Ab wann kann sich ein Kind etwas unter gestern, heute, morgen vorstellen?

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Ab wann kann sich ein Kind etwas unter gestern, heute, morgen vorstellen?

Laura ist jetzt 4 J. sie geht seit einem Jahr begeistert in den Kindergarten. Ein aufgewecktes Kind, sprachlich und feinmotorisch begabt, grobmotorisch eher etwas später dran aber durchaus im normalen Rahmen. Laut ERzieherin im Kindergarten ist sie besonders sprachlich aber auch feinmotorisch gleichaltrigen Kinder noch häufig stark überlegen. Sie spricht und malt/bastelt wie eine 5jährige. Soweit so gut. Was mir nunmehr schon seit längerem auffällt, ist dass sie ziemlich lange braucht um gewisse Zusammenhänge zu verstehen. Ich weiss aber nicht in wiefern das normal ist. Sie konnte z.B. erst mit 3,5 Jahren die Farben fehlerfrei benennen und erkennen und begreift bis heute nicht was gemeint ist, wenn ich sage "Morgen früh!" oder "Heute abend!" Wenn ich es mit tageszeitlichen tätigkeiten in Vebindung bringe versteht sie es aber einzeln nicht. Sie selbst sagt auch z.B. "Heute Morgen vor dem Schlafen gehen" und meint nat. heute Abend. Normal? Bis wann sollte es kommen?

Mitglied inaktiv - 08.08.2005, 16:41



Antwort auf: Ab wann kann sich ein Kind etwas unter gestern, heute, morgen vorstellen?

Hallo, das Begreifen der logischen Abfolge der Zeit beginnt im fünften Lebensjahr, d.h. also nach dem 4. Geburtstag. Zwar können Kinder mit 4 Jahren schon bestimmte Handlungen konkreten Zeitpunkten zuordnen, wie z.B. schlafen gehen am Abend und aufstehen am Morgen, aber die Zeitabfolge über die Taggrenze hinaus oder die Zuordnung zu Vergangenheit und Zukunft, die entwickelt sich jetzt erst. Von der Entwicklungspsychologin Doris Bischof-Köhler gibt es ein gutes Buch darüber im Verlag Hans Huber, Bern. Es heißt: "Kinder auf Zeitreise" und beschäftigt sich mit den Bewußtseinsschritten des Kindes ab dem 4. Lebenjahr (Theorie of Mind). Das Buch ist allerdings sehr wissenschaftlich geschrieben. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.08.2005