Frage: berichterstattung

hallo herr dr. posth.also,nachdem ich mich an einem tag mit dem buch an die tür setzte und meine tochter sich erst nicht traute und nur bei mir blieb,plötzlich ging sie dann mit zum morgenkreis und frühstückstisch.am nächsten tag brachte ich sie in der früh und sagte ihr,ich lese wieder,aber heute in der garderobe.sie war schon bissl verunsichert,stimmte dann aber zu und blieb mit im gruppenraum.ging eine halbe stunde gut,dann musste die erzieherin telefonieren und sie kam "mama,mama"weinend zu mir gerannt.ich ging mit ihr wieder rein,setzte mich auf meinen stuhl an der tür und sie blieb bei mir.sind wir auf dem richtigen weg oder?wann kann ich es wagen,mal ganz wegzugehen?sie ist immer noch ängstlich,verunsichert,aber sie hielt mich nicht fest,das ist schon mal was.passt sie sich nur an,weil ich sie doch mal schimpfte und schrie,dass sie im kiga bleiben soll..?es sind doch immer anpassungen, die menschen machen, sind die alle schädlich?danke und hoffe tipps für die nächsten schritte

Mitglied inaktiv - 30.04.2007, 12:29



Antwort auf: berichterstattung

Hallo, ausnahmsweise ziehe ich Ihre Frage vor, weil ich weiß, wie es Ihnen unter den Nägeln brennt. Keineswegs sind alle Anpassungsprozesse des Kindes schlecht. Ganz im Gegenteil, ohne Anpassungsmechanismen und -fähigkeiten kann sich kein Kind sozial integrativ entwickeln. Anpassung ist ein Teil der menschlichen Intelligenz. Nur, es darf keine Erziehung zur Anpassung geben, deren Ergebnis schlecht für die weitere psychische Entwicklung des Kindes ist!!! Das gilt auch noch im weiteren Lebensalter, aber irgendwann ist der Mensch in der Lage zu erkennen, was für ihn gut ist und was schlecht und er kann sich entscheiden. Ein Kind in diesem Alter kann das noch nicht, und daher sind wir Erwachsenen für sein Wohlergehen von Grund auf verantwortlich! Die Ausrufezeichen gelten übrigens mehr für die Erzieherinnen, mit denen Sie es im Moment zu tun haben. Was ich aus Ihren Beschreibungen herauslesen kann ist, daß Sie viel zu schnell mit Ihren Schritten voran gehen. Das, was Ihre Tochter braucht und was Sie erreichen wollen, ist ein Prozeß über Wochen und nicht über Tage. Auch mit Anschreien geht es nicht schneller, im Gegenteil, das wirft Ihre Tochter wieder ein Stück zurück. Aber im Prinzip sollten Sie jetzt konsequent so weiter machen. Offenbar akzeptieren es die Erzieherinnen ja. Und achten Sie auf die Signale Ihrer Tochter, wenn Sie einen weiteren Schritt zum persönlichen Rückzug vorhaben. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.05.2007