Hallo Dr. Posth,
unser Sohn wird im Mai 2 Jahre alt. Ich bekomme nun zunehmend von Verwandten Druck ihn in eine Einrichtung zu schicken, da er ohne Kita „sozial verkümmern“ würde und ich ihm damit schaden würde. Er hat keine Geschwister, aber wir haben mehrmals die Woche Kontakt zu unseren Nachbarn (zwei Kinder – 4 Jahre + 20 Monate). Ansonsten hat er - neben dem Vater - viel Kontakt zu den Großeltern, obgleich er die Vormittage tatsächlich hauptsächlich mit mir allein verbringt. Er löst sich meines Erachtens nach in langsamen Schritten, aber mit Fortschritt. Liebt seine Großeltern, bleibt dort sehr gerne ohne mich und ohne Tränen. In Spielgruppen ist er jedoch zurückhaltend, bleibt viel bei mir. Genau das wird als Argumentation herangezogen, das müsste er eben trainieren. Er würde es später viel schwerer in der Kita haben und würde ein Mama-Kind, wenn ich ihn erst mit 3 schicken würde.
Ist da etwas dran?
Vielen Dank für Ihre hochgeschätzte Antwort.
D. Hubert
Mitglied inaktiv - 15.02.2010, 09:25
Antwort auf:
Anhänglich, schüchtern, sozial inkompetent bei überwiegendem Kontakt zur Mutter?
Stichwort: Kindergartenaufnahme wann?
Hallo, zwar gab in früheren jahren mehr Kinder pro Familie, aber diese Familien lebten, wenn auf dem Lande, in viel größeren Abständen zueinander. Da wuchsen viele Kinder sozial lange Jahre relativ isoliert auf. Sie schienen weniger "verkümmert" zu sein, als manches Stadtkind, das ohne ausreichende Beaufsichtigung durch seine Eltern auf der Straße groß wurde. Für die frühe soziale Entwicklung des Kindes ist eine intakte Familie unabdingbar. Der Sozialkontakt zur Gruppe. also zu vielen Kinder kann erst auf diesem Grund gedeihen. 2-3 jahre bracuht des Kind zu Individuation (Selbstentwicklung) in der Familie oder einer familienähnlichen Struktur. Erst dann ist es der Gruppenauseinandersetzung gewachsen (im wahrsten Sinne des Wortes). Eine Fähigkeit in der sozialen Gruppe zu bestehen und mit den anderen Kinder erfolgreich zu kommunizieren kann man nicht antrainieren, es handelt sich um einen natürlichen Reifungsprozess. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 15.02.2010