Hallo Fr Neumann,
mein kleiner ist jetzt knapp 15 Monate und gerade mache ich mir Gedanken über die Zuckermenge im Essen... Es heißt ja oft, dass Kleinkinder nicht zu viel Zucker bekommen sollen. Aber was ist "zu viel"???
Der Essensplan meines Juniors sieht aktuell folgendermaßen aus:
- Frühstück 1-2 Scheiben Brot mit Butter und etwas Obst (Banane/Weintrauben/Erdbeeren-was gerade da ist)
- Mittagessen: Gemüse mit Kartoffeln/Reis/Nudeln und nicht täglich Fleisch/Fisch. Wenn es schnell gehen muss, dann auch mal ein Gläschen
- nach dem Mittagsschlaf ein Gläschen Obst mit Joghurt. Naturjoghurt isst er leider nicht, auch nicht mit Fruchtpürree
- am Nachmittag einen Getreide-Obst-Brei
- Abendessen: Milchbrei mit Obststückchen und evtl noch Brot mit Butter/Wurst.
Dazwischen isst er schon mal Butterkekse, Babykekse, Reiswaffel, Dinkelkekse... Oder wenn ich mal ein Eis esse oder Kuchen will er ja auch mitessen...
Vielen Dank und schönes Wochenende
von
Swatek
am 15.07.2016, 12:27
Antwort auf:
Wieviel Zucker
Hallo Swatek
Für Kinder empfiehlt das Forschungesinstitut für Kinderernährung eine tolerable Menge an Süßigkeiten und Co, wenn ca 10 % der zugeführten Gesamtenergiemenge bilden.
Dies bedeutet:
die tägliche Ernährung sollte sich daran orientieren;
Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc
reichlich Obst und Gemüse, 5 P am Tag
gefolgt von Milch- und Milchprodukten
Fleisch, Fisch
Fette und Öle
am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein
ausreichend Getränke, Wasser
Eine gute und übersichtliche bildliche Darstellung bietet dir der sog. Ernährungskreis. Hier werden die unterschiedlichen Lebensmittelgruppen (Getreide wie Brot und Nudeln, Milchprodukte, Fleisch, Obst und Gemüse) in unterschiedlich großen Segmenten gezeigt und verdeutlichen dadurch den ungefähren Anteil in der täglichen Ernährung.
Konkrete Mengenangaben:
1-jährige brauchen täglich etwa:
ca 950 kcal
das entspricht ca
ca 80g Brot/Getreide
ca120g Kartoffeln (auch Reis, Nudeln etc)
ca 120g Gemüse
ca 120 g Obst / bzw 5 am Tag: Als Orientierung gilt etwa 2P Obst und 3P Gemüse am Tag. 1P entspricht in etwa der Größe einer Kinderhand . Es dürfen auch 3 P Obst sein und das mal mehr oder weniger und 2 P Germüse.
ca 300ml Milch/Milchprodukte (100ml Trinkmilch entsprechen 100g Joghurt bzw 15g Schnittkäse und 30g Weichkäse)
ca 30g Fleisch/Wurst
ca 1-2 Eier pro Woche
ca 25 Fisch pro Woche
ca 15g Fett/Öl/Butter
Geduldete Lebensmittel wie Süßigkeiten (max 10% der Gesamtenergie)
Quelle: Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund, 2006
100 kcal entsprechen etwa:
1 Kugel Eiscreme / 45 g Obstkuchen /4 Butterkeksen /4 EL Flakes /4 TL Zucker /2 EL Marmelade / 30 g Fruchtgummi oder 20 g Schokolade/ 10 Stck. Chips / 1 Glas (200 ml) Limonade, Fruchsaftgetränk
Es ist gut, wenn du dich an den üblichen Empfehlungen orientierst. Es ist aber nicht notwendig, dass du die Essmengen kontrollierst. Die Mengenangaben kannst du ausserdem auf eine Woche hochrechnen . Manchmal folgen auf scheinbare Fastentage, also wieder Phasen an denen dein Kind kaum etwas isst Tage und Phasen, in den dein Kind vielleicht . unersättlich scheint - und umgekehrt. Im Mittelmaß bleiben die Mengen in etwa gleich. Auch Wachstumsschübe gehen mit größerem Appetit und entsprechend größeren Essmengen über einen begrenzten Zeitraum einher.
Die Basis der Ernährung sollte möglichst wenig oder keinen Zucker enthalten.
Als Getränk eignet sich bspw Wasser oder Saftschorle besser als ein Glas Saft oder Limo pur. Statt einem täglichen Marmeladenbrot, kannst du ruhig nach weniger süßen Brotaufstrichen suchen. Statt pappsüßer Kekse, wäre es besser bspw Kekse anzuieten, die weniger süß schmecken und weniger Zucker enthalten. Statt einem sehr süßen (Kinder-)Joghurt wäre ein selbstgemischter Joghurt bspw besser.
Dein Kind ist noch klein und nähert sich erst langsam und allmählich an neue Lebensmittel, an neue Aromen, an verschiedene Geschmacksintensitäten heran. Noch hast du einen Einfluss darauf, was du anbietest. An diese Dinge wird sich dein Kind gewöhnen. Aus diesem Grund rate ich dir, Babyprodukte/Gläschen/Babybrei ganz weg zu lassen und stattdessen Alternativen zu finden. Zucker darf durchaus etwas sparsamer verwendet werden und du kannst Produkte kaufen, die weniger süß schmecken, aber mit einer bedachten Ernährungsweise, bei der Kekse und Co nicht in zu großen Mengen täglich verzehrt werden, passt das alles meist ganz gut.
Kinder lieben süß schmeckende Speisen und wählen meist, wenn sie die Wahl haben, eher die süß(er) schmeckende Option. Hier hast du beim Angebot also großen Einfluss.
"Süß" bedeutet für dein Kind, dass die Speise energiereich, d,h. kalorienreich ist und das bedeutet, evolutionär begründet, dass man davon schnell und gut satt wird. Die Schwelle zur Wahrnehmung dafür, ob etwas süß schmeckt, liegt bei Kindern in einem höheren Bereich. D.h: dein Kind nimmt anders wahr als du. Kinder schmecken süß erst dann, wenn du etwas als viel zu süß empfindest. Produkte, die im Supermarkt als "Kinderprodukte" beworben sind, schmecken aus diesem Grund sehr intensiv süß.
Selber machen ist darum auf jeden Fall besser. Hierbei kannst du den Zuckerzusatz selbst bestimmen und dein Kind daran gewöhnen.
Ein Stück Kuchen am Tag, eine Kugel Eis am Tag, mal ein paar Gummibärchen - das ist völlig in Ordnung.
Achte beim Speisenangebot einfach auf den Mix. Süßigkeiten und Zucker haben einen Platz, aber einen Kleinen.
Also dann
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 17.07.2016