Hallo Dr. Posth,
ab welchem Alter soll man Regeln beim Kind einführen? Also Regeln, bei denen das Kind mitbestimmen darf? Bsp aufräumen: Wir haben zusammen die Regel eingeführt, dass Abends zusammen aufgeräumt wird. Wie soll ich reagieren/was soll ich machen wenn die Kinder (5 J und 3-jährige Zwillinge) dann Abends sagen sie wollen jetzt nicht, haben keine Lust etc?
Und was bedeutet die Wenn/Dann-Regel? Wann kommt diese zum Einsatz und ist das nicht das gleiche wie Erpressung?
Und die letzte Frage: Können Sie mir eins Ihrer Bücher empfehlen, ich suche besonders etwas zum Thema Gewissen(sbildung), Selbstbewusstsein, Stolz und Scham und auch noch zum Thema Trotz.
Herzlichen Dank an Sie!
Viele Grüße phil
von
phil19
am 25.07.2011, 13:48
Antwort auf:
Ab welchen Alter sollte man Regeln einführen?
Stichwort: Regelkonzept statt Grenzen setzen
Liebe(r) Phil, das Regelprinzip verstehen die Kinder, wenn sie auf den 3. Geburtstag zugehen und sie -auch durch den Sprachfortschrit- in der Lage sind, Ursache-Wirkungs-Beziehungen (also Kausalprinzipien) auf höherer Ebene herzustellen. Die ganz einfachen, linearen Kausalprinzipine wie ich ziehe an einer Schnur und ein Spilegerät setzt sich in Bewegung oder ich drücke einen Knopf und der CD-Player geht an, verstehen schon 1-jährige und ältere Säuglinge. Aber bei der Regel geht es um kompliziertere Zusammenhänge. man darf das nicht verwechseln.
Eine Regel wird dann zur Regel, wenn sie auch einigermaßen konsequent eingehalten wird. Ich vermute, dass der größte Fehler in der Erziehung, was das Erlernen und Akzeptieren von Normen, Sitten und Gebräuchen angeht in der Inkonsequenz der Erziehungshaltung zu suchen ist. Wenn man dem Kind klar macht, wozu diese Regel gut ist, und was sie auch an Positivem für das Kind beinhaltet, ist sie keine Erpressung. Ohne Regeln würde keine Gemeinschaft vernünftig funktionieren.
Wenn sich Kinder aus Bequemlichkeit der Regel zu widersetzen versuchen, was erzieherischer Alltag ist, dann helfen Erklärungen und Erläuterungen, aber auch Bedingungen. Zuletzt geht man hin und hilft, aber eben nur unter der Bedigung, dass auch das Kind mitmacht. Und bis nicht die eine Sache erledigt ist, wird kein zweite begonnen. Solange das alles Folgerichtigkeit beinhaltet, kann sich das Kind, wenn es sicher gebunden ist und Empathie entwickelt hat, nicht bevormundet oder unterdrückt fühlen. Und genauso verhalten sich diese Kinder auch. In der Akzeptanz der Regel und im Erfüllen ihrer Aufgabe erkennen sie sich als vollgültige Mitglieder der Gesellschaft und das macht sie stolz. Eine Zusatzbelohnung brauchen sie nicht.
Für Ihren Zweck eignet sich am besten mein erstes Buch "Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen". Lesen Sie gleich die entsprechenden Kapitel. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 30.07.2011