Seit ca. 3 Wochen plötzlich nun beißt, kneift und zieht meine Tochter (28 Monate) anderen Kindern an den Haaren. Sie beißt, wenn sie etwas nicht haben kann oder man ihr etwas wegnehmen will.
Sie beißt auch, wenn sie sehr aufgedreht ist. Z.B ist sie neulich auf dem Spielplatz gerutscht und unten am Ende der Rutsche saß noch ein Mädchen. Zuerst hat sie das Mädchen vor Freude an sich gedrückt und dann auf einmal hat sie dieses gebissen. Sie lässt dann auch nicht los. Manchmal beißt sie sich auch selbst. Wie verhalte ich mich am besten, denn es ist wirklich sehr anstrengend zurzeit mit ihr. Ich stehe dauernd unter Anspannung, sobald sie mit anderen Kindern zusammen ist. Sie beißt eben auch nicht immer so harmlos, und das ist mir sehr unangenehm. Wie erklärt sich diese Phase?
Mitglied inaktiv - 08.05.2006, 12:52
Antwort auf:
Beissen
Stichwort Aggressivität bei Kleinkindern
Hallo, im 3.Lebensjahr entwickelt sich (nach meiner Vorstellung) der Aggressionstrieb. Sicher gibt bei stark aggressiver Veranlagung auch schon früher entsprechende Anzeichen.
Die natürliche Aufgabe der Aggression im Menschen besteht zunächt einmal darin, seine Selbstentwicklung zu unterstützen und Angriffe auf das Selbst abzuwehren. Es geht also um eine Verteidigungsfunktion. Die Mittel, die das Kind dafür wählt, haben etwas mit den vorzeitlichen Verhaltensmustern zu tun, die die Evolution im Menschen festgelegt hat. Das Beißen gehört dazu, wie das Schlagen, Treten, Kneifen und vieles andere mehr.
Die erzieherische Aufgabe lautet nun, die attackenförmigen, aggressiven Akte, die dem Anderen Schmerzen bereiten oder ihn verletzen, durch Induktion auf ein friedliches Gleis umzuleiten. Induktion (s.a. gezielter Suchlauf) bedeutet, daß man als "Geschädigter" seine Verletzheit etwas übertrieben zur Schau stellt, damit das Kind "in sich geht" und durch promtes Trösten Wiedergutmachung leistet. Geschickterweise schützt man sich natürlich vorher schon vor dem Angriff, damit die Auswirkungen gar nicht erst so schlimm werden. Gleiches gilt für den Angriff auf ein anderes Kind. Die Betroffenheit zeigt das andere Kind schon ganz von alleine. Als Eltern sollte man in solchen Fällen sein Kind dazu anhalten, das andere Kind zu trösten und an ihm Wiedergutmachung zu üben. Dazu wählt man, wenn Belehrung nicht ausreicht, das Mittel des guten Vorbilds. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 09.05.2006