Hallo liebes Team,
ich bitte Sie um Rat, da ich aktuell nicht mehr weiter weiß.
Meine Tochter ist 3,5 Jahre alt und geht seit einem halben Jahr in den Kindergarten. Sie ist dort die einzige, die noch eine Windel trägt. Zuhause hat sie einen Leitersitz. In der Nacht ist die Windel komplett trocken, morgens, wenn wir direkt auf Toilette gehen, macht sie direkt Pipi in die Toilette. Aber tagsüber klappt überhaupt nichts. Wenn Sie sagt sie muss Pipi ist es immer schon direkt zu spät. Sie sagt ausnahmslos immer erst Bescheid wenn es schon geschehen ist. Von sich will sie nie auf Toilette gehen. Wenn wir nach Hause kommen und ich setze sie auf den Leitersitz macht sie auch Pipi oder vor dem Schlafengehen, aber sonst geht immer alles in die Windel oder Unterhose wenn wir die Unterhose zuhause anhaben. Unterwegs will ich bei dem Kalten keine Unterhose anziehen, sie hatte diesen Winter schon einen Harnwegsinfekt. Im Kindergarten wird manchmal keine Windel gewechselt oder mir ihr auf Toilette gegangen, weil das Personal keine Zeit hat oder sie möchten meine Tochter nicht zum Weinen bringen wenn sie sagt, dass sie nicht muss. So passiert es dass sie manchmal von 9-14 Uhr nicht auf Toilette geht und auch keine Windel gewechselt bekommt. Ich weiss ich muss sie selbst dahingehend unterstützen, es ist nicht Aufgabe der Erzieher das für mich zu tun. Aber was kann ich noch tun? Ein Sticker-Belohnungssystem hat nicht funktioniert. Mit Süßigkeiten auch nicht. Ich habe jetzt ein Belohnungssystem eingeführt, dass sie sich bei 10 „Punkten“ ein kleines Spielzeug aussuchen darf. Gestern hat es toll geklappt, sie hat 6 Punkte gesammelt, aber heute ist ausnahmslos wieder alles in der Unterhose gelandet :-(
Ich muss noch dazu sagen, dass sie immer sehr unter Verstopfung leidet und der „große“ Toilettengang auch mit Hilfe von Movicol immer noch für sie „vom Kopf her“ unangenehm ist. Auch wenn wir sie sehr loben und Belohnen wenn sie auf Toilette macht, macht sie trotzdem lieber in die Windel.
Haben Sie einen Tipp für mich? Ich weiß wirklich nicht mehr weiter.
Vielen Dank,
Irene
Mitglied inaktiv - 05.02.2020, 16:10
Antwort auf:
Es klappt einfach nicht
Hallo Reh16,
Sie beschreiben die Situation ihrer Tochter rund um`s Pipi-Machen sehr treffend und agieren überlegt und gut!
Vermutlich ist das immer noch bestehende Verstopfungsproblem ein wesentlicher Grund dafür, dass das Einnässen bzw. Pipi-Machen, großes Thema ist. Falls ihre Tochter jemals eine sehr unangenehme oder gar schmerzhafte Stuhlentleerung hatte, ist dieses Ereignis leider oft lange und tief im Unterbewusstsein verankert, so dass sie möglicherweise trotz Movicolgabe den Stuhlgang zurückhält. Ein sehr voller Darm führt dazu, dass das Gefühl für die Harnblase und deren Wahrnehmung deutlich erschwert wird; denn Blase und Darm liegen dicht bei-/hintereinander. Der Darm drückt von hinten auf die Blase; ihre Tochter kann evtl. in dem Moment nicht unterscheiden , ob sie nun Groß oder nur Klein machen muss ,und hält aus Sorge ,dass es weh tun könnte, ein.
Schauen Sie nochmal genau, ob der Stuhl von weicher/ geformter Konsistenz ist oder noch eher sehr fest !? Ist das der Fall, können Sie selbstständig die Movicol dosis erhöhen. (Movicol ist ja ein Stuhlweichmacher, er bindet das Wasser im Darm, damit der Stuhl geschmeidig bleibt) Ziel wäre, dass ihre kleine Tochter 1x täglich eine angemessene Stuhlportion beschwerdefrei absetzen kann. Mit dem Movicol muss man in der Tat immer ein bisschen ausprobieren; zudem muss es meist kontinuierlich über einen langen Zeitraum gegeben werden!
Die Entwicklung einer eigenständigen Blasenkontrolle, von der wir häufig sprechen, beginnt ab dem 2. Lebensjahr, verläuft aber bei jedem Kind individuell und sehr unterschiedlich. Prima ist, dass ihre Tochter bereits nachts trocken ist !! Tagsüber gibt es u. U. oben beschriebenen „Störfaktor“,(?) welcher dazu führt, dass sie die volle Blase erst sehr spät bemerkt und es nicht mehr rechtzeitig zum Klo schafft. Zudem sind die Kinderhäufig mit vielen anderen, für sie wichtigen Dingen, beschäftigt, dass sie den Ruf /das Signal der Blase an den Kopf einfach überhören, nicht oder zu spät wahrnehmen!
Versuchen Sie nochmal ihre Tochter dahingehend zu unterstützen, 5-6 mal am Tag mit Zeit und Ruhe, in entspannter Sitzposition/ Füße auf den Leitersitz gestellt , auf die Toilette zu gehen ,und über den Tag verteilt gut zu trinken ( 7x 1 Becher /ca 1 L amTag) Starten Sie evtl. am Wochenende , wenn Sie ihre Tochter viel um sich haben. Im Kindergarten würde ich ihrer Tochter zunächst noch eine Höschenwindel genehmigen. Diese kann sie selbständig, wie eine Unterhose hoch und runterziehen. Sprechen Sie auch nochmal mit den Erziehern, damit ihr Kind auch dort beim Toilettengang unterstützt und motiviert wird!
Druck wäre kontraproduktiv! Auch wenn ihre Tochter momentan die Einzige zu sein scheint !? , die eine Windel trägt. Es wird sicher noch mehrere Kinder in der KiGa gruppe geben, die mit nasser Hose nachhause kommen!! Lassen Sie sich nicht verunsichern! Ihr Kind kann die Blase kontrollieren! ist nachts trocken!!
Bleiben Sie so gelassen wie möglich (im Alltag sicher manchmal nicht so leicht),und geben Sie ihrer Tochter noch ein wenig Zeit; freuen ich über das, was sie schon alles kann!
Mit freundlichen Grüßen,
Cordula Kurlemann
von
Cordula Kurlemann
am 06.02.2020