Sehr geehrter Hr. Posth,
Sohn klammert z.Z. extrem. Er „verkrallt“ sich geradezu. Kurze (ca. 15 min) Betreuung durch liebev. Vater möglich, aber nur mit viel Ablenkung auch während Übergabe (sonst weinen). Sobald ich wieder da bin, große Freude und will zu mir. Wenn ich ihn ablege, kommt nur zum wickeln, waschen vor, schreien, kein quengeln. Muss doch aber sein! Rede mit ihm, singe, versuche abzulenken, zwecklos. Angst, Bindung zu gefährden. Nehme ihn sonst überall mit hin, sogar auf WC, sitzt hier auf Schoss, will nicht mehr in Babywippe (steht neben WC, Körperkontakt), sonst s.o. Leidet zurzeit auch unter Nachtangst (laut Kia).
Sohn nie alleine o. schreien gel.. Fam.bett, einschlafstillen, viel Körperkont. Wird ausschl. getragen, kein Kiwa. War 1.3 M. Schreikind (Körperkont., viel gestillt), anschl. Stark gefremdelt.
Angst was falsch gemacht zu haben, Bindung beschädigt?
Herzlich und tausenddank für Ihre Arbeit,
Anne.
von
AnneB79
am 09.12.2013, 07:53
Antwort auf:
9Monate Baby Trennungsangst?
Liebe Anne, eher ist es so, als sei Ihr Sohn ein von Natur aus sehr ängstliches Kind. Diese Veranlagung benötigt zwar absolut sichere Bindungserfahrungen, wird aber dadurch nicht beseitigt (s. Angst als Veranlagung im gezielten Suchlauf). Jetzt mit 9 Monaten kommen erste Loslösungsphänomene dazu, vermutlich kann er jetzt wegkrabbeln und die Beziehung zum Vater wächst. Aber paradoxerweise macht ihm das wieder Angst, und er wird sehr anhänglich. Andere Kinder erleben diesen Aufbruch als durchweg beglückend, ein ängstliches Kind genießt das nur mit Unsicherheitsgefühlen.
Es ist schon richtig und wichtig, dass Sie Ihrem Sohn noch das notwendiger Sicherheitsbedürfnis befriedigen, aber das muss nicht soweit gehen, dass Sie selbst gar nicht mehr allein machen können. Es genügt, dass Sie in Sichtweite Ihres Sohnes bleiben, mit ihm reden und sich immer wieder zuwenden, aber er muss es jetzt schaffen, die körperliche Trennung zu ertragen. Theoretisch könnte er auch neben Ihnen im eigenen Bett schlafen. Für den nötigen Körperkontakt in der Nacht könnten Sie durch Ihre Hand bei ihm sorgen. Aber am Tage kann er Sie sehen und hören, und das muss jetzt genügend Sicherheit hervorrufen.
Wenn Sie weggehen, und Ihr Mann versorgt ihn in der Zeit, dann sollten Sie in diesem Alter noch ohne dass er es sieht weggehen. Denn noch kann er sich nicht vorstellen, dass Sie gleich zurückkommen. Also entwickelt er Angst. Die Zeit, in der Sie weg sind, kann er noch nicht ermessen. Er erlebt dann nur Ihre Rückkehr und die macht in glücklich. (Das gilt natürlich nicht für größere Kinder im Kindergarten usw. wie einige Mütter hier offenbar falsch verstanden haben. Da mus man sich natürlich mit beruhigenden Worten verabschieden). Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 11.12.2013