Frage: Angst

Hallo, ich hoffe mir kann hier jemand weiterhelfen. Es geht um meinen Sohn Marvin, der im März 3 Jahre alt geworden ist. Und zwar hat Marvin vor allem und jeden Angst. Angefangen hat das ganze vor 1 Jahr und zwar ist letztes Jahr unser Hund verstorben, und wir haben uns ca. 3 Monate später dazu entschieden uns einen neuen Hund zu holen. Der verstorbene Hund war eine englische Bulldogge, gewicht 31 kg. Jetzt haben wir einen kleinen Hund, 4 kg. Also einen enormen Unterschied und wir hätten auch nicht damit gerechnet das Marvin eine solche Angst vor diesem kleinen Hund haben könnte. Er ist geschlagene 4 Tage nicht mehr aus seinem Zimmer gekommen, hat geschrien wenn er den Hund nur von weitem gesehen hat. Ich hab am 2. Tag meinen Kinderarzt aufgesucht, der mir aber dazu geraten hat den Hund zu behalten. Marvin hätte ein Trauma und würde unseren verstorbenen Hund vermissen. Naja, so nach dem 5. Tag ging es dann auch einigermaßen und heute sind die beiden unzertrennlich. Aber danach fing es dann an, das Marvin vor allem angst hatte, bis heute, ob das etwas laute Geräusche ist, oder Bienen, Fliegen, Schaukeln, Karusell - das geht wirklich hin bis zu einer Ameise. Er hat angst, das sagt er immer, mein Kinderarzt hatte mir auch letztes Jahr gesagt, wir sollten auf dieses Wort einfach garnicht reagieren, haben wir auch versucht, aber er wird richtig hysterisch. Er fängt an zu schreien, und wenn wir ihm versuchen zu erklären das am Karusell fahren nichts schlimmes ist nützt das nichts. Kann das immer noch mit dem Tod unseres Hundes zusammen hängen und was kann ich dagegen machen? Danke im voraus für Antworten

Mitglied inaktiv - 30.04.2003, 15:03



Antwort auf: Angst

Hallo, an Ihrer Geschichte sieht man wieder, wie schwierig doch die frühkindliche Psychologie ist. Was hier eingetreten ist, nennt man Symptomverschiebung. Die Angst, die Ihren Sohn befallen hat, als der alte Hund starb und der neue kam, ist nicht fort, sondern nur in andere Bereiche, sprich auf andere Objekte, "ausgewichen". Allein das Objekt Hund ist davon befreit geworden. Das beweist aber, daß auch ursprünglich gar nicht der Hund gemeint war, sondern daß der Tod des ersten Hundes nur symbolisch für die Gefühle von Verlust und Trennung fungierte. Trennung und Verlust sind aber ursprüngliche Ängste, die bis in die Säuglingszeit zurückreichen und den natürlichen Lebensbdingungen des säuglings entsprechen. Was Ihr Sohn in seinen jetztigen Realängsten erlebt, ist die "Wiedergeburt" seiner Ursprungsängste, die damals wahrscheinlich nicht "gelöscht" wurden, sondern wenigstens teilweise verdrängt werden mußten (und im Unterbewußtsein weiterleben). Wenn Sie also jetzt der Empfehlung folgen, nicht mehr über die Ängst zu sprechen und sie durch Ignorieren dem Vergessen auszusetzen versuchen, wird genau dasselbe wieder passieren wie damals in der Säuglingszeit, und das Unterbewußtsein wird weiter und immer mehr belastet. Die Realängste werden kommen und gehen, aber die Angstdisposition wird bleiben. (Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, dies ist tiefenpsychologisch verstandene Kinderpsychologie). Die Richtigkeit dieser Anschauung erkennen Sie daran, daß sich Ihr Sohn gegen die "Ignoranz" seinen Ängste gegenüber -einstweilen noch- heftig wehrt und "hysterisch" schreit, wie Sie von ihm schreiben. Wenden sie also Ihre Strategie um und gehen Sie auf seine Ängste genau ein. Das bedeutet, daß Sie mit ihm über die Ängst sprechen und sich von ihm sagen lassen, was seine Ängste ausmacht. Sagen Sie ihm, daß sie als Eltern sehr gut verstehen können, daß er als Kind davor Angst hat. Gehen Sie dann mit ihm behutsam und Schritt für Schritt an die Sache heran, und erklären sie ihm , warum sie als Erwachsene und schließlich auch er als Kind mit dieser Angst fertig werden kann. Nur einfache Erklärungen und lebensnahe Beispiele überzeugen. Irgendwann kommen Sie auch wieder auf den verstorbenen Hund zu sprechen und erzählen ihm, warum er sterben mußte (wenn es kein grausamer Sachzusammenhang ist) und daß er -je nach Ihrer persönlichen Version- in einen Tierhimmel oder zur Erde zurückkehren mußte. Dieser Verlust muß betrauert werden! Wie jeder Verlust. Die Trauer aber ist die (psychische)Verarbeitung. Haben Sie damals zudsammen den Verlust des verstorbenen Hundes betrauert? Gab es einen Abschied? Oder sollte der Verlust (sicher in guter Absicht) durch den neuen Hund ungeschehen gemacht werden? Wenn Ihnen das alles nun zu kompliziert ist und wenn sie alleine nicht klar kommen, wenden Sie sich einen tiefenpsychologisch arbeitenden Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.05.2003



Antwort auf: Angst

liebe melanie! wir hatten nach einem todesfall in der familie eine ähnliche situation. unsere tochter hatte auf einmal angst vor lauten geräuschen, vor dem rasenmäher (mähte ein nachbar den rasen,weigerte sie sich raus zu gehen , wir mußten alle fenster schließen und sie kroch weinend unter eine decke), sie ging weder alleine in ihr zimmer noch ins badezimmer etc., sie blieb zb.nicht mehr alleine bei der gelliebten oma und hatte oft angst davor, daß sie jemand "schnappen" könnte. wir waren manchmal richtig fertig deswegen, weil wir dachten, daß wir ihr nicht helfen könnten und auch weil es den alltag "erschwerte". schließlich haben wir es so gemacht, das wir ihre angst akzeptierten und auf sätze wie "du brauchst keine angst zu haben" verzichteten. wir gaben ihr viel zuwendung und geborgenheit und versuchten gar nicht mehr über die angst von uns aus zu sprechen, denn bei fragen von unserer seite wurde die angst nur noch mehr verstärkt- glauben wir im nachhinein. sprach sie davon gingen wir natürlich darauf ein. nach ca. 1 1/2 jahren war der ganze "spuk" vorbei. nun ist sie im gegenteil richtig mutig geworden und ich kann mir kaum noch vorstellen, das sie solche angst hatte. ich hoffe das bei euch das thema angst auch bald vergessen ist und wünsche euch alles liebe! eva

Mitglied inaktiv - 01.05.2003, 10:07



Antwort auf: Angst

Hallo ! Ich habe auch einen sehr ängstlichen 4-jährigen und das "ohne Grund" von Anfang an. Meiner Erfahrung nach hilft nur: Situation ruhig neuralisieren (erklären), in den Arm nehmen und trösten. Ignorieren würde ich nichts, aber auch nicht immer wieder erwähnen (du brauchst keine Angst zu haben etc.). Es wird nachlassen, ganz bestimmt, unser Grosser fürchtet sich mittlerweile vor fast nichts mehr. Gruss cosma

Mitglied inaktiv - 01.05.2003, 20:44



Antwort auf: Angst

Hallo, mit dem Ignorieren hab ich schlechte Erfahrungen, da fühlt sich das Kind eher alleingelassen. Auch die Angst "auszureden" würd ich nicht versuchen (das geht eh nicht). Probier doch mal einfach ganz ruhig zu bestätigen, "ja, du hast jetzt ganz schön Angst" oder so, nur kurz, danach dann unbeirrt weitermachen was grade dran war (schön wär auch, ihm noch bißchen Mut zu machen, "das schaffen wir zusammen" o.ä.); dann weiß er, daß du ihn ernstnimmst und verstehst und bei ihm bist, aber ihm auch was zutraust. Das sollte irgendwann den Kummer kleiner werden lassen. Liebe Grüße!!

Mitglied inaktiv - 02.05.2003, 11:23



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