Lieber Herr Dr. Posth,
meine Tochter (13 Monate) ist ein aufgewecktes und kontaktfreudiges Mädchen, die fremdelt extrem wenig. Folgendes hat sich zugetragen: Wir waren bei Bekannten, dort waren viele Personen die sie nur selten sieht. Ich ging Richtung Toilette, also von ihr weg. Sie weinte bitterlich. Eine Bekannte stand neben ihr und wollte sie greifen. Ich kehrte sofort um und habe sie mit auf die Toilette genommen - was mir harsche Kritik von einigen Seiten eingebracht hat (Glucke, ich tanz nach ihrer Pfeife etc... Ich bin der Meinung, richtig gehandelt zu haben. Sie hatte Angst und der Papa war für sie in diesem Moment nicht zu sehen. Sie ist momentan sehr anhänglich, vor allem Zuhause. Auswärts weniger, da siegt die Neugier ;-).
Handle ich richtig oder wird sie dann "verzogen" (ich seh´s nicht so, aber alle anderen)
Vielen Dank im voraus für Ihre Antwort !
LG
Katja mit Emilia
Mitglied inaktiv - 24.07.2006, 12:40
Antwort auf:
Anhänglichkeit
Liebe Katja, manchmal haben auch alle anderen Unrecht. Das Verhalten Ihrer Tochter ist absolut altersgerecht und zeigt die Anzeichen der beginnenden Loslösung (s. mein Langtext, Teil 2, link oben links). Paradoxerweise beginnt die Loslösung mit verstärkter Anhänglichkeit, was entwicklungspsychologisch gut zu erklären ist. In der Bevölkerung weiß man aber so gut wie nichts darüber. Und genau daher rühren die falschen Auffassungen von einer Mutter, die ihrer Tochter nach der Pfeife tanzt. Nein, Sie haben intuitiv die Situation richtig erkannt und vollkommen korrekt gehandelt. Mit diesem Handeln verstärken Sie keine Abhängigkeiten, sondern verbessern die Ausgangsposition für die Loslösung. Geben Sie den Leuten ruhig den Tipp, in meinem Forum zu lesen. Viele Grüße
PS: in der "Vulgärpsychologie", aber auch noch in veralteten Ansichten gibt es leider immer noch ähnliche Ansichten, wie von Ihren Bekannten geäußert.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.07.2006