Frage: Aggresives Kleinkind was kann man dagegen tun?

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, wir haben seit ca. 6 Mo. immer größere Probleme mit unserer Tochter (3,5 J./Einzelkind). Mutter Hausfrau, Vater im Aussendienst u. viel auch nachts weg. Sie geht seit 2 J. in eine Spielgruppe, freut sich aber schrecklich auf den Kindergarten (ab Aug.). Glaube sie langweilt sich zuhause, muss immer beschäftigt/angeregt werden. Mit anderen Kindern keine Probleme, ist kooperativ und sucht regelrecht Freundinnen, wird in diesem Suchen aber oft abgewiesen. Sie ist sehr impulsiv, will alles sofort, rastet aus, wenn sie ihren Willen nicht bekommt. Schlägt, beißt, kratzt. Oft redet sie bei schlechter Laune ihrerseits im Befehlston mit uns, fängt an uns anzuschreien, wenn wir nicht sofort reagieren: "Hol mir Apfelsaft!SOFORT!" Wenn wir ruhig fragen, ob das auch freundlich geht, fängt sie an zu schreien und wüste Drohungen auszustoßen: Wenn Du nicht sofort...,dann beiß ich/kratzt ich/schmier meinen Schnodder an Dir ab/zerstöre ich XY usw. Was tun?

Mitglied inaktiv - 30.05.2011, 00:49



Antwort auf: Aggresives Kleinkind was kann man dagegen tun?

Stichwort: Aggressivität bei Kleinkindern Hallo, abgesehen einmal von einer gewissen Veranlagung mit Bereitschaft zur Aggression, die bei Ihrer Tochter möglicherweise vorliegt, sieht man solche frühen aggressiven Verhaltensauffälligkeiten bei Störungen in der Bindung. Einmal dürfte sich das weitgehende Fehlen des Vaters ungünstig für die Eltern-Kind-Beziehung auswirken, zum anderen erschwert die frühe Fremdbetreuung das familiäre Beziehungsgefüge. Die Betreuerinnen in der Spielgruppe können den Mangel konstanter elterlicher Zuwendung nicht völlig ersetzen. Das wollten Sie persönlich sicher auch gar nicht, denn dann wären Eltern ja überflüssig. Da das Kind selbst nicht unter seinen Problemen leidet, sondern sich seiner Situation nur so oder so anpasst, trifft das Problem hauptsächlich Sie. Sie müssen nun die verbal aggressiven Attacken abwehren und geschickt in Aktivitäten umleiten, auf die Ihre Tochter verständlicherweise stark angewiesen ist. Am besten erscheint mir, Sie holen sich dazu Hilfe bei einer Beratungsstelle für Erziehungsfragen, die es kostenlos in jeder größeren Stadt und Kommune gibt. Sie können mir aber gerne auch wieder Fragen stellen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 31.05.2011