ADH-Mangel oder Reifeverzögerung durch Schlafapnoe

 Conny Ackmann Frage an Conny Ackmann Kinderkrankenschwester

Frage: ADH-Mangel oder Reifeverzögerung durch Schlafapnoe

Hallo, bei meiner Tochter (fast 7J.) wurden vor kurzem Schlafstörungen festgestellt. Der HNO hat uns ein Nasenspray verschrieben und damit haben wir positive Erfahrungen gemacht bzgl dem ganzen Verhalten meiner Tochter, das vorher in vielerlei Hinsicht sehr auffällig uns anstrengend war. Leider hat sich beim Thema Einnässen nichts verändert. Nachts ist die Schlafwindel immer nass, oft auch sehr voll mit ca 370g, obwohl meine Tochter vor dem Einschlafen noch zur Toilette geht. Tagsüber nässt sie auch ein. Es gab in ihrem ganzen Leben nur kurze Trockenphasen von maximal 8 Wochen. Da meine Tochter inzwischen ein Schulkind ist, ist das Einnässen tagsüber sehr belastend, denn sie will keine Windel, weil sie Angst hat, dass die anderen Kinder es merken uns sie auslachen. Die Lehrerin weiß Bescheid und lässt sie jederzeit zur Toilette gehen, aber das allein reicht nicht. Ich schicke sie mehrmals am Tag zur Toilette, aber auch das verhindert die nassen Hosen nicht. Meine Tochter sagt, dass sie es nicht merkt, wann sie muss. Sie zieht sich aber auch nicht um, weil sie angeblich auch nicht merkt, wenn es nass ist. Das hatten die Erzieherinnen im KiGa auch schon bemängelt. Wir achten auf die Gesamtrinkmenge, die Uhrzeiten, wann sie trinken soll und auch darauf, welche Getränke sie bekommt, um sie zu unterstützen. Beim Urologen waren wir und er hat eine organische Ursache ausgeschlossen. Beim KiA waren wir und dort wurde uns ein Belohnungssystem empfohlen, das leider nicht geholfen hat. Das ist mir auch ehrlich gesagt ein bisschen zu wenig an Unterstützung. Der kleine Bruder ist 5 Jahre alt und tagsüber trocken. Das wünscht sich auch meine Tochter. Und ich möchte ihr gern helfen. Meine Fragen dazu: Kann es sein, dass nachts ein ADH-Mangel vorliegt? Wie lässt sich das testen? Blutabnahme? Kann es sein, dass der Körper noch keinen Tag-Nacht-Rhythmus hat, weil aufgrund der Schlafapnoe das Kind immer wieder "wach" war? Warum gibt es aber trotz dem Nasenspray keine Veränderung/Besserung? Kann es sein, dass eine Entwicklungsstörung aufgrund der Schlafapnoe vorliegt, weil meine Tochter selbst sagt, dass sie es einfach nicht spürt? Ich dachte da an Wahrnehmungsstörungen (SI)? Wer kann das testen? Ist Ergotherapie sinnvoll? Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung und bin gespannt auf ihre Einschätzung, Empfehlungen und weitere wertvolle Tipps. Herzlichen Dank und viele Grüße aus dem Chiemgau Steinbock-Mama

von Steinbock-Mama am 20.11.2018, 11:29


Antwort auf: ADH-Mangel oder Reifeverzögerung durch Schlafapnoe

Hallo Steinbock-Mama Ob das Einnässproblem ihrer Tochter z. T. etwas mit der diagnostizierten Schlafstörung zu tun haben könnte, kann ich leider nicht beurteilen. Zunächst hört es sich für mich nach 2 Problematiken an. Zum einen ist ihre Kleine offensichtlich nachts NOCH schwer erweckbar und hat deshalb keine Chance nachts den Harndrang oder das Einnässen zu bemerken, wie sie selbst gut beschreiben kann. Das ist bei Kindern im Alter ihrer Tochter noch bei 15-20% der Fall. Es handelt sich hier um eine Reifungsverzögerung der nächtlichen Blasenkontrolle, die sich bei gesunden Kindern mit zunehmendem Alter von alleine regelt. Durch ein ausgewogenes und regelmäßiges Trinkverhalten am Tag, mit einer abendlichen Trinkreduktion, ca. 2 Stunden vor dem Schlafen nichts mehr, kann die nächtliche Ausscheidungsmenge reduziert werden, die Kinder jedoch nicht trocken machen :-(((. Bei einem ADH Mangel fallen die Kinder durch äußerst große Trinkmengen am Tag (6-8 l/ Tag) und durch riesige Ausscheidungsmengen in der Nacht (3-4l/ Nacht) auf. Durch einen einfachen Durstversuch kann der Arzt einen ADH Mangel feststellen. Zum anderen ist offenbar die Blasenkontrolle tags ebenfalls noch nicht ausgereift, da sie am Tag immer einmal wieder nasse Hosen hat. Das bedeutet, sie kann den Harndrang eventuell in intensiven Spielsituationen, bei Stress oder Ablenkungssituationen noch nicht immer rechtzeitig wahrnehmen oder entscheidet sich später zu gehen, verschätzt sich dann manchmal und schwupps ist die Hose nass bevor sie reagieren kann. Dazu kommt häufig, dass die Blase manchmal noch nicht ausreichend Urin speichern kann und die Kinder sich deshalb auch noch nicht auf ihre Blase verlassen können. Die häufigen nassen Hosen führen in der Tat dazu, dass eine Gewöhnung eintritt und sie die Nässe nicht mehr spürt. Sie unterstützen ihre kleine Maus sehr gut indem sie ihr ein gutes Trinkverhalten vermitteln und organische Ursachen ausgeschlossen haben. Sie müsste jedoch alleine entscheiden lernen, wann der richtige Zeitpunkt für den Toilettengang ist und deshalb wäre es besser, wenn sie sie nicht schicken, sondern lieber hin und wieder fragen ob sie vielleicht zur Toilette muss und sie dann aber alleine entscheiden lassen. Blasenkontrolle hat sehr viel mit Wahrnehmung zu tun und auf diese Weise fördern sie diese und übernehmen nicht für sie die Verantwortung ;-))). Ich kann gut verstehen, wenn sie tags keine Windel möchte aber eventuell ist eine Slipeinlage/ Binde eine Lösung. Um ganz sicher zu gehen könnten sie eine intensive Diagnostik mit anschließender Therapie, evtl. Schulung bei unseren urothrapeutischen Kollegen/innen in ihrer Nähe durchführen lassen, zu finden unter: http://www.urotherapie.de/forum/phpBB3/viewtopic.php?f=19&t=67 Unterstützen sie ihre Kleine weiterhin ohne Druck und dabei wünsche ich ihnen noch ein wenig Geduld. Herzliche Grüße Conny Ackmann

von Conny Ackmann am 20.11.2018