Frage: Angstattacken bei 4jährigem

Hallo Dr. Posth! Mein Sohn (4 3/4) hat Angst, immer wieder und sehr heftig. Das sind meist Verlustängste: Hauptangst, dass ich nicht wiederkomme (selbst wenn ich nur beim Tanken zum Bezahlen gehe) oder auch so etwas, dass er seinen Teddy verlieren könnte. Er ist sehr zurückhaltend bei Fremden, geht nicht in den Kiga (Versuch vor einem Jahr trotz sanftem Weg gescheitert, ich habe ihn 2,5 Monate im Kiga begleitet), lässt sich nicht von Fremden (=alle, die nicht zur engeren Familie gehören) anfassen, etc. Wir haben Ergotherapie begonnen und warten auf einen Termin beim Psychlogen. Eine Psychomotorikgruppe beginnt jetzt auch. Woher kann so eine Angst (quasi schon Angststörung) kommen? Er wurde nie schreien gelassen, sehr liebevoll erzogen, schläft noch im Familienbett. Es gab kein mir bekanntes Trauma. Während der Schwangerschaft mit ihm gab es die Terroranschläge in den USA, die mich emotinal recht stark belastet haben. Könnte das ein Ungeborenes so sehr prägen?

Mitglied inaktiv - 11.09.2006, 15:58



Antwort auf: Angstattacken bei 4jährigem

Hallo, der Einfluß des mütterlichens Befindens während der Schwangerschaft auf die Entwicklung des Kindes wird immer wieder untersucht, und es gibt einige Beobachtungen, die dafür sprechen, daß es einen solchen Einfluß gibt. Wie weit der aber geht, das ist bislang noch unklar. Angst entspricht z.T. auch einer Veranlagung. Das ergibt sich aus der Beobachtung von Häufungen einer Angstneurose in der Famlie. Ob das bei Ihnen so ist, wissen nur Sie. Wenn die Biographie keine Indizien für eine erworbene Trennungsangst, wie das bei Ihrem Sohn der Fall ist. Dann kann man nur von einer gewissen Veranlagung ausgehen. Hat Ihr Sohn denn stark gefremdelt? War er sehr anhänglich am Ende des 1. Lebensjahres und konnte es nicht ertragen, wenn Sie hinter einer Tür verschwunden sind? Therapeutisch läßt sich die Trennungsangst am besten durch ein tiefenpsychologisches Konzept mit Beeinflussung der Familienstruktur behandeln. Verhaltenstherapeutische Behandlungen funktionieren nur bei Objekt- oder Realängsten, also dem, was im Deutschen der Furcht entspricht. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.09.2006