Frage: alleine einschlafen

Lieber Dr. Posth, unser fast 8Mte. alte Tochter hat noch nie durchgeschlafen. Sie erwacht +/- alle 2h. Z.t. braucht sie nur den Schnuller, manchmal muss ich sie auf den Arm nehmen, damit sie weiter schlafen kann. Sie will noch ca. 3-4Xmal gestillt werden. Da dies nun schon lange so geht, komme ich kräftemässig langsam an die Grenzen. Nun haben wir die Situation bei der Mütter/Väterberatung geschildert. Dort haben sie uns empfohlen, das Baby wach ins Bett zu legen, bei ihr zu sitzen und höchstens die Hand auf die Brust zu legen oder sie zu streicheln bis sie eingeschlafen ist. Dies auch, wenn sie schreie, auch wenn es heftiger werde. Es fehle ihr an nichts, sie sei sicher gebunden, kenne ihr Bett und ich sei ja bei ihr. Ich dürfe ihr ruhig etwas zutrauen. Der springende Punkt sei, wenn sie es schaffe, alleine einzuschlafen, könne sie auch in der Nacht ohne Hilfe weiterschlafen. Diese Meinung höre und lese ich von allen Seiten. Ich bin skeptisch. Wie sehen sie das? Danke für ihren Rat, K

von Kat77 am 30.06.2014, 07:04



Antwort auf: alleine einschlafen

Hallo Ihre Skepsis ist berechtigt. Was Ihnen geraten wird, entspricht dem Vorgehen in solchen Schwierigkeiten bei der Regulationsstörungstheorie. Sichere Bindung wird vorausgesetzt und Selbstregulationsfähigkeit wird behauptet ("dem Baby etwas zutrauen"). Aber Bindung ist ein Prozess, der gerade in solchen Situationen erneuert oder verstärkt werden muss. Durch den Stress aber, den das Kind beim einfachen Danebenbensitzen und die Hand auflegen erleidet, wird Urvertrauen gefährdet und gehen Bindungsanteile verloren. Der Säugling hat das Bedürfnis, auf den Arm der Mutter zu gelangen, weil es ihm Sicherheit verspricht. Häufen sich solche negativen Erfahrungen beim Kind, kann das zu einer unsicheren Bindung am Ende des 1. Lebensjahres führen. Und die nur antrainierte Fähigkeit, nachts alleine weiter zu schlafen, steht auf dem selben Blatt. Ein Säugling kann sich noch nicht alleine regulieren, und das geht auch im 2. Lebensjahr so weiter. Er braucht immer die unmittelbare Nähe seiner Bindungs- oder Ersatzbezugsperson. Dazu dienen in der Hauptsache das Stillen und das Tragen. Schnuller, Tee- oder Wasserflächchen und andere Beruhigungsmethoden sind häufig sinnvoller Ersatz. Will man aber vom Stillen wegkommen, bleibt einem fast immer nur das Tragen. Selbst wenn der Säugling dann erst einmal weiter schreit, kommt er doch langsam innerlich zur Ruhe, denn er spürt seine Bindungsperson Körper an Körper. Sie tröstet ihn und spricht beruhigende Worte. Bleibt ihm selbst nur die Wut, dass es nicht ausreicht, die nötige Entspannung herzustellen. Aber die Bindung ist gewahrt und das Urvertrauen bleibt unbeschädigt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 30.06.2014



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