Ist das "normal"?

 Annina Dessauer Frage an Annina Dessauer Beraterin für Mutter-Kind-Kuren

Frage: Ist das "normal"?

Liebe Frau Dessauer, Ich habe keine Frage zu einer Kur, aber hoffe ich darf mich trotzdem an Sie wenden, da ich nicht weiß an wen sonst. Falls nicht ist es natürlich kein Problem. Unser Sohn ist 14 Monate alt und ein absolutes Wunschkind:) Die ersten Wochen hat er nur geweint war sehr schreckhaft und brauchte viel Körperkontakt. Nach einigen Wochen hatte ich das Gefühl, das er einfach viel Ruhe und Zuwendung brauchte und habe meinen Alltag Tag und Nacht komplett auf ihn eingestellt. Ihn viel getragen, wenig Besuch empfangen und alles in Ruhe gemacht. So hat er nach kurzer Zeit gar nicht mehr geweint-außer natürlich beim Hunger oder den alltäglichen Kleinigkeiten. Leider hat er im Auto nur gebrüllt, so dass ich viel mit ihm Zuhause blieb und nur wirklich notwendige Fahrten unternahm. Solche Dinge wie einkaufen, irgendwo einen Kaffe trinken o.Ä. waren auf Grund der Fahrt (wir wohnen auf dem Dorf) und der Reize nie mit ihm möglich. Außerdem war er schon immer ein schlechter Schläfer und ist auch jetzt noch häufig nach dem ersten Einschlafen wach, so dass erst einmal die Oma zum aufpassen da war. Mittler Weile ist er aber ein fröhlicher Junge, der genau weiß was er will und der Alltag mit ihm macht richtig Spaß. Nun zu meinem eigentlichen Problem, dadurch, dass er anfangs ja ein "Fast-24-Std Baby" war,fehlte mir die Zeit mich um Freunde oder Familie zu kümmern, denn wenn er mal schlief wollte ich einfach kurz Ruhe haben oder z.b. etwas Essen. Nun habe ich das Gefühl,das weder meine Familie noch Freunde verstehen, dass ich das alles sehr gern für meinen Sohn tue. Mir fehlt nichts. Natürlich würde ich gern mal wieder abends mit meinem Freund ausgehen, oder mal in Ruhe shoppen, aber das geht halt noch nicht und die Zeit wird ja wieder kommen. Schon das erste Jahr verging so schnell... Allerdings glaubt mir das niemand und ich habe das Gefühl von allen schief angesehen zu werden, z.B. Weil ich noch nach Bedarf Stille und einfach viel für meinen Sohn da sein möchte. Dennoch bin ich in Gegenwart anderer häufig gereizt und traurig, weil ich mich unverstanden fühle. teilweise nerven mich die Leute sogar mit ihren dämliche Fragen, ob er schon durchschläft oder warum ich ihn immer noch im Familienbett schlafen lasse. Selbst mein Partner geht mir manchmal auf die Nerven. So gibt es mit allen häufig Streit und Meinungsverschiedenheiten. Alle sagen, ich wäre gereizt, würde mich nur rechtfertigen und würde dann persönlich ihnen gegenüber werden. Und tatsächlich fühle ich mich am Besten wenn ich allein mit meinem Sohn bin und wir alle so machen können wie wir wollen. wenn dann der Papa/Oma/Opa am Nachmittag ein zwei Stunden da sind reicht mir das völlig. Auch abends habe ich am liebsten meine Ruhe und bin von allen Geräuschen, den Nachbarn im Garten etc. einfach nur genervt!!! warum geht es mir so? Ist das normal? Haben sie einen Tipp, wie ich aus dieser Spirale herauskomme , denn wenn ich mich mit allen Streite muss es jawohl an mir liegen? Über eine kurze Antwort würde ich mich sehr freuen. vielen lieben Dank und ein schönes Wochenende Petra

von Peti15 am 14.08.2015, 21:06



Antwort auf: Ist das "normal"?

Grundsätzlich gibt es nirgendwo so viel Konflitkpotential wie in der Erziehung. Wer heute nicht stillt, wird böse angemacht, wer zu lange stillt, auch. Wer ein Familienbett hat, der ist überfürsorglich (scheint regionsabhängig zu sein), wer impft ein schrecklicher Mensch. Ich denke so lange es einem selbst damit gut geht und natürlich dem Kind, kann man gar nichts falsch machen. Das Einzige was ich ein wenig "bedenklich" finde, ist dass Sie schreiben Sie sind gereizt in der Gegenwart von anderen. Hier kann sich schon schnell eine Spirale sozialer Isolation bilden, was nicht heißen soll, dass es völlig ok ist, auch eine Zeitlang eher ein Einzelgänger zu sein. Aber gerade im Kleinkindalter fand ich den Austausch mit anderen Eltern sehr hilfreich und auch vor allen Dingen abwechslungsreich. Mir persönlich ist nach dem zweiten Kind und eigentlich fast "durchstillen" die Decke auf den Kopf gefallen und ich konnte mich selbst von außen manchmal nur noch sagen hören "Komm wir gehen aufs Töpfchen, na wo ist denn der blaue Ball, komm wir sind ganz müde". Allerdings hatte ich 2 Kinder sehr kurz hintereinander und mir persönlich war es irgendwann zu wenig "nur" Mama zu sein. Suchen Sie sich doch etwas wo Sie schon im Vorfeld beruhigter hingehen, ein Stilltreff für Eltern die länger stillen oder Kinderturnen. Da ich ja nur aus der Ferne "beurteilen" kann, kann allerdings die Gereiztheit auf Geräusche, viele Leute usw. auch der Anfang von einem Burn Out sein (muss aber natürlich nicht). Machen Sie das von dem Sie sicher sind dass es Ihnen gut tut! Liebe Grüße Annina Dessauer

von Annina Dessauer am 15.08.2015



Antwort auf: Ist das "normal"?

Vielen herzlichen Dank für Ihre offene und ehrliche Antwort:)

von Peti15 am 15.08.2015, 12:48