Frage: beißen/Beißversuche....

Hallo, mein Sohn (fast 3J.) beißt mich/meine Mutter bzw. versucht es ständig.....angefangen hat es vor etwa 6-8 Wochen, dann aber "nur", weil er eben seinen Willen nicht bekam! Aber mittlerweile macht er es nur noch einfach so -aus heiterem Himmel einfach so zwischendurch (wir können mitten im Spiel sein oder ein Buch am gucken) --WARUM???? ICh hab anfangs auch sogar zurück gebissen, ihm auf den Mund gehauen; dann hab ich es mit ins Zimmer schicken versucht. Eine Zeit lang klappte es ganz gut, wenn er dann kein Fernseh mehr gucken durfte (abends das Sandmännchen) oder seine Lieblings-CD kam weg.......dann hatten wir mal so 1-2 Tage Ruhe- ohne beißen!! Aber nun interessiert ihn das alles absolut nicht mehr; er regt sich dann zwar tierisch auf und brüllt, aber dann ist es gut. Auch hab ich versucht seine Beißversuche zu ignorieren, gar nicht groß drauf eingehen/ablenken --hatte mir Fr.Schuster hier im Forum geraten-- aber auch das stört ihn nicht....er beißt weiterhin!!

Mitglied inaktiv - 09.05.2005, 19:29



Antwort auf: beißen/Beißversuche....

Stichwort: Aggressivität bei Kleinkindern Liebe Cäcilia, zwei Fehler liegen Ihrem Vorgehen zugrunde. Erlauben Sie mir diese zu benennen. Erstens darf man nicht!!! zurückbeißen. Ich habe das hier im Form schon mehrfach herausgestellt und auch in meinem Langtext, link oben links, an geeigneter Stelle genauer erklärt. Wenn Sie zurückschlagen oder gar zurückbeißen passieren zwei Dinge: Sie als Mutter erlauben damit ihrem Kind exakt das Fehlverhalten, das Sie eigentlich verbieten wollten. Sie erlauben es, weil Sie es selber tun. Dabei werden Sie zu einem schlechten Vorbild, denn Kinder imitieren noch sehr das Verhalten ihrer Bezugspersonen. Wenn Sie also ein unerwünschtes Verhalten Ihres Kindes "wegerziehen" wollen, dann dürfen sie dieses Verhalten auf keinen Fall selbst anwenden. Der zweite Fehler: Ein Kind kann seine Gefühle nicht mit dem Verstand korrigieren. Selbst uns Erwachsenen fällt das oft noch sehr schwer. Wenn Ihren Sohn also die Beißwut packt (in der Aggression des Menschen angelegt), dann kann er sich nicht bremsen, weil er abends kein Sandmännchen gucken darf. Insofern zielt Ihre Strafe vollkommen ins Leere. Das müssen Sie sich am Abend von Ihrem Sohn dann erklären lassen. Nun haben Sie also selbst eine Steilvorlage zum Beißen ihrem Sohn gegeben, und jetzt ist es doppelt schwierig, diese Sache wieder rückgängig zu machen. Am besten sprechen Sie mit Ihrem Sohn in entspannter Athmospäre und kindlicher Manier über das Beißen und bekennen ihm, daß es ganz falsch war, daß auch Sie ihn gebissen haben. Das müssen Sie ihm aber in Abständen bestimmt mehrmals sagen, denn diese Kehrwende seiner Mutter versteht er nicht mit einem Mal. Erst dann können Sie darauf abheben, auch sein Beißen als negativ und verwerflich darzustellen, und zwar weil es dem anderen weh tut, weil es die Haut des anderen beschädigt, schlicht weil man Menschen nicht essen kann. Ein Kind versteht diese Aussage sofort, obwohl sie provozierend klingt. Wenn er es im Affekt dann trotzdem wieder tut, dann reagieren Sie bitte so, wie ich es unter dem Begriff "Induktion" hier schon mehrfach erklärt habe. Gehen Sie dafür in den Suchlauf. Wenn Sie das ein paar Mal überzeugend gemacht haben, hört das Beißen auf. Sollten sie Ihren Sohn auch schon einmal im Affekt geschlagen haben, egal wohin, verfahren Sie bitte ganz genauso. Sie wollen doch auch nicht, daß Ihr Sohn eines Tages Sie zurück schlägt, oder außerhalb von Zuhause andere, schwächere Kinder. Wenn Sie noch Fragen haben, bitte wieder melden. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.05.2005



Antwort auf: beißen/Beißversuche....

Einerseits möchte ich einfach nur verstehen, warum er das macht -- klar, er will seine Grenzen austesten, aber irgendwann muß er sie doch auch mal kapieren !!!??? Wenn ich ihm z.B. androhe, wenn er nochmal beißt,daß er dann kein Sandmann mehr gucken darf- und er beißt trotzdem -dann halte ich das auch durch! Er "erklärt" mir dann auch abends ganz genau, warum er nicht gucken darf..da denke ich dann schon,dass er es im Grunde verstanden hat - aber helfen tut es trotzdem nicht !!! was kann ich also noch machen??

Mitglied inaktiv - 09.05.2005, 19:34



Antwort auf: beißen/Beißversuche....

Hallo, erstmal ganz lieben Dank für ihre Antwort. Dass es nicht richtig ist, ihn einfach zurück zubeißen, weiß ich im Grunde selber, aber in manchen Situationen wußte ich mir keinen Rat mehr und dachte, evtl. kapiert er es ja dann so!!?? Aber ich habe es auch gleich danach wieder aufgegeben,da es nichts geholfen hat; dann ging es eben weiter mit.....

Mitglied inaktiv - 11.05.2005, 18:23



Antwort auf: beißen/Beißversuche....

.....mit den Androhungen "Wenn du beißt,dann gibts kein Fernseh,etc...." ---aber nach ihrer Antwort weiß ich nun auch,dass das auch nicht so richtig ist (VIELEN DANK!!!) und gehe nun nach ihrem Rat vor. Bloß dazu muß ich noch sagen, dass mein Sohn im Grunde schon weiß, dass er mir weh tut, denn sobald er mich gebissen hat, kommt er nun an und streichelt mich und will kuscheln!

Mitglied inaktiv - 11.05.2005, 18:25



Antwort auf: beißen/Beißversuche....

Da denke ich dann, er geht wohl nach dem Prinzip vor:"Erst beiße ich, dann drück ich die Mama mal fest und kuschel mit ihr,und dann ist wieder gut!" ----aber das kann es doch nun auch nicht wirklich sein, oder sehe ich das falsch !?!?! Aber ich werde weiterhin die "arme" Mama spielen, der das beißen soooo weh tut; in der Hoffnung, er hört dann bald mal damit auf -----bloß hab ich immer noch keine Erklärung, WARUM er das überhaupt macht ????!!!!! Denn, wie gesagt, er kommt einfach so zwischendurch, oft auch, wenn wir gerade ein Buch angucken oder schön spielen: schwups und er hat zugebissen !!! Vielen, vielen Dank und alles Gute

Mitglied inaktiv - 11.05.2005, 18:26



Antwort auf: beißen/Beißversuche....

Hallo noch einmal, warum ein Kind überhaupt beißt, das läßt sich nur so erklären: Nach der Evolutionstheorie von Charles Darwin ist der Mensch ein höheres Säugetier mit einem langen Stammbaum in die Vorgeschichte der Lebewesen. Diesen naturwissenschaftlichen Ansatz muß man im Grundsatz anerkennen. Denn das Beißen ist ein sinnvolles Verhalten aus dem Tierreich und somit ein Erbstück auch noch in unseren menschlichen Genen. Tiere beißen um sich zu ernähren, um sich zu verteidigen und anzugreifen, und sie tragen ihre Jungen im Maul in Sicherheit. Schließlich haben die Tiere ja keine Hände, abgesehen einmal von den Primaten. Kleine Kinder bringen diese Gene des Beißens noch von Zeit zu Zeit zum Ausdruck vor allen Dingen, wenn sie wütend sind und sich verteidigen müssen oder angreifen. Aggression ist die Grundlage solcher Impulse und diese Impulse brechen auch zuweilen auch in ganz ruhigen, entspannten Situationen durch. Eine plötzlich aufkommende Erinnerung an eine spannungsgeladene Situation am Vortag genügt, um einen solchen Impuls auszulösen. Was das Kind jetzt lernen muß ist, daß unter Menschen beißwütiges Verhalten untersagt ist und geahndet wird. Und es muß lernen, daß es solche Impulsdurchbrüche korrigieren kann. Bei all dem müssen die Eltern ihrem Kind helfen, und ich meine, es geht nur so, wie ich es hier beschreibe. Simples Abstrafen korrigiert nichts, sondern unterdrückt nur für einige Zeit. Dann bricht der Impuls aber mit umso größerer Macht eines Tages wieder durch. Die Kontrolle muß also von Anfang freiwillig an aus dem Inneren kommen und nicht von außen durch Strafen aufgezwungen. Das geht nur durch Empathieverstärkung, Induktion und Gewissensbildung. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.05.2005



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