Frage: AE, loslösung, sanfte Ablösung

Hallo Hr Dr. Posth: tochter(2jahre) und ich sind ohne kontakt zum kv. nun wollen wir ab sept. für 3 tage pro woche in spielgruppe,bei der ich anfangs (pädagoginnen sagten 1 monat möglich) mitkommen dürfte.ich denke durch unsere situation ist die loslösung vielleicht etwas verzögert und daher auch sogar noch etwas vorsichtiger zu handhaben als in 2-eltern familien?könnten sie mir bitte als antwort etwas schreiben,welches ich den erzieherinnen zur hand geben kann,um sie über die besonderheit bei uns nochmal gesondert informieren zu können.denn sogar bei 2-eltern-familien brauchen kinder manchmal 1 monat zum ablösen,doch ich kann denen ja kaum ihren langtext zum lesen geben,deshalb hier bitte ihre ausführung in kurzform. bitte bitte! unsere oma ist wohl zwar für die loslösung zuständig,doch ist diese beruflich sehr eingespannt.wir machen oft was mit einem mann, finden sie das ok?meine tochter mag ihn mittlerweile. noch anderer punkt: inwieweit müssen 2-jährige mal warten können? dankesehr

Mitglied inaktiv - 31.07.2006, 10:59



Antwort auf: AE, loslösung, sanfte Ablösung

Stichwort Loslösung Hallo, das Konzept der Loslösung ist im Gegensatz zur Bindung in der Pädagogik noch nicht so verbreitet. Wahrscheinlich war es die östereichische Kinderpsycholgin Magret Mahler, die es zum erstemal bei den Grundlagen zur Entwicklungspsychologie erwähnt hat. Heutzutage spricht man auch von der triadischen Loslösung, weil der Vater oder im umgekehrten Rollenprinzip die Mutter als "Zielperson" des kindlichen Herausgehens aus der Bindung fungiert. Das Loslösungvorbild übernimmt die Leitposition für die Autonomie, d.h. das in der Bindung stark auf die primäre Bezugsperson fixierte Kind (Fremdeln, Anhänglichkeit) befreit sich aus den Strukturen der engen Mutter-Kind-Beziehung (Dyade) und baut seine Selbständigkeit auf. Parallel hierzu vollzieht sich der entscheidende Bewußtseinsschritt im Kind, die anfänglich, unsichere Selbstvorstellung durch die starke Gebundenheit an die Mutter in ein eigenständiges Selbst zu umzuwandeln (z.B. Rouge-Test, Doris Bischof-Köhler). Dieser Entwicklungsschritt vollzieht sich mit etwa 1 1/2 Jahren. Erst ab dann ist von einem Kind zu erwarten, daß es sich für die Gruppe und seine soziale Umgebung vollständig öffnet. Andere erwachsene Personen oder wesentlich ältere Geschwister sind in der Lage, ersatzweise das Loslösungsvorbild zu spielen. Das ist wichtig für Kinder, die von einem alleinerziehenden Elternteil großgezogen werden. Die Ersatzvorbildperson muß dieselben positiven Eigenschaften aufweisen, wie die Mutter oder der Vater. In zerbrochenen Familien können alle Funktionen auf fremde Personen übertragen werden, wofür diese aber erst dem Kind vertraut sein müssen. Diese Personen tragen dann dieselbe Verantwortung für das Kind wie die Eltern. In der Fremdbetreuung müssen die Entwicklungsprinzipien des Kindes grundsätzlich verstanden sein und Anerkennung finden. Erzieher(innen) sind "unterrangige" Ersatzbezugspersonen für das Kind. Eine Ersatzbezugsperson kann nur dann atraumatisch (d.h. ohne Gefahr der seelischen Verletzung des Kindes) ihre Aufgabe übernehmen, wenn eine sanfte Ablösung erfolgt. D.h. die sich zur Verfügung stellende Ersatzbezugsperson muß in Anwesenheit von Mutter oder Vater oder deren Stellvertreter an das Kind gewöhnt werden. Dafür muß sie sich behutsam dem Kind nähern und vorsichtig im Spiel und in der wachsenden Interaktion sein Vertrauen gewinnen. Erst wenn das Kind von sich aus die Kontaktaufnahme zur Ersatzbezugsperson wünscht, kann ein vorsichtiger Ablösungsversuch von Mutter oder Vater begonnen werden. Die Dauer für diesen Ablösungsvorgang sollte nach Möglichkeit das Kind selbst bestimmen können. Es gibt spontane Sympathien seitens des Kindes, die diesen Ablauf stark verkürzen, und es gibt ängstliche, sozialscheue Kinder, bei denen dieser Ablauf verlängert ist. Um eine nachhaltige, seelische Verletzung zu verhüten, sind die Grundsätze in der außerfamiliären Betreuung des Kleinkindes unbedingt zu beachten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.08.2006



Antwort auf: AE, loslösung, sanfte Ablösung

Ich hoffe, der Text ist eindeutig genug und entspricht Ihren Vorstellungen. Zur letzte Frage: warten muß gelernt sein. Die Wartetoleranz eines 2jährigen Kindes ist noch sehr kurz. Das sollten Eltern bei allen ihren Ankündigungen beachten. Viele Grüße noch einmal

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.08.2006



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