Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
ich bin ein großer Fan ihres Buches und dachte bisher meine Tochter (letzte Woche 2 Jahre alt geworden) sei sicher gebunden. Ich gehe regelmässig in Spielgruppen, Musikurse, zum Turnen etc. mit ihr. Sie kann sich sehr gut konzentrieren und sitzt bei den Kreisspielen am Anfang und am Ende immer gerne da und saugt alle neuen Lieder, Gedichte, Bastelangebote begierig und hochkonzentriert auf. Sie würde gerne die komplette Kurzeit so konzentriert mit mir oder einem anderen Erwachsenen zusammen „lernen/spielen“, aber dies ist ja immer nur ein kleiner Teil der Stunden. Die meiste Zeit ist freies Spiel und in dieser Zeit sitzt meine Tochter komplett auf meinem Schoß, wenn ich aufstehe will sie auf den Arm usw. Es interessiert sie überhaupt nicht alleine (oder mit den anderen Kindern) zu spielen. Ich habe mittlerweile das Geühl, sie hat richtig Angst vor den anderen Kindern. Kann ich irgendwas tun?
Vielen Dank für Ihre Mühe
Mitglied inaktiv - 09.02.2009, 14:35
Antwort auf:
Anlage oder "falsch" erzogen?
Hallo, das Verhalten, das Sie bei Ihrer Tochter feststellen, hat nichts mit sicherer oder unsicherer Bindung zu tun. Die soziale Reife eines Kindes setzt erst mit der Zunahme ihres Selbstverständnis ein. Und erst, wenn sie sich einigermaßen gefestigt fühlen, trauen sie sich, in die Gruppe zu gehen und mit den anderen Kindern auch zu spielen. "Freies Spiel" ist für dieses Alter also viel zu hoch gegriffen. Wenn überhaupt, gibt es nur gelenktes Spiel. ansosnten spielen die Kinder je nach Neigung und Sich-trauen eine Zeitlang nebeneinander her und flüchten Sie sofort zu ihren Bezugspersonen zurück, wenn es Konflikte gibt.
Natürlich gibt es auch schon in diesem Alter Kinder, die erfahren mussten, dass ihre Eltern nicht mehr zuverlässig zur Verfügung stehen. Sie passen sich (meistens unter großen Ablösungsproblemen) der Situation an und mischen sich unter die Gruppe, ohne über ausreichende soziale Fähigkeiten zu verfügen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 13.02.2009
