Frage: 2 Extreme

Hallo Herr Dr.Posth, ich habe ein Thema welches mich sehr beschäftigt. Und zwar bin ich der Meinung, dass ich und mein Mann zwei sehr unterschiedliche Menschen sind. Ich habe manchmal Befürchtungen,dass sich das negativ auf unseren Sohn (im Juni 3) auswirkt, oder besser gesagt, dass unser Umgang miteinander (Mann-Frau, Mann-Kind, Frau-Kind, etc.)sich negativ auswirkt. Mein Mann ist viel zu sorglos und selbstüberzeugt, der lieber mal gar nichts sagt (wenn ich dass jetzt mal so übertrieben darstelle) und ich eher immer die zweifelde, sorgenvolle, die sich manchmal um Kopf und Kragen redet. Ich fühlte mich als Kind sehr oft nicht wohl und versuche diese Dinge, die mich traurig machten, anders zu machen. Mein Mann ist wahnsinnig geliebt worden und handelt ohne ( meines Erachtens) genau auf unseren Sohn zu schauen, hinter das Gesicht oder in ihn hinein. Ich versuche nachzuempfinden was unser Sohn fühlt, wie er sich fühlt und bin auch der Meinung, dass ich dort das richtige erkenne. Ich möchte noch erwähnen dass ich weiß, dass es auch sehr wichtig ist, dass unser Sohn verschiedene Charaktere und Menschen kennt und auch selber seinen Weg findet mit Ihnen umzugehen, doch das Problem liegt meiner Meinung nach darin, das das Kind spürt, dass das was der Papa da gerade so gaaanz anders macht als die Mutter, dass das Kind merkt, das mag meine Mutter auch gar nicht gern. Und da unser Kind viel mehr Zeit mit mir allein verbringt, denke ich, ist die "Beeinflussung" von mir auch wesentlich größer und der Blick wandert zu mir und sagt mir " Mama ich mag das nicht, ich möchte zu Dir" (zum Beispiel beim Toben wo es einfach zu grob wird). Jetzt nicht einzugreifen ist für mich ein Problem. Ich möchte es, weiß aber nicht ob ich soll, oder darf. Unser Sohn ahmt seinen Vater ganz oft nach und findet auch alles was mit Motoren zu tun hat ganz toll, wie sein Vater es eben tut und doch kommt es mir ganz oft so vor, als ob er sich nicht wohl fühlt im Umgang mit seinem Vater. Und das Verhalten zu uns Eltern gemeinsam empfinde ich auch als angespannt. Mein Mann soll mich nicht so gern umarmen oder ähnliches. Er sagt dann oft : Lass meine Mama los oder das ist meine oder ähnliches. ich empfinde mich und unseren Sohn eher als eine Einheit und mein Mann gehört seperat dazu. Aber das möchte ich eigentlich gar nicht. Würde ich ganz sicher sein, dass ich mich gar nicht einmischen sollte und das viel besser wäre, dann würde ich es tun, aber mein Gefühl hat mir bisher immer gesagt: Geh hin (dazwischen). Ich empfinde das Miteinander, meiner eigenen Eltern,wo keiner den anderen akzeptiert, als schrecklich (auch heute noch) und möchte nicht, dass sich mein Kind genauso schrecklich fühlt. Ist es besser meinem Kind das Gefühl zu geben, das ich alles vom Papa richtig finde, auch wenn ich sehr viele Dinge nicht richtig (als Vorbild) finde? Ich habe erkannt, das es zwar sehr viele Unterschiede und verschiedene Ansichten zwischen mir und meinem Mann gibt, doch ich persönlich brauche diesen Ausgleich. Ein Kind ist aber wieder etwas ganz anderes. Ich habe nun sehr viel geschrieben und hoffe, dass sie mir hierzu eine Antwort geben können, da ich denke dass dies Thema, sehr zur seelischen Entwicklung beiträgt. Vielen Dank schon mal für die Mühe. Mariam

Mitglied inaktiv - 10.02.2004, 20:14



Antwort auf: 2 Extreme

Liebe Miriam, bei Ihnen habe ich das Gefühl, daß das Problem stärker zwischen Ihnen und Ihrem Mann zu suchen ist, als beim Kind. Zunächst einmal macht es dem Kind nichts oder nicht viel, wenn die Eltern sehr unterschiedlich sind. Es sucht sich bei jedem, was es von ihm bekommen kann. Allerdings müssen die Eltern in wichtigen Fragen auch übereinstimmen. Also wenn ein Elternteil extrem streng ist, der andere aber absolut nachgiebig, werden die Kinder das schnell auszunutzen wissen und den einen gegen den anderen auszuspielen versuchen, natürlich zum eigenen Vorteil. Das Hauptproblem für Ihren Sohn liegt sicher darin, daß sein Vater Erziehungkonflikten auszuweichen sucht und auf diese Weise ein zu schwaches Vorbild abgibt. Das wirft ihn in der Loslösung auf sich selbst und rückwirkend wieder auf die Mutter zurück, was natürlich ungünstig ist. Sie sollten schon mit Ihrem Mann darüber sprechen und z.B. auf bestimmte Konfliktpunkte hinweisen, wie z.B. die Tobeaktionen. Das machen Sie natürlich nicht im Beisein Ihres Sohnes. Kinder leiden unter offenkundigem Streit ihrer Eltern. Sie halten sich immer für die Verursacher, was sie leicht unglücklich macht. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.02.2004



Antwort auf: 2 Extreme

es ist vielleicht noch wichtig zu erwähnen, dass der Papa dadurch schnell genervt ist und sich zurückzieht, was mir sehr leid tut und unser Sohn automatisch mit im Nachteil ist. :-(

Mitglied inaktiv - 10.02.2004, 20:21