Frage: Altersangaben

Mich würde interessieren, ab wann Folgendes plus/minus möglich ist (Altersangaben würden reichen): Ab wann kann das Kind wissen, dass die Bälle im Supermarkt nicht ihm gehören? Ab wann kann das Kind wissen, dass die Schaukel auf dem Balkon nicht benutzt werden kann, da es regnet? Ab wann kann das Kind wissen, dass es Essen nur am Tisch gibt? Ab wann sollte man Schimpfen anwenden? Ab wann Soziales Trennen? Ab wann kann man das Kind auch mal mit der Oma eine Stunde spazieren lassen, auch wenn die Oma keine richtige Ersatzbezugsperson ist? (Tochter mag Oma, aber sieht sie nur sehr selten.) Ab wann ist alles in allem "logisches Verstehen" möglich? (Wie bspw. bei der Oma bleiben, auch wenn keine richtige Ersatzbezugsperson, ohne dass Angst da ist, sondern ein Verständnis dafür, dass Mama wieder kommt und Oma nur kurz hütet, oder wie erwähnt: wenn es regnet, kann man nicht XY machen.) Lieben Dank fürs Antworten, GANZ TOLLE ARBEIT!!!

von Baumgi am 24.03.2014, 07:45



Antwort auf: Altersangaben

Hallo, das logische Verständnis des Menschen ist an Kausalbezüge in der Realität geknüpft. Das entspricht dem, was wir mit Wenn-dann-Regeln meinen. Genau genommen geht es um das Verständnis von Ursache und Wirkung. Ganz einfache Zusammenhänge verstehen die Kinder schon im 2. Lebensjahr, weil sie auch selbst damit Erfahrung sammeln. Also: wenn ich das Spielzeug loslasse, fällt es auf den Boden. Wenn ich an die heiße Tasse fasse, tut es weh. Wenn ich mir keine Schuhe anziehen lasse, kann ich nicht rausgehen. Das heißt natürlich nicht, dass das Kind das alles jetzt automatisch zum Anlass nimmt, diese Dinge auch nicht mehr zu tun oder die zugehörigen Anweisungen zu befolgen. Da fangen dann erste Selbstbestimmungsbestrebungen und auch erste Machtkämpfe an. Ein regelrechtes Regelkonzept setzt aber noch mehr voraus, nämlich das Vorausverständnis von Gesetzmäßigkeiten. Das heißt klar gesprochen, das Kind muss sich vorher ausmalen können, was nachher passiert, wenn es etwas tut oder nicht tut. Da geht es dann schon um Folgen und Konsequenzen (sprachl. Konsekutivverhältnisse). Also: wenn das jetzt passiert, geschieht nachher immer das andere, und das kann ich voraussehen. Dieses Voraussehen gelingt in der Regel erst im 3. Lebensjahr, also nach dem 2. Geburtstag. Alle weiteren logischen Sachverhalte entwickeln sich erst danach, auch das über den Tag hinausgehende zeitliche Verständnis. So kann man sagen, dass man erst im 3. Lebensjahr mit seinem Kind so klar über angemessene Verhaltensweisen reden kann. Kurzes soziales Trennen gehört in das Kapitel Umgang mit dem Trotz. Diese letzte Konsequenz beim Trotzen ist eigentlich auch erst nach dem 2. Geburtstag dem Kind zumutbar. Ob man sein Kind mit jemandem spazieren gehen läst, zu dem es keine besondere Beziehung hat, ist eine Ermessensfrage der Eltern. Lehnt das Kind das klar ab und wehrt sich, sollte man es auf keine Fall erzwingen. Was soll das Kind sonst über seine Selbstbestimmungsmöglichkeiten lernen? Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.03.2014