Mein Sohn (18 Monate) verweigert fast alle Nahrungsmittel. Er ernährt sich von trockenen Knäckebrot, Banane, Fruchtjoghurt sowie Obstpüree und Knabberstangen für Kinder (Maisstangen etc.). Er trinkt noch morgens, mittags und abends jeweils 180ml fettarme Milch.
Wir essen regelmäßig 3 Mahlzeiten als Familie zusammen, er hat einen großen Bruder als Vorbild und wir bieten ihm immer wieder verschiedene Nahrungsmittel an, er probiert sie jedoch noch nicht einmal. Somit nimmt er kein Gemüse, Brot, Nudeln oder Fleisch etc. zu sich, ist aber durch seinen Obstbrei und Milchkonsum gut ernährt.
Die Kinderärztin riet uns bislang immer, dass wir ihm immer wieder Essen anbieten sollen, was wir auch regelmäßig tun.
Wir haben Snacks zwischendurch eingestellt und als Trinken gibt es stilles Wasser.
Ab und zu bekommt er Schokolade, die er auch zu sich nimmt, aber niemals als Plätzchen oder Pudding etc.
Da er einige Lebensmittel auch adäquat kauen kann, wird er das Essen an sich motorisch umsetzen können. Möchte er etwas nicht mehr essen, spuckt er es einfach aus.
Wie gehen wir weiter damit um? Ich habe die Sorge, dass ihm wichtige Nährstoffe fehlen, zudem scheint er immer einen geblähten Bauch zu haben durch das viele Obst.
Vielleicht haben Sie einen Rat für mich?
Vielen Dank
von
Silk84
am 11.06.2019, 21:04
Antwort auf:
Kleinkind isst kaum feste Nahrung
Liebe „Silk84“,
„Willkommen im Kleinkindalter!“
Es ist ganz typisch, dass die Kleinen in diesem Alter ein sehr eigenwilliges Essverhalten an den Tag legen, nur Spatzenportionen essen oder sich auf wenige Lieblingsspeisen konzentrieren.
Sie entdecken ihren eigenen Willen. Und was noch viel interessanter ist, sie entwickeln ein Gespür dafür wie sie die Aufmerksamkeit auf sich lenken können.
Es gibt immer wieder Kinder, die sich nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Wenn sie eine bestimmte Vorliebe entwickelt haben, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt (Neophobie): "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)".
Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt der Knoten. Bis dahin ist Ihr Sohn eben damit zufrieden.
Ich habe ein paar Tipps, um das Kleinkindalter am Familientisch zu meistern.
Eigentlich ist es ganz einfach. Bleiben Sie möglichst gelassen.
Bieten Sie zu festgelegten Mahlzeiten – wie Sie es bereits handhaben - bestimmte Lebensmittel an, aber gehen Sie nicht zu sehr auf seine Wünsche ein.
Bieten Sie eine Auswahl an gesundem Essen an. Da können ruhig auch die „unbeliebten“ Sachen dabei sein. Nicht zu jeder Mahlzeit eine Milch anbieten – auch Milch macht satt.
Zudem ist Ihr Speiseplan dadurch viel zu „milchlastig“ - im zweiten Lebensjahr sind insgesamt etwa 300 ml Milch oder g „Milchhaltiges“ (wie Joghurt) ausreichend. Derzeit bekommt er viel zu viel Milch.
Sie als Mama bestimmen das Angebot aus gesunder Kost auf dem Teller, nicht Ihr Kind. Ihr Kleiner ist noch zu jung, um zu entscheiden welche Lebensmittel ihm gut tun. Er weiß nicht wie gesund die einzelnen Lebensmittel sind.
Sie bieten ihm also ein Angebot an gesunden Lebensmitteln an und Ihr Sohn darf lediglich daraus auswählen und entscheiden, wie viel er davon essen mag.
Verweigert er das Essen oder mag er nicht mehr weiter essen, sagen Sie ihm ganz ruhig, dass das Essen jetzt für ihn beendet ist. Nehmen Sie ihn aus seinem Stuhl und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es auch nichts Beliebteres und bis zur nächsten Mahlzeit gar nichts. Auch nichts zu knabbern und kein Obst oder so.
Ein gesundes Kind isst, wenn es hungrig ist. Denken Sie immer daran, er könnte essen, wenn er will. Vielleicht nicht das, was Sie möchten und vielleicht auch nicht so viel, wie es nach Ihren Vorstellungen sein müsste, aber Ihr Sohn isst.
Haben Sie keine Angst, auch wenn der Speiseplan für einige Zeit sehr einseitig ausfällt, nimmt der Kleine keinen Schaden. Die Natur hat das so eingerichtet.
Gemüse, Fisch und vielleicht Fleisch sind wichtig, denn sie liefern wichtige Nährstoffe. Deshalb sollte diese Lebensmittel schon mit dabei sein und auf Dauer nicht durch Milch oder Obst „eingetauscht“ werden.
Was diesen Prozess hemmt, sind Druck oder Stress. Ihr Kind spürt Ihren innigen Wunsch es möge doch etwas (mehr) vom Familientisch essen.
Sie können hier nichts falsch machen, denken Sie immer daran, ein gesundes Kind verhungert nicht vor einem vollen Teller.
Viele liebe Grüße
Annelie Last
von
Annelie Last
am 13.06.2019