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Geschrieben von Niikolausi am 20.05.2021, 12:35 Uhr

Selbständig machen

Hallo,

ich bin im Moment etwas hin und her gerissen und hoffe auf Eure Meinungen.

Ich bin seit 30 Jahren bei ein und demselben Unternehmen beschäftigt. Erst Vollzeit und nach den 3 Jahren Erziehungsurlaub mit 20 Stunden pro Woche.
Nun hat sich im Laufe der letzten Jahren seeehr viel verändert. Der Druck ist wesentlich höher...es wird unheimlich viel verlangt. Teilzeitkräfte sind egtl. eher nicht erwünscht...es gibt inzwischen extrem viele Zicken hier und alles in allem machts egtl. keinen Spass mehr.
Ich habe inzwischen auch gesundheitliche Probleme. Die Ärzte konnten aber nichts finden. Organisch alles ok. Bin nun monatelang in Psychotherapie gewesen...parallel Heilpraktiker etc. Also habe ich in den letzten Monaten mit sehr vielen Leuten gesprochen und alle sagen das gleiche. Ich wäre für den derzeitigen Beruf nicht geschaffen und das würde mich total stressen. Es wurde mir nun auch von meheren Leuten empfohlen einen anderen Berufszweig anzugehen...das hatte ich vorher auch schon überlegt aber ich habe einfach nochmal die Bestätigung von anderen Seiten gebraucht.

So...lange Rede...kurzer Sinn....

Wenn ich nun eine entsprechende Ausbildung begonnen und auch positiv abgeschlossen habe, steht ja die Selbständigkeit ins Haus.
Ich würde aber gerne vorher schon einmal wissen, wie sich mein mtl. Aufwand darstellt.
Also ich müsste ja dann selbst KV zahlen und auch die Rentenbeiträge etc. Wer hat hier Erfahrung?
Angenommen ich würde als Heilpraktiker einen Patienten beraten und dafür für 1h Gespräch EUR 100 (nur als Beispiel) verlangen. Wieviel davon ginge für die Nebenkosten (Rente, Steuern, Krankenversicherung...) drauf?
Miete müsste ich nicht zahlen. Ich könnte mir im Keller unseres Hauses eine tolle Praxis einrichten.

Also aktuell habe ich EUR 1.100 netto für 20h Tätigkeit. Ich schätze mal dass das bei einer Selbständigkeit wesentlich weniger wird. Aber ich wäre zufriedener und dadurch gesünder.
Wenn ich nichts ändere müsste ich noch ca 15 Jahre in meinem derzeitigen Beruf arbeiten.

Also sollte ich es wagen? Und wie wird sich meine Einnahmen/Ausgabenseite entwickeln? Bzw. was würde von meinem Stundenlohn übrig bleiben?

Vielen Dank fürs lesen und eure Antworten.

 
8 Antworten:

Re: Selbständig machen

Antwort von Caot am 20.05.2021, 13:08 Uhr

Selbstständig muss gut überlegt sein. Ich empfehle so ein Seminar für „Firmengründungen“ bei der IHK zu besuchen. Dort wird einem gut erklärt was man beachten muss.

Rente solltest Du Dich beraten lassen. Vor Ort bei deinem Rentenberater.

Wenn Du nicht genug Einnahmen hast, kann man die KK über die Familienversicherung laufen lassen.

Was man braucht, wie man das macht, a) Selbstständigkeitsseminar b) Rentenversicherung besuchen und c) den Steuerberater kontaktieren um die Dinge Einnahmen/Ausgaben/Gewinn zu klären.

Ob Du es wagen solltest? Ich hab es gewagt, aber einen Mann im Hintergrund der meine berufliche Freiheit finanziell deckt. Wenn meine Einnahmen also niedrig sind, ist das so gesehen egal. Ich verliere nichts, mein Risiko ist klein.

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Re: Selbständig machen

Antwort von antia am 20.05.2021, 21:25 Uhr

Ja, ich empfehle auch dringend ein Existenzgründer-Seminar bei der IHK oder HK.
Die haben auch meistens schon Business-Pläne etc auf deren Homepage, die schon Mal den Blick weiten.

Ich bin ehrlich gesagt sehr kritisch bezüglich Selbständigkeit, ich finde gerade da braucht man unbedingt Stressresistenz.

Was du vorher auch noch machen kannst:
-Beratung bei der Rentenversicherung, ob du die Voraussetzungen für eine Umschulung erfülldt, ggf mit med Reha vorher - dann ist der Zugang leichter.

- bei der Agentur für Arbeit erfragen, wie hoch die Beschäftigungsrate im gewünschten neuen Beruf ist oder ob eher überlaufen/brotlos in eurer Region

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Re: Selbständig machen

Antwort von Silvia3 am 21.05.2021, 13:53 Uhr

Ein großer Posten sind die gesetzliche KV und PV, die rund 17,5% deines Gewinns (nicht Umsatz) ausmachen (bis zur Beitragsbemessungsgrenze). Bei hohem Einkommen zahlst du jeden Monat rund 850 € Beitrag. Dazu kommen noch Steuern. Wenn du mit deinem Mann gemeinsam veranlagt wirst, und der ein hohes Einkommen hat, dann macht sich das auch bei dir unerfreulich bemerkbar. Altersvorsorge, Anschaffung von Geräten (z. B. auch Laptop), Software, Bücher, Weiterbildung usw. kommen dann auch noch dazu.
In die Rente zahlst du nicht ein (soll ab 2024 kommen), solltest aber natürlich privat vorsorgen. Arbeitslosenversicherung entfällt.

Um einen realistischen Stundensatz zu errechnen, empfehle ich diesen Ratgeber, der schlüsselt das kurz und übersichtlich auf:

https://lambertschuster.de/existenzgruender/stundensatz-kalkulation-fuer-freiberufler-und-selbstaendige/

Außerdem solltest du den Markt analysieren. Gibt es in deiner Gegend genug Bedarf für einen weiteren Heilpraktiker?

Silvia

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Re: Selbständig machen

Antwort von Mörchen17 am 21.05.2021, 20:40 Uhr

Ich verstehe nicht ganz - hast Du denn schon die Erlaubnis, als Heilpraktikerin zu arbeiten? Dafür muss man ja eine Prüfung ablegen, die - auch wenn der Heilpraktiker (nicht zu Unrecht) etwas schräg beäugt wird - nicht von Pappe ist, dem muss man gewachsen sein. Und die Prüfungsvorbereitung kostet ja auch was, Kursgebühren, Fachliteratur etc. Eine "tolle Praxis" muss auch eingerichtet werden, mit geeignetem Mobiliar, man braucht sicherlich einiges an Gerätschaften, man muss sich laufend weiterbilden, Werbung betreiben (Website einrichten, Zeitungsanzeigen schalten etc.), ich denke mal, man muss auch eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen usw.

All diese Kosten müssen aus den Einnahmen der Praxis abgedeckt werden. Was dann übrig bleibt, ist der Gewinn, der Dir privat gehört. Auf diesen Gewinn, das ist sozusagen Dein Bruttoeinkommen, zahlst Du Krankenversicherungsbeiträge, Steuern, ggf. Rentenversicherungsbeiträge. Den Krankenkassenbeitrag für freiwillig Versicherte kannst Du bei Deiner Krankenkasse erfragen; wegen des Zusatzbeitrags sind die Beiträge ja nicht überall gleich. Ob Du als Heilpraktikerin Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zahlen musst, weiß ich nicht, das sollte man im Vorfeld aber auch klären. Und die Höhe der Einkommensteuer hängt von Deinem persönlichen Steuersatz ab; wenn Du verheiratet bist, werdet Ihr ja wahrscheinlich gemeinsam veranlagt.

Davon ab: Man sollte es sich gut überlegen, ob man Patienten zu sich nachhause kommen lässt. Es gibt ziemlich übergriffige Leute, die dann durchaus auch sonntags früh um sieben Uhr mal bei einem an der Haustür klingeln, weil sie irgendein gaaanz dringendes Anliegen haben...

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Re: Selbständig machen

Antwort von Laufente123 am 21.05.2021, 22:57 Uhr

Denk daran, dass du dann "freiwillig" in der Gesetzliche KV versichert bist, d.h. zu zahlst die KV auf ALLE Einnahmen, d.h. auch Kapitalerträge und Mieteinnahmen. Das kann u.U. relevant sein.
Freiwillig, weil du dann auch in die Private gehen könntest.
Freiwillig in die RV einzahlen, will gut überlegt sein. Da ist es oft sinnvoller denselben Betrag in ETF Fonds anzulegen.

Wie sicher bist du, dass du Kundschaft gewinnst?

Für mich ist Heilpraktiker ebenso wie Coach so ein Ding, was Menschen anvisieren, die gerade in ihrem Job und/oder Leben verzweifelt sind und damit meinen einen Lösung für ihr Problem gefunden zu haben. Das sind alles relativ kurze Ausbildungen, die man ohne besonderen Talente und Vorkenntnisse durchziehen kann. Dann wird voller Begeisterung viel Geld in die Ausstattung und Werbung gesteckt und dann stellt man fest, dass man die Ausgaben ewig nicht reinbekommt. Ein nettes Hobby, wenn man geerbt hat oder einen gut verdienenden Partner hat.

Kommst du aus dem medizinischen Bereich?

Ach ja, als Selbständiger hat man deutlich mehr Arbeit und Druck als als Angestellter. Ein signifikanter Anteil wird nicht vom Kunden bezahlt (nur indirekt): Kundenrechnungen erstellen, Überweisungen prüfen, Mahnungen, Steuererklärung, Datenschutzthemen, wie sichere ich meine Computerdaten vor Fremdzugriff und auch vor Verlust, Anschaffung digitale Infrastruktur (Server, Sicherungssysteme, Drucker, Scanner, Fax), Leasingverträge Geräte, Werbung, Angebote, Weiterbildung, ....

Besonders wenn man viele Kleinkunden hat ist der Aufwand sehr hoch, da viele Rechnungen, Überweisungen und zwischen den Terminen ist immer wieder Leerlauf. Und ja, einfach mal die Kundendaten am Notebook ablegen ist nicht (Datenschutz, Verlustrisiko). Also mach erst mal eine IT Ausbildung.

Ich bin selbständig seit Jahrzehnten, aber immer nur mit einem Hauptkunden mit Vertrag auf mehrere Monate. Damit ist dieser "unbezahlte" Zusatzaufwand relativ gering. Und ich habe keine Kundendaten bei mir mir auf dem Rechner.

Wer von Deinen Freunden, die Dir so zuraten weil das so gut passt, ist selber selbständig?
Ich rate ab. Schon allein, weil du hier so unvorbereitet und blauäugig fragst.
Liebe Grüße
Laufente

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Re: Selbständig machen

Antwort von janthu am 22.05.2021, 14:02 Uhr

Ich ergänze um Kosten für Berufsgenossenschaft und eine private Haftpflichtversicherung.

Falls es schon irgendwo genannt wurde, habe ich es wohl überlesen und entschuldige mich dafür

Meine Selbständigkeit scheiterte schon an den Berechnungen...
Da mein Mann auch selbstständig ist, hätte mein Verdienst uns eine Steuerstufe (heißt das so?) höher gestellt und mein Verdienst wäre in der Steuer untergegangen. Verdienst +-0...

Lg

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Re: Selbständig machen

Antwort von janthu am 22.05.2021, 14:07 Uhr

Die Berufshaftpflicht meinte ich natürlich...

Und wieso meine Nachricht hier gelandet ist, kann ich mir auch nicht erklären.
Sollte eigentlich direkt zur TE und nicht in die Baumstruktur

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Re: Selbständig machen

Antwort von kuestenkind68 am 05.06.2021, 16:22 Uhr

Was mich stutzig macht ist deinen Aussage, dass du gesundheitliche Probleme hast aufgrund des Stresses bei deinem bisherigen Job. Als Selbstständiger wirst du (gerade in der Anfangsphase) noch mehr Stress haben, denn bis eine Firma, eine Praxis läuft, muss man viel Zeit und Arbeit investieren. Von alleine läuft idR gar nichts... Mein Mann hat eine eigene Firma und arbeitet definitiv deutlich mehr als 40 Stunden pro Woche. Oft auch am WE oder eben unter der Woche auch lang, denn wenn irgendwas nicht läuft, muss er sich kümmern und kann nicht wie als Angestellter einfach zum Feierabend nach Hause gehen... Bist du bereit und auch gesundheitlich in der Lage, in den ersten Monaten, Jahren da soviel Einsatz zu zeigen?

Zum Heilpraktiker? Wieviele Kunden erhoffst du dir denn? Ich habe eine Freundin die hat das auch auch großer Begeisterung gemacht, aber dann nach 2 Jahren ernüchtert aufgegeben, weil es sich überhaupt nicht gerechnet hat. Der Markt ist überschwemmt mit HPs und verdienen tun idR nur die guten und etablierten Praxen... Überleg dir gut, ob du dafür deinen festen Job kündigen möchtest.

Zu den Finanzen: KV kann über deinen Mann laufen, wenn du noch nicht genug verdienst. Aber du brauchst auf jeden Fall eine Berufshaftpflicht, einen Steuerberater (gerade am Anfang würde ich das empfehlen, denn Steuern sind ein kompliziertes Thema für Laien), Als Selbstständiger zahlst du gar nicht in die Rentenkasse ein. Du kannst dich freiwillig weiterversichern, aber das wird dann nicht an deinen Einnahmen festgemacht, sondern man zahlt idR jeden Monat die gleiche Summe. Da solltest du dich bei der Rentenberatung beraten lassen. Ich denke, in den ersten Monaten wirst du gar nichts verdienen, sondern nur draufzahlen. Du musst ja Werbund machen für deine Praxis, Material, Einrichtung etc. anschaffen.

Hast du dir denn alternativ mal Gedanken über einen anderen Job in einer anderen Branche Gedanken gemacht? Vielleicht ein Umschulung oder Fortbildung? Oder einfach einen neuen Arbeitgeber suchen? Liegt es wirklich am Job oder doch nur daran, dass du dich in deiner Firma nicht mehr wohl fühlst.

So eine Selbstständigkeit will auf jeden Fall gut vorbereitet sein. Du musst dir im Klaren sein, dass du selbst und ständig arbeiten musst.

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