Windeln, Schnulli und Gezicke

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Minieule möchte auch ganz viel allein machen - manchmal. Genauso oft verlangt sie aber auch "Mama macht das". "Geht nicht" ist neben "Mama Arm!" auch eine ihrer meistgebrauchten Äußerungen, und sie hat auch oft einen sehr weinerlichen Ton drauf, was mich zeitweise ungeheuer nervt. Ihre Frustrationstoleranz ist auch noch sehr gering, und momentan bricht sie auch sofort in Tränen aus, wenn wir sie nur darauf hinweisen, dass sie mit irgendwas vorsichtig sein muss, geschweige denn wenn sie irgendwas sein lassen soll.

Ansonsten singt sie gern, und noch lieber lässt sie sich vorsingen. Ich bekomme dadurch nun täglich ein paar Runden Gehirnjogging gratis, indem Minieule vorgibt, was ich singen soll und sehr aufgebracht ist, wenn ich ihre völlig klaren, eindeutigen Stichworte nicht gleich beim ersten Mal erkenne, z. B. "Tru!", was sich als die zweite Strophe von "Ihr Kinderlein kommet" herausgestellt hat ("Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf STROH") oder "Graben" bzw. "Hoch meine Gabeln". Auflösung war in beiden Fällen "Hejo spann den Wagen an" (Hol die goldnen Garben...) :-) Neben diesen kryptischen Äußerungen kommen aber auch schon so Sätze wie "Müssen fragen, ob der Papa mit zum Spielplatz kommt", und manchmal singt sie ihre Lieder auch einfach komplett selbst. Dieser Spracherwerb ist für mich jeden Tag ein neues Wunder, ich bin total fasziniert davon, das so täglich verfolgen zu können.

Töpfchen ist hier noch nicht wirklich ein Thema. Sie setzt sich schon ab und zu mal drauf, hat aber noch nie was reingemacht und steht auch nach wenigen Sekunden wieder auf. Ich halte mich da aber auch sehr zurück, da das ganze Thema durch ihre chronische Verstopfung ohnehin schwierig ist und sie schon viel mitmachen musste. Zudem müssen wir momentan den Stuhlgang ein halbes Jahr lang medikamentös durchfallartig flüssig halten, damit der durch die Verstopfung ausgeleierte Enddarm sich wieder tonisieren kann, da müssen wir beim Wickeln oft Body und Strumpfhose mit wechseln, weil die Windel übergelaufen ist, das bekommt sie ja auch immer mehr mit, da möchte ich das Ganze eigentlich eher weniger thematisieren. Irgendwann wird sie schon sauber und trocken werden.

Unsere Dauerbaustelle ist nach wie vor das Trinken. Es sieht so aus, als ob sie tatsächlich Schwierigkeiten hat, größere Mengen an Flüssigkeiten beim Schluckakt zu kontrollieren. Beim Stillen war es kein Problem, ich nehme mal an, da war der Flüssigkeitsstrahl noch fein genug, aber bei Becher, Strohhalm, Schnabelbecher usw. verschluckt sie sich immer noch ganz schnell, braucht ewig für eine winzige Menge und verlegt sich ruckizucki aufs Schauspielern, d. h. sie tut nur so, als ob sie trinkt. Sobald sie darauf angesprochen und aufgefordert wird, richtig zu trinken, verweigert sie total - für Tage oder Wochen. Nicht so einfach. Zum Glück gehen angedickte Flüssigkeiten und verdünntes Obstmark aus wiederbefüllbaren Quetschbeuteln ziemlich problemlos, so dass wir mittlerweile wenigstens nicht mehr die Sorge haben, wie sie überhaupt genug Flüssigkeit zu sich nehmen kann. Nun erhöhen wir den Flüssigkeitsanteil in den Quetschies alle paar Wochen ein gaaanz, ganz kleines bisschen, so dass sie sich an immer dünnere Konsistenzen gewöhnen kann. Jede neue Stufe ist eine merkbare Herausforderung für sie. Eine Ursache konnten wir noch nicht finden, aber vielleicht hängt es irgendwie mit ihrer muskulären Hypotonie zusammen.

Schnulli dagegen ist überhaupt kein Problem. Etwa um ihren ersten Geburtstag herum hat sie begonnen, ihn uns nach einer knappen Minute wieder in die Hand zu drücken, und dabei ist sie weitgehend geblieben. Kürzlich hat sie in ihrer Erinnerungskiste ihren ersten Schnulli gefunden und war dann ein paar Tage lang doch wieder interessiert am Nuckeln, aber das hat jetzt schon wieder aufgehört. Ich hätte nie zu hoffen gewagt, dass das so schnell und problemlos gehen würde.

Wir wollten eigentlich auch gern bald ein zweites Kind, aber momentan haben wir es doch erstmal zurückgestellt, weil ich einfach zu erschöpft bin und mir nicht vorstellen kann, wie ich das momentan packen sollte. Die ganzen Baustellen und vor allem die oft erfolglose Suche nach Hilfe haben mich ziemlich mitgenommen, und mein eigener Gesundheitszustand ist auch nicht der beste. Demnächst werden Minieule und ich eine Mutter-Kind-Kur antreten. Im Augenblick kommt es mir vor wie ein Tropfen auf einem heißen Stein, aber ich hoffe mal, dass es uns trotzdem ein bisschen hilft.