Frage: Ausrasten bei fast 4jährigem

hallo, mein sohn ist fast vier, hat eine kleine schwester (fast zwei)und geht seit 1/2 jahr in den kiga... er war eigentlich schon immer sehr anstrengend (jetzt für mich erst im vergleich zu seiner schwester auffällig,soll man zwar nicht, aber sie ist um längen pflegeleichter, nicht anspruchslos). ein richtiges sogenanntes "schreibaby" und auch sehr zu wutanfällen neigend!! der kiga bekommt ihm meiner meinung sehr gut, trotz anfänglicher unlust seinerseits (er fand es sehr anstrengend!!!!), geht er nun mit seiner besten freundin sehr sehr gern dorthin. im kiga ist er unauffälliges kind, keine auffälligkeiten oder probleme!(sehr zu meiner freude und auch überraschung) hier zu hause kommt es aber manchmal total abrupt zu einem umbruch, kann das gar nicht beschreiben, er wird dann dermaßen wütend und brüllt auch laut (ich rede nicht mehr mit euch!, laßt mich alle in ruhe!, haltet euren mund! etc. etc.)...es sind meist situationen in denen ich oder mein mann ihn kritisieren bzw. ihn berufen, oder wenn er etwas glaubt, allein nicht zu schaffen. er tut mir dann so leid, ich habe das gefühl er ist so unsicher dann oder ärgert sich dann über sich selbst, ja, er steht sich in so vielen dingen einfach selbst dann nur im wege! ich weiß nicht, wie ich ihm da dann heraushelfen soll. er ist in dieser wüterei so drin und auch oberfrech, er muß dann meist zum abreagieren in sein zimmer gehen...manchmal nehme ich ihn einfach in den arm und kuschele ihn an mich, das klappt manchmal auch, dann sprudelt es nur so aus ihm heraus...der hat dies im kiga mit ihm gemacht, der hat das gesagt, der ärgert ihn...ist das alles normal? er hat manchmal so zwei gesichter, liebevoll mit seiner schwester, besorgt um sie, hat panische angst, daß ihr was zustößt, hilft im haushalt wie ein großer, kann toll alleine spielen, hat irre viel phantasie und im nächsten moment, schubst er seine schwester vom stuhl, wirft sein mittagessen auf den fußboden, nennt mich " blöde kuh", brüllt herum "laßt mich alle in ruhe"...es gibt sicher oft auch auslöser, das ist mir bewußt, aber wenn er so weitermacht, wird er sehr auf ablehnung bei anderen kindern stoßen und ich möchte ihm das natürlich ersparen und ihm helfen, daß er lernt mit seiner wut umzugehen aber wie???? habe ich etwas grundlegendes falsch gemacht?? oder ist das normal???

Mitglied inaktiv - 21.01.2004, 21:37



Antwort auf: Ausrasten bei fast 4jährigem

Liebe Silke, wenn er ein Schreibaby gewesen ist, wäre es wichtig zu wissen, wie sie damit umgegangen sind und was Ihnen geraten wurde. Vermutlich wird er auch eine erschwerte Loslösung durchlaufen haben mit vielen Aktionen voller Widerstand. Das hat ihn für Sie anstrengend gemacht, wie sie ja schreiben. Dadurch ist sein Wille im Grunde unstet und schwach geblieben(s. Text über die emotionale Integration, link oben rechts, besonders Kapitel 3), und er muß sich die Durchsetzung seines Selbst, seiner Persönlichkeit, was ja jetzt ansteht, erkämpfen. Dazu benutzt er, wie jedes Kind, ja jeder Mensch überhaupt, aggressives Potential. Die Aggression unterstützt seine unzureichende Willenskraft. Mit Willenskraft ist nicht so sehr der tatsächliche Ausdruck im Verhalten gemeint, der sicher häufig sehr mächtig erscheint, sondern die Beherrschung des Willens. Das Mächtige an solchen Kindern ist eben nur die Aggression und die Wut, die da zum Ausdruck kommen. Das macht sie nun zu schwierigen Kindern. Auf der einen Seite bemüht sich Ihr Sohn sehr freundlich und hilfsbereit zu sein, so schreiben Sie es ja, aber über kurz oder lang, bricht die Aggression aus ihm heraus und er wird "wild" (eher zornig). V.a. wenn Sie ihn kritisieren bricht es aus ihm heraus. Er besitzt also noch gar keine Selbstsicherheit, kein Selbstvertrauen. Beides müssen Sie jetzt in ihm stärken, da es nicht aus ihm selbst herauskommt, und zwar in dem Sie unnötige Kritik unterlassen, in dem Sie geduldig auf seine Ausbrüche reagieren und ihn emotional stützen, z.B. durch hilfreiche Angebote oder sinnvolle Ablenkung, und in dem Sie ihm altersgemäße Aufgaben übertragen, deren Erfüllung von Ihnen gelobt wird. Zugleich handeln Sie mit ihm Regeln im sozialen Miteinander aus, die er einhalten muß und die auch Sie einhalten. Es ist für ihn ganz wichtig, daß er bei seinen Eltern Zuverlässigkeit spürt, denn ein Kind mit schwachem Selbstvertrauen baut auf die Sicherheit, die es bei seinen Eltern erlebt. Auch in diesem Alter kommt das Selbstvertrauen noch stark über die Beurteilung durch die Eltern und das bleibt auch noch die ganze Kindheit hindurch so. Erst in der Pubertät läßt das nach, in dem die altersgleiche Gruppe den Eltern zunehmend den Rang abläuft. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 25.01.2004



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