Hallo,
erstmal vielen Dank für Ihre Zeit und toll, dass es so ein Forum nun gibt! :)
ich habe vor kurzem gelesen, dass es in vielen Naturvölkern, sowie eigentlich bis vor 100 Jahren überall auf der Welt so gehandhabt wurde, dass man Babys statt zu wickeln einfach beobachtet hat und durch zuhilfe nehmen bestimmter Schlüssellaute wie "pscht" etc. auf eine bestimmte Art "abgehalten" hat, und somit das natürliche Bedürfniss der Entleerung und der angeborene Instinkt der Babys, das "Nest sauber zu halten", respektiert wurde, was sehr positiv für das Selbstwertgefühl und die Körperwahrnehmung der Kinder ist. Diese Kinder sind einfach viel früher trocken und selbstständig, ohne irgendein Toilettentraining, natürlich sind Pannen immer erlaubt :)
Das alles ist noch heute in vielen Völkern so selbstverständlich, wie für uns (nach 30 Jahren) es das Stillen wieder geworden ist, es ist so normal, dass darüber nicht mal gross gesprochen wird.
Wie schade finde ich es, dass ich so spät darüber erfahren habe!
Man hört immer nur von Stoff- und normalen Windeln. Dabei kündigen bereits Neugeborene frühzeitig an, bevor sie ausscheiden müssen.
Kennen Sie sich damit aus?
Ist es nicht eine tolle Nachricht, dass die Babys, die so aufwachsen, gar kein Toilettentraining benötigen, denn es wurde ihnen nicht angewöhnt, ihr "Nest zu beschmutzen", um dann 2 Jahren später wieder (durch Nachahmung) zu lernen, dass das plötzlich nun anders sein sollte? Und sie lernen durch den Schlüssellaut, ihre Schliessmuskeln auch bewusst zu entspannen, eine Fähigkeit, die Windelkinder erst viel viel später erlernen.
Ihre Meinung dazu würde mich sehr interessieren, denn ich könnte mir vorstellen, dass dieses Vorgehen eine wahre Prävention für viele urologische Krankheiten der Kinder wäre, die dann heute nicht mehr behandelt werden müssten...?oder ?
Es würde mich sehr freuen zu hören, wenn Sie (oder ihre Kolleginnen) sich wirklich damit auseinandergesetzt haben :)
von
margherita
am 16.01.2013, 23:51
Antwort auf:
Baby windelfrei aufwachsen? Erfahrungen?
Hallo Margherita,
um ehrlich zu sein: mit den Methoden der Naturvölker habe ich mich bisher wenig auseinander gesetzt, deshalb kann ich nichts dazu sagen. Worüber ich berichten kann ist über eine Erfahrung (Untersuchung/Studie) der Vitnamesen in Bezug auf das Trocken werden, die ich auch sehr interessant finde und sie vielleicht interessiert. Dort ist es, kurz beschrieben, so, dass Kinder in den ersten Lebensmonaten auf dem Rücken der Mütter getragen werden. Diese merken dann im Körperkontakt, wenn die Kinder durch Unruhe signalisieren, dass ihr Blase sich bald entleeren wird- sie halten sie dann ab. Laufen die Kinder, werden sie trainiert (mit Hilfe von Pfeifen) und zu sehr regelmäßigen Blasenentleerungen geschickt. In unseren Augen werden sie gedrillt, sozusagen. Die Vitnamesen sind damit zufrieden, es lässt sich in ihr Leben integrieren und es gibt tatsächlich nur wenige Kinder, die lange einnässen. Langzeitverläufe wurden aber noch nicht endgültig begutachtet, wären aber sicher sehr interessant. Untersuchungen zum Topfen in unserem Kulturkreis haben auch schon gezeigt, dass topfen früher trocken macht (am Tag), die Kinder aber später häufig wieder einnässen (Literatur: Remo Largo: "Kinderjahre").
Im heutigen,medizinischen Fachbereich gibt es weltweit eine Gruppe (International Childrens Continence society), die sich sehr intensiv mit der Frage auseinandersetzt, was für unseren Kulturkreis richtig, machbar und wichtig ist im Bezug auf die Blasenkontrolle. Zurzeit zeigt sich uns dort aber, dass wir halt nicht in Vitnam leben, unser Tagesablauf, unsere Arbeitsbeschäftigung, die Wertevorstellung, das Lernverständnis, das Verhältnis von Eltern zu Kindern ein ganz Anderes ist und wir deshalb auch unsere Kinder nicht das erste Lebensjahr auf dem Rücken tragen können und mit regelmäßigen Pfeifen zum Klo schicken können. Diese Werte lassen sich nicht vereinbaren. Deshalb müssen wir, denke ich, anderes daran gehen. Wir unterstützen unsere Kinder indem wir ihre Selbstständigkeit fördern, so wie wir sie auch in ihrer Schullaufbahn unterstützen und auf ihr zukünftiges Leben vorbereiten.
Aber wir lernen nie aus und müssen und werden weiter beobachten, ob wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Das zumindest ist mein Job.
Ihr Hinweis zur Prävention von urologischen Erkrankungen ist richtig, es ist aber eher so, dass Kinder, die nicht gesund sind (zum Beispiel Nierenerkrankungen haben) nachweislich von regelmäßigen und frühen Toilettengängen profitieren.
Vielen Dank für ihren interessanten Beitrag.
Mit vielen Grüßen
Ellen Janhsen-Podien
von
Ellen Janhsen-Podien
am 17.01.2013
Antwort auf:
Baby windelfrei aufwachsen? Erfahrungen?
Wir sind aber kein Naturvolk und leben auch nicht im Wald, wo man sein Nest sauber hält......
von
Nijsseni
am 17.01.2013, 10:14
Antwort auf:
Baby windelfrei aufwachsen? Erfahrungen?
@Nijsseni: warum so giftig? Niemand will Dir die Windeln wegnehmen.
von
AnnaC
am 23.01.2013, 07:49