Frage: 2,5 Jahre

Guten Tag Herr Dr. Posth Unsere Tochter Mila, 2,5 Jahre entwickelt sich prächtig; vieles bestimmt auch durch Ihre Tipps und Ratschläge. Nur 2 Dinge, die mich etwas beunruhigen: Sie hat fast immer Angst vor Männern mit Bart. Außer dass mein Vater (Mann mit Bart) sie manchmal gekitzelt hat (er ist aber sehr selten da und respektiert es jetzt auch), und sie das nicht so toll fand, ist aber nie was vorgefallen; Wir sagen ihr natürlich, dass sie keine Angst zu haben braucht und dass Männer mit Bart nicht böse oder gefährlich sind, aber das hilft natürlich bei Angst in diesem Alter nicht wirklich. Generell hat sie vor Männern mehr Angst. Was tun? Des weiteren lässt sie es kaum zu, dass sich mein Partner und ich unterhalten. Sie brüllt einfach ganz laut dazwischen. Wie verhalten? Wir erklären ihr, dass wir uns auch mal unterhalten müssen und nicht immer sie im Mittelpunkt steht. Danke für ihr Forum Viele Grüße Ela Mergels

Mitglied inaktiv - 12.07.2010, 08:31



Antwort auf: 2,5 Jahre

Liebe Ela M., es muss wohl eine Art Urinstinkt sein, dass Kleinkinder, manchmal sogar schon Säuglinge Skepsis entwickeln, wenn sich ihnen ein Mensch nähert, der Haare nicht nur auf dem Kopf trägt. Mädchen sind angeblich davon stärker betroffen als Jungen, was ich persönlich nicht bestätigen kann. Wenn der Bart sehr kurz geschnitten ist, trifft diese Beobachtung auch gar nicht zu. Es sind eigentlich nur längere Bärte, die Respekt einflößen und die Kinder irritieren. Ähnliches gilt für die Angst vor Männern ganz allgemein. Es gibt tolle psychoanalytische Erklärungen für dieses Phänomen, in der Menschheitsgeschichte sind aber Frauen für Kinder mindestens ebenso gefährlich, insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder (wie traurige Statistiken ausweisen). Die böse Stiefmutter war noch vor 150 bis 200 Jahren häufiges Kinderschicksal. Erst für ältere Kinder sind die Männer oder Stiefväter die gefährlicheren Erwachsenen. Soviel zur Psychoanalyse. Übrigens scheinen die Kinder zwischen ihrem eigenen Vater und fremden Männer einen Unterschied zu machen. Der eigene Vater flößt ihnen in aller Regel keine Angst ein. Er darf natürlich nicht durch einflößung von Angst erziehen wollen. Das andere Problem, das Sie schildern, rührt daher, dass ein Kind (Einzelkind?) immer das Bedürfnis hat, beachtet zu werden und in gewisser Weise im Mittelpunkt zu stehen. Daraus bezieht das KInd positive Attribute für sich selbst. Eltern tun gut daran, immer einen Kompromiss anzustreben zwischen Beachtung des Kindes und Durchsetzen der eigenen Interessen. Die Situation, die Sie schildern, lässt sich immer mit kurzer Zuwendung zum Kind aufbrechen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.07.2010