Lieber Herr Hr. Posth,
meine Tochter Caro ist knapp 4 und ein fröhliches, aufgewecktes und intelligentes Mädchen. Bislang ist sie Einzelkind, im Oktober kommt eine heißersehnte Schwester. Zu Hause läuft alles bestens. Nur der Kontakt mit anderen Kindern bereitet ihr Schwierigkeiten. Heute wurde ich im Kiga von der Erz. angesprochen:
Caro will immer nur Kontakt mit den Erzieherinnen, mit anderen Kindern möchte sie nicht spielen. Beim Turnen schaut sie meist nur zu, im Garten "flüchtet" sie sich immer auf die Schaukel und bleibt dort 2 Std. lang.
Treffen mit Gleichaltrigen finden immer nur auf mein Betreiben statt, und dann sucht Caro mehr meine Nähe als die des anderen Kindes. Ins Kinderturnen (ohne Mama) ging sie 3 mal, dann weigerte sie sich.
Lt. Erz. ist sie in Sachen Sprache, Wissen, Verständnis den Gleichaltrigen voraus. Aber wie kann man ihr helfen, die Unsicherheit zu überwinden? Oder kommt das von selbst irgendwann?
Danke + liebe Grüße
Mitglied inaktiv - 21.05.2007, 11:22
Antwort auf:
Angst vor Kontakt mit Gleichaltrigen
Hallo, wahrscheinlich kommen zwei Dinge bei Ihrer Tochter zusammen. Das eine ist ihre bisherige Situation als Einzelkind. Sie kann sich ganz einfach auf die Verhaltensweisen der Erwachsenen besser einstellen, als auf diejenigen ihrer Altersgenossinnen. So etwas ist bei Einzelkindern nicht ungewöhnlich. Aber es ist ja eine Änderung dieses Status in Sicht.
Das andere ist ihre noch nicht gut vollzogene Loslösung (s. gezielter Suchlauf). Wieviel Zeit und Intensität an Zuwendung und Betreuung kann denn Ihr Mann übernehmen, denn der ist ja normalerwiese für die Loslösung zuständig? Loslösung führt zur Selbständigkeit und die fehlt ihrer Tochter, um im Spiel und in der Auseinandersetzung mit den anderen Kindern mithalten zu können. Es wäre also sehr wichtig, diese Loslösung voranzutreiben. Das wird doppelt wichtig angesichts der Tatsache, dass ein Geschwisterchen unterwegs ist ("Entthronung" , Geschwisterrivalität). Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.05.2007