Frage: Angst

lieber herr dr. posth! in der letzten woche hatte meine tochter (fast 5 j) ein erlebnis das ihr angst gemacht hat und sie bis heute noch "bedrückt". ich schildere nun mal die situation: meine tochter war beim kinderturnen (seit 2 jahren geht sie dort sehr gerne hin) und es wurde kurz vor turn-ende ein spiel gespielt. da wir mütter am anderen ende der turnhalle warteten, konnten wir nur sehen wie das spiel ablief. ein kind wurde von den anderen mit bierdeckeln zugedeckt und nach einer weile stand es auf und mußte die anderen fangen. meine tochter spielte 2 runden mit und kam dann zu mir um etwas zu trinken. sie setzte den trinkbecher gar nicht mehr ab und sah immer wieder zum spielgeschehen rüber. ich fragte sie , ob sie wirklich so viel durst hätte oder bei dem spiel nicht mitmachen wollte und sie antwortete, daß sie das spiel doof fände. sie setzte sich neben mich und wartete das spielende ab. schließlich fragte sie mich auf einmal, ob das spiel so wie bei jesus wäre und ich war völlig verblüfft und verwirrt. da gerade das abschlußspiel anfing, ging meine tochter zurück zu den kindern und spielte mit und die frage blieb im raum stehen. als wir anschließend nach hause gingen, fragte ich sie warum sie das spiel doof fand und sie antwortete fast schon überreizt "weiß ich nicht, weiß ich nicht,weiß ich nicht". die nächsten 10 min. schaute sie ständig, wo ich bin und blieb die ganze zeit bei mir.sie war ganz nervös und ich fragte sie was denn los wäre und erst beim dritten mal fragen, brach es aus ihr heraus, daß sie furchtbare angst wegen diesem spiel hätte und sie weinte fürchterlich. ich nahm sie auf meinen schoß und tröstete sie und schließlich erzählte sie, daß das "zugedeckte" kind bei dem spiel der dracula war und immer aufwachte und die kinder fing. ich versuchte sie damit zu beruhigen, daß es keinen dracula gibt und nach ca. 15 min. trösten und beruhigen ging es ihr besser. den restlichen tag war sie betrübt (wie ich sie gar nicht kenne) und hatte 2 regelrechte angstattacken. den nächsten tag war sie immer noch betrübt und ängstlich und hatte wieder 2 angstattacken, bei denen sie sich an mich festklammerte und wieder fürchterlich weinte/wimmerte, wie ich es nicht von ihr kenne. am nächsten weiteren tag kam dann im gespräch heraus, daß die turnleiterin gesagt hat, das der dracula im spiel tot ist und aufwacht und dann die kinder weglaufen müssen. meine tochter hatte sich daraufhin gedacht (und vorgestellt)das die toten menschen aufwachen können und daher auch der vergleich mit jesus. ich habe ihr versichert, daß das nur bei jesus so war und kein mensch nach dem tod aufwacht und aufsteht und danach ging es ihr wesentlich besser. ich habe ihr noch mal erklärt (weil sie ständig danach fragte), daß dracula nur eine erfundene figur in einer geschichte ist und er nicht existiert. 2 tage schien alles wieder in ordnung zu sein, aber heute kam ihre angst wieder. in der nacht hatte sie schlecht geträumt, schrie nach mir und weinte, schlief dann aber bei mir sofort wieder ein. im verlauf dieses tages sprach sie immer wieder davon, daß vielleicht totenschädel (woher das kommt weiß ich absolut nicht)auf der wiese liegen würden und am abend bekam sie wieder so eine furcht,daß sie sich alleine nicht in ein anderes zimmer traute. plötzlich findet sie dinge beängstigend, die sie vorher nicht beachtet hat.sie sucht - so scheint es mir- nach dingen (damit meine ich bekannte geschichten, filmszenen aus kindersendungen die sie mal gesehen hat etc.) die ihr angst machen könnten. mir macht das sorgen, weil ich nicht weiß wie ich richtig reagieren soll. was kann ich tun, um sie wirklich zu beruhigen? ich habe angst das dieses spiel-erlebnis ein trauma ausgelöst hat...kann das möglich sein? entschuldigen sie bitte vielmals die länge dieses beitrages.ich konnte ihn nicht verkürzen und zusammenfassen, weil ich nichts wichtiges übersehen/weglassen wollte. mit der turnleiterin werde ich natürlich über dieses spiel und das was es ausgelöst hat sprechen. mit freundlichen grüßen, eva-lotta

Mitglied inaktiv - 17.02.2004, 22:21



Antwort auf: Angst

Liebe Eva-Lotta, das Thema Tod und Vergänglichkeit wird für die Kinder zwischen vier und fünf langsam interessant. Bis dahin haben sie keine Gedanken daran verschwendet, über ihre Existenz nachzudenken. Sensible Kinder nehmen aber jetzt Signale und Botschaften aus ihrer Erlebnisumwelt auf, die mit Vernichtung und Tod zu tun haben, z.B. Naturkatastrophen durch Schilderungen im Fernsehen, Flugzeugabstürze oder Terroranschläge, usw. Vor allen Dingen auch der Tod eines Anverwandten würde jetzt eine zentrale Bedeutung im kindlichen Bewußtsein erlangen. Zwei emotionale Komponenten spielen in der kindlichen Seele dabei eine mit gestaltende Rolle. Erstens die Urangst aus dem Säuglingsalter und zweitens die Verlustangst aus der frühen Kleinkindzeit. Natürlich ist auch wichtig, wie die Eltern im aktuellen Geschehen reagieren. Insofern ist es sehr wichtig, als Eltern Ruhe und Besonnenheit auszustrahlen und das Gefühl zu vermitteln, die Dinge im Griff zu haben und regeln zu können (was im Falle einer persönlichen Betroffenheit natürlich nicht immer geht). Rationale Erklärungen sind nötig und hilfreich, schaffen es aber bei angstbelasteten Kindern nicht immer, ihnen die Ruhe zurückzugeben. Angstbelastete Kinder sind solche, die entweder in ihrem Charakter ängstlich veranlagt sind, oder wenig Urangst und Verlustangst in positive Gefühle umwandeln konnten. Wenn beides zusammenkommt, ist es natürlich besonders ungünstig. So, wie Sie reagieren, ist es in Ordnung, und es werden sicher noch ein paar Fragen seitens Ihrer Tochter kommen, die Sie schlüssig und selbstüberzeugt beantworten müssen. Die aus der Angst herrührende Furcht kann ja dann bewältigt werden, aber einstweilen nur mit Hilfe der Eltern. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 20.02.2004



Antwort auf: Angst

Hallo Eva-Lotta! Ich schreibe jetzt nicht weil ich dir einen Rat geben kann, wollte nur mal meine Meinung loswerden: Und zwar ein großes PFUI zu diesem "Spiel" .Ich finde es total unverantwortlich mit Kindergartenkindern soetwas zu "spielen".Wie kann eine erzieherin den Kindern was von Toten die aufstehen und dann auch noch Dracula sind erzählen??? Erstens ist das doch hundertprozentig nicht nur für deine Tochter beängstigend gewesen und zweitens geben die Kleinen doch sowas dann auch wieder an andere Kinder weiter. Ich würde mir an deiner Stelle diese erzieherin mal genauer ansehen und darauf achten ob sie noch mehr solcher "tollen Ideen" hat die bei den Zwergen Angst und Schrecken auslösen. Bin echt entrüstet und hoffe nicht das soetwas meinem Sohn passiert der jetzt auch bald in den Kiga kommt! drück deine Tochter mal ganz lieb von mir und ich hoffe sehr das sie ihre Angst mit deiner Hilfe überwindet! Liebe Grüße Philli

Mitglied inaktiv - 21.02.2004, 17:01



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