Frage: Affektkrampf

Hallo Herr Posth, meine Tochter neigt zu Affektkrämpfen. Diese treten immer abends auf, wenn sie schon müde ist und dann etwas passiert, das ihr nicht "in den Kram" passt (Das kann ein Schlaflied sein, das sie traurig macht, oder ein sich Ärgern über ein Spielzeug, das nicht so will wie sie, oder eine ähnliche Kleinigkeit). Es ist noch nicht einmal so, dass sie brüllt, bis sie umfällt (Wir haben unser Kind noch nie brüllen lassen), aber es kann sein, dass sie einfach die Luft anhält, bis sie ohnmächtig wird. Die Kinderärztin hat uns versichert, dass dies völlig harmlos sei und relativ häufig bei kleinen dickköpfigen Mädchen vorkomme, und uns dringend geraten, das Kind nicht zu verzärteln. (Organisch ist wohl alles ok, ein EEG wurde aber nicht gemacht). Nun ja, was soll man davon halten? Annika ist 18 Monate alt, und eigentlich ein sehr liebes Kind, auch nicht übermäßig anspruchsvoll. Ein NEIN kann sie eigentlich schon ertragen ohne großes Theater. Natürlich hat sie Ihren eigenen Willen, aber sie hat keine besonderen Wutanfälle, und ist meistens sehr ausgeglichen und fröhlich. Sie ist normal entwickelt für ihr Alter, und eher ein emotionaler Typ (Weint bei Schlafliedern, tröstet andere Kinder, wenn die weinen, weint auch manchmal noch mit, und ist umgekehrt auch in ihrer Freude sehr überschwänglich) Meine Frage ist nun, ob es eine geklärte Ursache für diese Affektkrämpfe gibt, und ob es irgendwelche präventive Maßnahmen gibt, mit denen man diese Vorfälle verhindern kann. Wir versuchen jetzt schon, die Abende bis zum Schlafengehen so ruhig wie möglich zu gestalten, aber dennoch kommt manchmal noch ein Affektkrampf vor. Auch wenn man uns versichert hat, dass dies völlig harmlos ist, machen wir uns doch große Sorgen, vor allem was die Persönlichkeitsebtwicklung betrifft. (Wir wollcn ja keine kleine "Zicke" großziehen, aber nun auch nicht sie ständig in ihre Grenzen weisen, zumal ich eh nicht den Eindruck habe, dass sie uns tryrannisiert). Haben Sie einen Rat für uns? Vielleicht auch ganz allgemeine Informationen zum Thema Affektkrampf? Vielen Dank Ursula

Mitglied inaktiv - 02.12.2002, 11:28



Antwort auf: Affektkrampf

Liebe Ursula, wie zum Schreien und zu den anderen unerwünschten Verhaltensweisen im Säuglingsalter gibt es auch zu den Affektkrämpfen eigentlich nur vordergründige Erklärungen. Mit Zickigkeit hat das nichts zu tun. Was Sie als Auslöser schildern, ist offenbar wegweisend. Ihre Tochter wird mit bestimmten Erscheinungen der Realität nicht gut fertig, was sich in Phasen der Müdigkeit steigert. Man kann das als Zwanghaftigkeit beschreiben. Solchen Zwängen unterliegen Kleinkinder in ihrem Bestreben, die Vielfalt der Wirklichkeit unter Kontrolle zu bekommen. Gelingt das nicht, bricht die Wut aus ihnen hervor, ein bißchen so wie in der Säuglingszeit, wenn die Bedürfnisse nicht schnell genug gestillt wurden. Zu tun ist eigentlich nichts außer Besänftigung und Ablenkung, und wenn das nicht klappt, "die Welt im Sinne des Kindes" zu ordnen. Das hat beileibe nichts mit Verzärtelung zu tun. Mit der Zeit vergehen die Affektkrämpfe. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 04.12.2002



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