Hallo Herr Dr. Posth,
unser Sohn ist 25 Monate und zeigt folgendes Verhalten: wenn ich mit ihm alleine bin, reden wir sehr viel miteinander, spielen nicht allzuviel aber machen ganzen Haushalt zusammen. Er hilft auf spielerische Weise sehr gerne zu kochen, putzen etc. Er ist ganzen Tag sehr lieb zu mir und zeigt sehr, sehr wenig Widerstand. Sobald wir zu dritt sind versucht er oft das Gegenteil zu machen und seinen Willen ständig durchzusetzen. Macht es absichtlich und lacht wenn wir uns aufregen. Sobald Papa zuhause ist und wir am Essenstisch sitzen, ist er sehr laut am erzählen und läßt mich nicht mit meinem Mann reden. Er sagt: "Papa aufhören! Weggehen! Mama mit Maurice reden!". Dabei darf Papa ihm kein Essen geben, nur ich. 2te Situation: Wenn Papa ihn fragt: "Hast du mich lieb?", sagt er: "ja" aber nur wenn ich nicht dabei bin. Wenn ich dabei bin sagt er immer "nein". 3te Situation: Seit ein paar Monaten will er nicht mehr mit Oma spielen wenn der Opa dabei ist, nur mit Opa. Er gibt ihr auch kein Küsschen, nur Opa. Wenn Opa nicht dabei ist, hat er Oma wieder sehr gerne.
Er ist sicher gebunden, bekommt noch nachts die Brust, schläft im Ehebett, keine Fremdbetreung, sehr einfühlsame "Erziehung". Papa verbringt jeden Tag 1 bis 2 Stunden mit ihm alleine, zieht ihn an und wickelt ihn, geht mit ihm alleine zum Sport.
Ist da ein Problem in der Loslösung entstanden? Oder wie sollen wir uns verhalten?
Viele Grüße
Anita
Mitglied inaktiv - 22.06.2009, 08:24
Antwort auf:
Ablehnung anderer Personen
Stichwort: Langzeitstillen
Hallo, es gibt im Verhalten Ihres Sohnes tatsächlich Hinweise für eine etwas erschwerte Loslösung, zumindest für ein konfliktreiche. Die Hinwendung zum Vater als Loslösungsvorbild erlaubt sich ihr Sohn nur dann, wenn Sie nicht dabei sind. Sobald Sie dabei sind, kann er sich nicht für seinen Vater entscheiden, sondern empfindet ihn als Störung und beauftragt Sie, ihn zu versorgen. Da wirkt noch stark die primäre Bindung nach. Wenn er aber den Vater als Mitglied in der Dreierrunde (Triade) erlebt, dann bricht sein Widerstand durch und er fängt schließlich an zu trotzen. Das aber gesteht er sich nicht ein und will den Vater fortschicken. (Analytiker würden sagen, der Vater bedroht die Bindung, und er selbst tritt in Konkurrenz zum Vater/ Ödipus-Komplex usw.).
Das ganze spielt Ihr Sohn bei den Großeltern noch einmal durch. Da ist dann der Opa frei für seine Bedürfnisse nach einem Loslösungsvorbild, da dieser zur Mutter keine Konkurrenz darstellt. Die Oma aber darf er dafür wegschicken (stellvertretend für die Mutter).
Das Hauptproblem wird die starke Bindung zu Ihnen sein durch das viele ausschließliche Gemeinsamsein und das anhaltende Stillen nachts.
Um die Loslösung voran zu treiben sollten Sie das nächtliche Stillen beenden (s. gez. Suchlauf unter "Brustentwöhnung" in der Nacht), die Gemeinsamkeiten mit dem Vater noch vermehren und ihn vorläufig mit Ihnen zusammen eine Spielgruppe besuchen lassen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.06.2009