Frage: Ängstliches Kind

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, unser Sohn (2 Jahre) ist sehr vorsichtig und ängstlich in allen Lebenslagen. Teilweise hat er solche Angst, dass er dabei zittert. Wir versuchen durch pos. Erlebnisse sein Selbstbewusstsein zu stärken. Die Erzieherin im Kiga (die dies auch schon bemerkt hat) riet uns, ihm mehr zuzutrauen und ihn loszulassen. Wir seien zu ängstlich. Das sehe ich aber nicht so, er soll alles probieren was er möchte, ich bin ja in der Nähe, falls was passiert. Er will ja nichts probieren, dass ist das Problem. Gleichaltrige Kinder im Bekanntenkreis sind viel aufschlossener und mutiger. Unser Robin hat sogar Angst vor Fliegen (wenn sie sich auf die Hand oder Arm setzen)! Was können wir tun, damit er mehr Selbstvertrauen empfindet? In Erziehungsfragen sind wir Ihrer Meinung und haben dies m.E. auch so umgesetzt. Ich hoffe auf Ihre Hilfe. Viele Grüße Yvonne mit Robin PS: Habe ihr Buch bestellt, ist aber noch nicht angekommen.

Mitglied inaktiv - 04.06.2007, 09:55



Antwort auf: Ängstliches Kind

Stichwort: Angst als Veranlagung Hallo, es ist die altherberachte Meinung, Schwächen, Unsicherheiten und Ängste mit gezielter Zumutung zu behandeln. Ich nenne die Herausforderung des Kindes bewußt Zumutung, weil das Wort Mut, das darin steckt durch die Vorsilbe "Zu" entkräftet ist, und so verhält es sich auch in Wirklichkeit. Wenn dieses Prinzip funktionierte, dann hätte es sich schon in hunderten von Jahren bewähren müssen. Hat es de facto aber nicht. Im Gegenteil, die damit "behandelten" Kinder sind eher noch ängstlicher geworden, zumindest aber haben sie sich von ihren Eltern und Erziehern mißverstanden gefühlt. Das wiederum hat schnell zu einem Vertrauensbruch geführt. Die Neigung zur Angst ist bis zu einem gewissen Teil angeboren. Die beste Methode, mit übertriebener Ängstlichkeit umzugehen, ist die schrittweise Desensibilisierung. Wie man das macht, das habe ich in verschiedenen Antworten zum Thema Angst schon erklärt. Diese Antworten finden Sie im gezielten Suchlauf unter "Angst als Veranlagung" und "Angst und Furcht". Sie können mich aber auch gerne wieder anschreiben, wenn noch Fragen aufkommen. Viele Grüße PS: bei meinem Buch gab es durch einen kleinen verlegerischen Fehler Schwierigkeiten bei der Auslieferung. Nächste Woche geht es aber weiter. Also das Buch kommt! Viele Freude beim Lesen!

von Dr. med. Rüdiger Posth am 05.06.2007