Frage: Baby "vernachlässigen"

Hallo Herr Doktor, wir haben eine 3-jährige Tochter und jetzt ein Baby bekommen. Wir, vor allem ich, haben unserer Tochter immer die komplette Aufmerksamkeit geschenkt. Auch unsere Eltern, und auch wenn wir auf dem Spielplatz sind ist es so, das alle Kinder hinter unserer Tochter "hinterherrennen". Jetzt, als das Baby gekommen ist, versuche ich, ihr so viel wie möglich Aufmerksamkeit zu schenken. Sie mag es z.B. nicht, alleine TV zu sehen, sondern möchte mich immer daneben haben. Deswegen "vernachlässige" ich unser Baby, ich spreche nicht viel mit ihm, weil meine Tochter gleich eifersüchtig schaut, ich trage ihn nicht viel. Ich stille ihn, aber währenddessen rede ich mit meiner Tochter. Ich frage mich, ob das dem Baby schaden kann und der Mutter-Kind-Bindung? Herzlichen Dank für Ihre tolle Arbeit!!!

von adrijana am 13.01.2014, 09:23



Antwort auf: Baby "vernachlässigen"

Hallo, je nachdem, wie sehr Sie ihrem kleinen Sohn Aufmerksamkeit entziehen und sich der größeren Tochter zu wenden, kann sich das schon ungünstig auf die Ausbildung der Bindung auswirken. Der bessere Weg ist der, dass sie der Vater verstärkt um das ältere Kind kümmert, damit die Mutter "den Rücken frei hat" für das Baby. Alternativ kämen zur Unterstützung für den Vater andere nahe Familienmitglieder infrage, z.B. die Großeltern. Aber es gibt auch Möglichkeiten, beide Kinder weitgehend gleichmäßig mit Zuwendung zu bedenken. Das geht am besten so, dass man das ältere Kind mit kleinen Aufgaben in die Pflege des Babys mit einbezieht oder mit dem älteren Kind auf dem Boden spielt und dabei sich das Baby einfach dazu legt und mit ihm immer wieder spricht und Körperkontakt hält. Beim Einkauf etc. ist das Baby dann im Tragesäckchen und das ältere Kind an der Hand. Wochenends ist der Vater da und viel sollte viel Zeit mit seinem älteren Kind verbringen und abends sollte der Vater das ältere Kind ins Bett bringen. Fernsehgucken ist für 3-jährige Kinder ohnehin höchstens in seltenen Ausnahmefällen erlaubt. Viele Grüße und danke für Ihr Lob.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.01.2014