Frage: Dopplersonographie

Lieber Herr Prof. Dr. Hackelöer, ich war mit meinem Frauenarzt bisher sehr zufrieden und hatte viel Vertrauen zu ihm. In meiner bisher sehr unkomplizierten Schwangerschaft fanden bis zum jetzigen Zeitpunkt viele Ultraschalluntersuchungen und dazu auch viele Dopplersonographien statt. Ich hatte das bisher nicht hinterfragt, weil ich mich dadurch in Sicherheit wähnte und als normal empfand. Mittlerweile frage ich mich jedoch, ob ich hier als Privatpatienten etwas >>gemolken< < werde. Bei mir wurden bisher (24. SSW) 4 Doppleruntersuchungen durchgeführt, bei denen neben meinen Gefäßen auch das Herz und die Kopfarterie (ACM) des Kindes gedopplert wurden und dies ohne spezielle Indikation. Die erste der Doppleruntersuchungen fand in der 12. SSW statt. Im Internet bin ich auf verschiedene Meinungen gestoßen, in denen der Ultraschall und hier vor allem der PW-Doppler als >>nicht sicher< < und teilweise sogar als potentiell schädlich für die kindliche Gehirnentwicklung eingestuft wurde. Es wird erwähnt, dass man zurzeit nicht sicher beantworten kann, unter welchen sonographischen Bedingungen es zu relevanten Temperaturerhöhungen kommt. „Verschiedene unabhängige Arbeitsgruppen konnten mit unbewegten diagnostikartigen Ultraschallfeldern, wie sie im Puls-Doppler-Mode üblich sind, relevante Temperaturerhöhungen in Schweineleber, Schafhirn und Hirn vom fetalen Meerschweinchen hervorrufen. Bei all diesen Untersuchungen war die Gewebeerwärmung in den ersten 30 Sekunden am stärksten. Wenn fetales Hirn in der Schädelkalotte belassen und transkraniell beschallt wurde, stieg die Temperatur im Gewebe am proximalen Os temporale durch sekundäre Erwärmung über den stärker absorbierenden Knochen deutlich stärker an als im mittleren Bereich. So wurde zum Beispiel unter experimentellen Bedingungen bei transkranieller Beschallung mit 260 mW im fetalen Hirn am proximalen Os temporale eine Temperaturerhöhung von 5,2 8C gemessen und im mittleren Bereich von 0,8 8C. Selbst an der distalen Schädelkalotte war die Erwärmung mit 0,9 8C noch stärker als in der Hirnmitte. Diese knochennahe Erwärmung nahm bei gleichen Leistungen mit fortschreitender Mineralisation des fetalen Knochens zu.“ Zudem habe ich gelesen, dass die ACM während der Schwangerschaft nur mit besonderer Indikation und wenn dann nur wenige Sekunden durchgeführt werden sollte. Ich mache mir nun wahnsinnige Sorgen, dass ich meinem Kind durch diese vielen Sonographien sehr geschadet haben könnte und schlafe seitdem kaum noch durch. Deswegen hoffe ich, dass Sie vielleicht etwas zur Beruhigung beitragen können. 1. Sind diese Temperaturerhöhungen unter experimentellen Bedingungen auf den Menschen übertragbar? 2. Bei welcher Schalldauer kann es bei der Messung der ACM zu einer signifikanten Temperaturerhöhung kommen und welche Auswirkungen hätte diese? 3. Welche Auswirkungen haben die Schädelknochen auf eine Erwärmung? 4. Ist es eine reine Vorsichtsmaßnahme, dass man die Messung der ACM nur mit besonderer Indikation vornimmt und dann auch nur für wenige Sekunden? 5. Kann man eventuell hervorgerufene Schäden mit dem Ultraschall in Verbindung bringen? 6. Mein Arzt ist noch sehr jung und kein Pränataldiagnostiker. Kann es alleine durch eine mögliche Fehlanwendung zu Schäden bei meinem Kind gekommen sein? 7. Kann die Gehirnentwicklung meines Kindes unter der wiederholten Messung der ACM beeinträchtigt worden sein? Es tut mir leid, dass ich Ihnen so viele Fragen stelle, aber ich bin gerade wirklich sehr verzweifelt. Vielen Dank schon einmal vorab, dass Sie sich die Zeit für die Beantwortung der Fragen nehmen. Ich grüße Sie herzlich!!! Susiso

von Susiso1985 am 31.03.2020, 07:02



Antwort auf: Dopplersonographie

Hallo Susiso1985, zunächst einmal kann ich Sie beruhigen.Es gibt bisher keine einzige Publikation,die über kindliche Schäden durch die Dopplersonografie berichten.Die im Labor möglichen Temperaturerhöhungen müßten eine länger dauernde (über Stunden) kontinuierlich an einer einzige Stelle ausgeübte Doppleruntersuchung voraussetzen ,die nirgends gegeben ist.Aber auch eine theoretische Temperaturerhöhung von 1 Grad würde uns nicht schädigen,da wir zwischen 36 Grad und 41 Grad Körperwärme ohne Schäden aushalten können - und das sind über 5 Grad! Dazu kommt,daß von der Haut und den Bauchdecken schon sehr viel Energie absorbiert wird,was z.B. bei den Schweineleberuntersuchungen nicht berücksichtigt wird. Dennoch muß jede Doppleruntersuchung einen medizinischen Grund haben und sollte nicht routinemäßig bei jeder Untersuchung eingesetzt werden.Außer den Doppleruntersuchungen der Aa.uterinae-die als Screening benutzt werden und ja auch bei Ihnen und nicht beim Kind sind- muß eine klare Indikation für die Doppleruntersuchung bestehen,z.B. die A.cerebri media nur bei Verdacht auf kindliche Anaemie oder bei kindlicher Mangelentwicklung.Sonst haben diese Untersuchungen überhaupt keine Aussagekraft und sollten unterbleiben!Jede Untersuchung muß einen Grund haben,sonst gibt es keine Berechtigung diese einzusetzen,genausowenig,wie ein 3D-Untersuchung als Babyfernsehen! Sprechen Sie Ihren Arzt unbedingt darauf an! Sorgen,brauchen Sie sich aber keine machen! Alles Gute Prof. Hackelöer

von Prof. Dr. med. B.-Joachim Hackelöer am 31.03.2020



Antwort auf: Dopplersonographie

Lieber Herr Prof. Dr. Hackelöer, vielen, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für eine so ausführliche Antwort genommen haben. Ihre Unterstützung in diesem Forum ist so viel Wert!!!! Alles Gute auch für Sie!!!! Herzliche Grüße Susiso1985

von Susiso1985 am 01.04.2020, 10:41



Antwort auf: Dopplersonographie

Hallo, bei mir wurde auch in der SSW 14 beim Kind die Arteria cerebri Media gedopplert und mache mir jetzt natürlich die selben Gedanken auch ohne Indikation... Wollte dich fragen, ob sie das dann danach unterlassen haben bei dir und ob mit deinem Kind alles gut ist? Vielen Dank für eine Antwort

von Mami2022nummer1 am 27.05.2022, 21:20