Sehr geehrter Herr Posth, ich verschlinge Ihr Forum seit längerem und habe auch bereits alles zur Sauberkeitserziehung gelesen. Unser 2,5-jähriger Sohn wird forumsgemäß erzogen und wir sind auch eigentlich recht stolz darauf wie harmonisch unser Familienleben ist und die Entwicklung unseres Sohnes verläuft. Und nun das! Damit hätten wir nie gerechnet. Unser Sohn kann Windeln tagen, solange er möchte, wenn er sich nicht sofort wickeln lassen möchte, warten wir 5 Minuten länger... immer ohne Tränen und ohne Druck. Nun hat er 5 Tage seinen Stuhl zurückgehalten, bis er nicht mehr konnte. Und nun fängt es wieder von vorne an. Wenn er Druck verspürt, drückt er sichtlich dagegen. Löslösung klappt super, Großeltern alle da, keine Fremdbetreuung. Kind ist extrem sensibel aber bereits auch sehr selbstbewusst und sozial sehr gut entwickelt. Spricht fremde Kinder an und lädt zum Spielen ein, verteilt sein Spielzeug, kann sich lange auf eine Sache konzentrieren... Wie können wir ihm helfen? Danke!
von
melani201
am 17.09.2012, 09:46
Antwort auf:
2,5-jähriger hält Stuhl zurück
Hallo, wenn Ihr Sohn früher, vor allem auch in der Säuglingszeit, nie Verstopfungsprobleme hatte, scheiden eigentlich organische Störungen komplett aus. Dafür spricht auch, dass das Problem in der Phase der Suaberkeitsentwicklung zum ersten Mal auftritt. Nun kann es sein, dass z.B. das Vorbild eines anderen Kindes oder ein paar unbedachte Äußerungen von Bekannten Ihren Sohn dazu anstacheln, es mit dem Sauberwerden zu probieren. Da aber die sensorischen Meldungen an das Gehirn und die motorischen Fuktionen zur Ausscheidung noch nicht vollendes verstanden werden, begeht Ihr Sohn Fehler und hält ein, statt loszulassen oder zu drücken, wenn er muss. Der Stuhl verhärtet sich im Enddarm, weil das die Aufgabe des Dickdarms ist, und die jetzt sich anbahnende Ausscheidung fängt an weh zu tun. Nun hält er vor Angst erst recht ein. Usw. So kann ganz ohne konkrete Auslöser eine habituelle Obstipation entstehen.
Als erstes redet man dem Kind aus, jetzt schon ohne Windel auszukommen. Dann lässt man das Kind viel trinken, damit der Dickdarm nicht so viel eindickt. Die dritte Maßnahme ist ein Abführzäpfchen, dass den vordersten Stuhl im Mastdarm weich macht und die Ausscheidung hervorruft (z.B. Minikliss). Und zuletzt bekommt das Kind ein Zeitlang Lactuflor etc., damit der Stuhl erst gar nicht wieder so fest wird. Es braucht dann eine längere Zeit, bis sich alles wieder beruhigt, und dann kann das Kind noch einmal einen selbstbestimmten Anlauf nehmen, sauber zu werden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 20.09.2012