Hallo liebe Experten,
wir brauchen dringend einen guten Rat: Unser Sohn wird in ein paar Wochen 3 Jahre alt. Seit ca. 3 Monaten macht er ganz brav sein "kleines Geschäft" ins Töpfchen oder ins Klo. (Mittlerweile auch schon vermehrt auswärts... sprich Spielgruppe, Verwandte, etc... wollte er am Anfang nicht!) Den Stuhlgang allerdings möchte er nicht ins Töpfchen und schon gar nicht ins Klo machen. Es hat zwar schon 2x geklappt und dabei aber jedes Mal bitterlich geweint. Dann hat er eine zeitlang immer verklemmt und es ist dann in der Früh gleich nach dem Aufwachen in die Windel gegangen. Seit ca. 1 Woche sagt er tagsüber, wenn er muss und macht dann seinen Stuhl in die Windel... finde ich ja schon einen Vorschritt und wir haben das absolut positiv genommen.
Nun ist aber folgendes: Heute beim Mittagessen wollte unser Sohn nichts essen und trinken, weil er kein "pipi" und keinen Stuhl machen will!!! Ausserdem hat er ein Stück Salat gekostet, das ihm nicht geschmeckt hat und war dann unglaublich aufgebracht und verzweifelt, dass das jetzt in seinem Bauch ist. (Mama, du musst das wieder rausholen etc...) Er hat da irgendein Problem damit und ich konnte ihn nur mit ganz viel Mühe "überreden" (der Körper braucht das und freut sich über Essen und Trinken) zum Essen bringen. Er ist sonst ein sehr guter Esser, der fast alles mag.
Ein weiteres Thema in diesem Zusammenhang: Er steckt ausserdem mitten in der Trotzphase und bekommt immer wieder wildeste Weinanfälle, wenn das "pipi" weggespült werden soll ("Das muss stehen bleiben").
Er weint und schreit auch, wenn ich seine Wäsche wasche oder das Geschirr saubermachen will... es soll alles so bleiben wie es ist. Andererseits ist er wahnsinnig empfindlich sobald die Kleidung, die er anhat nass oder schmutzig wird... muss sofort umgezogen werden!!
Ein wichtiges Detail noch: Seit gut 4 Monaten hat er einen kleinen Bruder und natürlich ist das alles nicht einfach für ihn! Wie kann ich ihm helfen bzw. ihm erklären, dass "der Körper so funktioniert"????
Und die wichtigste Frage: Hat er da wirklich ein "psychologisches Problem" mit dem Stuhl bzw. "Trennungsangst" beim Wegspülen? Oder ist das nur ein Kanal für einen Trotz??
Danke für ein paar Tips und einen guten Rat (ich weiß bald nicht mehr, was ich tun soll)!
Fam. Sieberer
von
FamSieberer
am 25.03.2013, 13:47
Antwort auf:
Probleme mit Stuhl und Harn
Hallo FamSieberer,
Ihre "wichtigste" Frage zuerst.
Ob Ihr Sohn ein psychologisches Problem hat, vermag ich nicht zu beantworten, da dies nichrt meiner Ausbildung entspricht und ich ihn auch nicht kenne. Allerdings erleben wir es in unserer Arbeit immer wieder, dass uns Eltern genau diese Problematik beschreiben und natürlich gibt es hierzu psychologische Denkansätze.
Ein ganz wichtiger, den Sie ja auch selber beschreiben, ist der Kontollverlust.
Etliche Kinder haben Probleme ihre Ausscheidungen, und hier besonders den Stuhlgang, in die Toilette zu entleeren.
Es ist ihnen nicht geheuer, dass "das" plötzlich weg ist; der Vorgang der Darmentleerung ist etwas sehr kraftvolles, etwas,das sich - wenn es erst einmal in Gang gekommen ist - nicht mehr gut steuern lässt.
Dann verschwindet ein Teil "von mir" auch noch geräuschvoll in einem dunkelen Rohrsystem - das ist wirklich sehr unheimlich.
Vielleicht ist die Toilette kalt, oder die Sitzposition "zu wacklig"?
Es lässt sich da viel hereinspekulieren, man wird diese Frage aber nicht wirklich beantworten können, da uns Kinder in diesem Alter ihre Ängste nicht benennen können.
Da Sie die Expertin zu Ihrem Sohn sind,ist für mich ist eine wichtige Frage, ob Sie allgemein Anhaltspunkte haben, dass Ihr Sohn ein psychologisches Problem haben könnte?
Oder ist er eher vom Typ her jemand der sehr auf darauf angewiesen ist, dass alles so bleibt, wie es ist, der daraus Sicherheit schöpft?
Es gibt Menschen, die brauchen es, dass nichts verändert wird - Veränderung bedeutet Unsicherheit und die mag natürlich keiner von uns. Wir alle brauchen einen festen Rahmen.
Die Geburt eines Geschwisterkindes kann diesen Rahmen erschüttern und die Kinder brauchen einige Zeit um sich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren, das fordert Ihnen als Eltern viel Feingefühl ab, um auch dem "Großen" in seiner Kleinkindlichkeit gerecht zu werden.
Sicherlich kann sein Verhalten auch Trotz sein - ich lese es eher als Kontrolle (da wären wir wieder beim Anfang). Über sein Verhalten: Weinen, Schreien und Panik hat er Ihre Aufmerksamkeit und fühlt sich beachtet.
Meines Erachtens fliest hier alles ein wenig in einander und Sie sollten sich nicht zu viele Sorgen machen.Das er sich meldet, wenn er Stuhl in der Windel hat ist wirklich positiv zu werten, da es Ausdruck dafür ist, dass der Reifungsprozeß, dem die Entwicklung der Kontinenz unterliegt, in vollem Gange ist.
Um Kindern die Abläufe des menschlichen Körpers näher zu bringen, gibt es altersentsprechende Bilderbücher /Literatur, die Sie sich besorgen könnten - Ihr Sohn wird die gemeinsame Vorlesezeit mit Ihnen sicherlich genießen.
Was Ihnen leider nicht erspart bleibt, ist Ihrem Sohn zu vermitteln, dass schmutzige Wäsche, schmutziges Geschirr sauber gemacht werden muss und Ausscheidungen über die Spülung entsorgt werden müssen.
Vielleicht können Sie dabei Schrittweise vorgehen. Beziehen Sie ihn beim Abwaschen mit ein, lassen Sie ihn seine Wäsche selbst in die Maschine tun - das sind gemeinsame Handlungen, die Kinder in der Regel gerne machen.
Wenn er soweit ist, kann er die Spüling der Toilette selber bedienen - sollte das Wegspülen für Ihn noch mit Ängsten verbunden sein können Sie dies vielleicht etwas verzögert selber machen, so dass er es nicht gleich mit bekommt.
Sie werden sich da ein wenig rantasten müssen, schauen Sie aber, dass Sie darüber nicht zu sehr in Streß kommen.
Ich drück Ihnen die Daumen :-))
Mit freundlichen Grüßen
Manuela Thomä
von
Manuela Thomä
am 25.03.2013