Frage: Anerkennung

Habe etwas rumgesurft und einige kritsche Kommentare gefunden. Ich wollt einfach nochmal meine Freude über dieses Portal kundtun. Ich finde es enorm wertvoll das man sich über diesem Weg qualifizierten Rat einholen kann. Vor allem wenn die Kinder schlafen und sämtliche Arztpraxen geschlossen sind. Auch merkt man das sich jemand Gedanken macht und eben KEINE Maschine dahinter steckt. Was man daraus macht und wie man es auffasst ist doch jedem selbst überlassen. Also seid doch alle etwas tolleranter! Ein dickes Lob an Dr. Posth und vielen Dank an den Betreiber!

Mitglied inaktiv - 31.01.2005, 16:48



Antwort auf: Anerkennung

Hallo, ich habe zu danken für das viele Lob, das ich hier bekomme, und den Betreiber dieses Forum freut es sicher ebenso. Wenn Kritik geäußert wird, dann sollte es am besten gleich hier im Form geschehen. Da kann ich dann am besten darauf reagieren. Außerdem kann ich dann sehen, wo vielleicht nur Fehler im Verständnis aufgetreten sind. Das, was ich hier vortrage und empfehle, ist in mancher Hinsicht neu und entspricht nicht immer den derzeit noch üblichen, psychopädagogischen Empfehlungen. Das liegt daran, daß ich schon einen besonderen Weg in der Interpretation frühkindlicher Entwicklungsschritte propagiere, aber diese Empfehlungen, da können Sie sicher sein, decken sich absout mit allen neueren Forschungen zu diesem Thema (Neurowissenschaften, Emotionspsychologie), und sie entsprechen einer großen Menge an eigenen empirischen Daten. Das Wohl des Kindes und seine gesunde psychische entwicklung ist dabei die Maxime. Nur ein kleines Beispiel zu den Wissenschaften aus einer hiesigen Tageszeitung vom Dienstag, den 1.2.2005. Da haben Schweizer Psychologen herausgefunden, daß eine zornig-wütend vorgetragenen Stimme Alarm- und Angstreaktionen im menschlichen Gehirn hervorruft. Der gesprochene Inhalt ist dabei uninteressant, es könnte paradoxerweise auch ein Liebesschwur sein, allein der Tonfall entscheidet, welche emotionalen Zentren im Gehirn angesprochen werden. Wie man aus anderen Untersuchungen weiß, besitzen Säuglinge von Anfang an ein vorsprachliches, emotionales Gedächtnis. D.h. schimpft man sein Baby aus oder schreit es wütend an, werden diese Worte als akustische Signale sein Angstzentrum erregen und über die Mandelkerne (Corpora amygdala, direkt vor dem Hippocampus bds.) in die emotionalen Zentren des Frontalhirn gelangen (re>li Hemisphäre). Geschieht das oft genug, werden nun hierhin synaptische Verschaltungen gelegt durch sog. Spine-Synapsen (solche Forschungen wurden an bewußt fehlgeprägten Degus-Ratten an der Universität Magdeburg gemacht), die bei der Synapsenreduktion wegen ihrer Netzwerkstärke erhalten bleiben. Die Folge ist ein Kind, das einen hohen Angstpegel in seinem Gehirn besitzt. Dadurch entsteht eine unsichere Bindung, wenn es sich um die primäre Bezugsperson oder eine andere wichtige Person gehandelt hat, usw. usw. Natürlich können jetzt Kritiker versuchen, diese Forschungsergebnisse und die damit verbundene Erkenntnisse über die frühkindliche, emotionale Entwicklung zu bezweifeln oder in Abrede zu stellen. Aber sie irren gewaltig. Wenn man wie ich jeden Tag über viele Jahre mehrere Säuglinge in ihrem Verhalten beobachten kann und auch Erfahrung mit mehreren eigenen Kindern besitzt, dann kann man -kraft eigener Empirie und eigentlich auch ohne gezielte Forschung- schon feststellen, wie richtig diese Erkenntnisse sind. Der Haken ist, daß niemand aus ethischen Gründen gezielte Studien zu diesen wichtigen Fragen über die menschliche Gefühlsentwicklung machen darf. Als Gegenbeispiele für die gesunde Entwicklung hat man immer nur die Einzelbeobachtung an unglücklichen Entwicklungsverläufen, die zu verhindern man dann sofort aufgerufen ist. Leider gibt es aber doch eine große Anzahl solcher absolut unglücklicher Entwicklungsverläufe, denen nicht adäquat geholfen wurde (in diesem Fall mit historischen Hintergrund), und die daraus hevorgegegangenen Kinder sind z.B. von Prof. Chugani in den USA mittels fMRT und PET untersucht worden und mit psychometrischen Tests untersucht. Die Ergebnisse waren erschütternd. Natürlich geht es hier im Form nicht um deprivierte Kinder mit schweren psychischen und auch kognitiven, d.h. geistigen Störungen. Ich will damit nur sagen, daß es unsere Aufgabe in Zukunft sein wird, und damit meine ich alle Kolleginnen und Kollgen, die sich dazu aufgerufen fühlen, sich für die psychisch gesunde Entwicklung der Säuglinge und Kleinkinder einzusetzen, diesen Exkurs in die Wissenschaften unvoreingenommen zu unternehmen und sich mit den hervorgebrachten Erkenntnissen ernsthaft auseinanderzusetzen. Die Ergänzung dazu muß dann die Intuition eines jeden Einzelnen von uns sein, die Übertragungslücke zum individuellen, konkreten menschlichen Leben im Sinne des Kindeswohls zu decken. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.02.2005