Frage: 11 Monate - Bindungsfrage

Hallo lieber Herr Dr. Posth, ich möchte Sie gern einmal etwas fragen betreffend Loslösung und Bindung. Unser Sohn Benjamin ist jetzt 11 Monate alt und hat lange Zeit niemand anderen zum Zubettgehen akzeptiert als seine Mama. Er wurde nie schreien gelassen, nie allein gelassen, viel getragen und macht auch einen ganz zufriedenen Eindruck. Seit ein paar Tagen oder Wochen fängt er an, freiwillig zu den Omas auf den Arm zu gehen und lässt sich sogar tagsüber vom Papa ins Bett bringen. Das war vorher unmöglich. Trösten und Schmusen will er vorzugsweise bei mir, wenn ich weg war und wiederkomme, bin auch nur ich interessant und sofort ist Oma vergessen. Kann es sein, dass die Loslösung jetzt schon beginnt? Fremdeln macht er kaum noch und wenn nicht mehr stark. Ich fühle mich manchmal so abgeschrieben, da jetzt der Papa auch viel mit ihm machen darf, ohne dass er weint. Ist es jetzt an der Zeit loszulassen? Hört sich die Bindung zu mir gut an? VLG und Dankeschön Isabell

Mitglied inaktiv - 26.03.2007, 10:26



Antwort auf: 11 Monate - Bindungsfrage

Liebe Isabell, das, was Sie im Moment empfinden, empfinden auch viele andere Mütter. Aber die sichere primäre Bindung, die Sie mit Ihrem Sohn aufgebaut haben, geht nie verloren. Sie bleibt unterschwellig lebenslang bestehen und wird in verschiedenen Lebensphasen mal stärker in den Hintergrund treten, wie bei der Loslösung, und mal wieder stärker zum Vorschein kommen, wie z.B. bei einer schwereren Krankheit oder einem größerem "Schicksalsschlag". Nur das Kind traut sich frohgemut in die Loslösung, das sich seiner Bindung sicher ist. Das ist das ganze Geheimnis der Bindungstheorie. Sie müssen also jetzt nicht "loslassen", sondern nur "nachgeben". Und Sie können stolz darauf sein, eine sichere Bindung mit Ihrem Sohn hergestellt zu haben, denn dazu gehört ja ein großer mütterlicher Einsatz. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 28.03.2007