Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
unsere Tochter (2 Jahre) ist seit der Geburt sehr auf mich fixiert. Der Papa wird überwiegend als Ersatz akzeptiert, in manchen Phasen jedoch nicht mal er. Sie hängt ständig an mir, will ganz oft getragen werden und schreit und tobt oft, wenn ich sie nur mal kurz absetzen möchte. Ich kann bisher keine Loslös-, Wiederannäherungs- oder sonstige Phase erkennen. Ich arbeite 2 ½ Tage die Woche und die Kleine wird in dieser Zeit innerfamiliär betreut. Diese Personen (Oma, Opa, Tante) werden akzeptiert solange ich nicht da bin. Bin ich aber anwesend, weicht sie kaum von meiner Seite und lässt sich auch selten von jemand anderem betreuen. Es ist zwar einerseits schön, so eine starke Bindung durch sein Kind zu spüren, aber manchmal fragen wir uns schon, ob das „normal“ ist oder ob wir nicht irgendwas falsch machen. Zu erwähnen ist vielleicht noch meine schwierige Schwangerschaft (Tod meiner Mutter). Damit versuchen wir uns einiges zu erklären. Danke! Vg, Brigitte
von
Brigitte78
am 26.08.2013, 07:06
Antwort auf:
Anhänglich
Hallo, die Einflüsse auf die Entwicklung des Ungeborenen in der Schwangeschaft sind noch schwer zu bestimmen. Es ist aber richtig, dass starker Stress das Ruhe - und Unruheverhalten des Neugeborenen beeinflusst. Aber dass Anhänglichkeit im zweiten Lebensjahr damit zusammenhängt, ist eher unwahrscheinlich, es sei denn, dass sich über die ganze Zeit eine Beziehungsstörung herausgebildet hat. Viel naheligender ist das Loslösungsproblem, das eigentlich immer zu einer erhöhten Anhänglichkeit an die Mutter als primäre Bindungsperson führt. Denn die Befreiung aus der engen primären Bindung mit der Explorationslust und der Öffnung zu anderen Menschen ist Aufgabe der Loslösung. Solange der Vater, der für die Loslösungs als 2. Bindungsperson zuständig ist, nur als notgedrungener Ersatz angesehen wird, kann die gewünschte Entwicklung nicht stattfinden. Es hängt also im Moment sehr viel an den Bindungsangeboten des Vaters, der sich ähnlich einfühlsam, umsogernd und zuverlässig um seine Tochter kümmern sollte. Im gezielten Suchlauf gibt es unter "Loslösung" noch zahlreiche Antworten zu diesem Thema. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.08.2013