Frage: Abstillen

Sehr geehrter Herr Dr. Posth Vielen Dank für Ihre Antwort! Wäre ein Abstillen in der Nacht unserem Sohn mit 9.5M zuzumuten, wenn wir ihn durch tragen, vorsingen, Wasser/Tee anbieten trösten, oder würde unsere Beziehung dadurch beschädigt? Meine Mütterberaterin meinte, er würde wohl Trost und Nähe über die Brust noch sehr brauchen, die Beziehung sei wohl stark über das Nuckeln definiert. Jetzt habe ich Sorge, dass er mir das sehr übel nehmen wird, ausserdem werde ich ihn wahrscheinlich dann nachts hungern lassen müssen, da er am Tag wenig isst - oder sollte ich, um das zu vermeiden, ihm die Milchflasche anbieten, die er auch am Tag zugefüttert bekommt? Ist es besser wenn ich ihn dadurch begleite, oder lieber der Vater? Gibt’s Tipps, um ein Übergangsobjekt einzuführen? Den Schnuller mag er ja gar nicht. Wir geben ihm Kuscheltiere und auch ein Schnuffeltuch, aber bisher hat er noch keins "ausgewählt". Herzlichen Dank!

von Schoschana am 11.11.2013, 07:06



Antwort auf: Abstillen

Hallo, vielleicht wählt Ihr Sohn sich ja selbst ein Übergangsobjekt, wenn das viele Stillen nicht mehr stattfindet. Hungern lassen zur Akzeptanz der Brustentwöhnung geht natürlich nicht, es darf nicht sein, dass ein Säugling hungert, wenn er nachts nicht mehr getillt wird. Das Entscheidende ist ja, dass tagsüber soviel Nahrung aufgenommen wird, dass ein Stillen in der Nacht ernährungstechnisch nicht mehr nötig ist. Das ist die Grundvoraussetzung. Vorher ist die Brustentwöhnung in der Nacht nicht durchführbar. Etwa 10 Monate erscheint mir als der beste Zeitpunkt. Aber die Bindung wird dadurch nicht gefährdet. Selbst der Protest, mit dem zu rechnen ist, gefährdet nicht die Bindung, solange man sein Baby herumträgt tröstet und zu beruhigen sucht. Spürt man, dass das noch gar nicht gelingt, muss man den Versuch allerdings rechtzeitig abbrechen und es zu einem späteren Zeitpunkt erneut versuchen. Die Reihenfolge tags abstillen und genug Nahrung geben, insbesondere abends, um eine lange Sättigung zu erreichen, Nachtmahlzeit weglassen und trösten so gut es geht, Übergangobjekt, wenn vorhanden, anbieten oder Wasser/Teefläschen, muss eingehalten werden. In den frühen Morgenstunden noch einmal die Brust anbieten ist für Mutter und Kind bequem und widerspricht nicht dem Abstillprozess, ebenso wie das Einschlafstillen (zusätzlich zur Abendmahlzeit), weil es Bestandteil des Einschlafrituals ist. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.11.2013