möchten wir später auch ein 2. Kind haben, was ja wirklich Grund für Eifersucht wäre. Sollten wir damit lieber noch warten, um sie nicht zu verunsichern? Ansonsten alles problemlos. Danke!

Mitglied inaktiv - 15.05.2006, 20:55



Antwort auf: Besitzanspruch

Hallo, meist ist nur die primäre Bindung, also die zur Mutter so exklusiv, so daß jeder Andere, die darin vorkommt gleich als Konkurrenz angesehen wird. Im Einzelfall ist das aber auch auf die sekundäre Bindung, also das "Loslösungsobjekt", anzuwenden. Die eigenen Geschwister hingegen werden aber von jedem Kind ganz anders gewertet und dann geht es nur noch um Konkurrenz untereinander. Die ist aber naturgegeben und führt zu mancher Rangelei, die hinzunehmen ist. Dem zweiten Kind stünde also aus diesem Blickwinkel nichts im Wege. Daß ein Kind auch schon mal wie "eifersüchtig" reagiert, wenn sich die Eltern offensichtlich lieb haben, erkläre ich etwas anders. Meiner Auffassung nach möchte das Kind die jeweiligen Rollen in seinen Eltern klar vertreten sehen und ist irrtiert, wenn diese Muster in der zärtlichen Einigkeit plötzlich verschwimmen. Vom Ödipus- und Elektra-Komplex bin ich nicht überzeugt. Diesem Wunschverhalten gibt man dann am besten auf freundliche Weise nach, denn das Problem verliert sich von alleine. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.05.2006