Wie die Ernährung umstellen / Kind zum Probieren bewegen

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Wie die Ernährung umstellen / Kind zum Probieren bewegen

Hallo, wir machen uns große Sorgen um die Ernährung unseres fast dreijährigen Sohnes (Im Februar wird er 3 Jahre). Er war bis ca. 1,5 Jahre ein ziemlich guter Esser wollte aber da schon alles NUR püriert essen. Dann auf einmal hat er aufgehört Mittags zu essen, er wollte es einfach nicht mehr. Es hat sich daran leider fast nichts geändert, das Essensverhalten treibt uns noch in den wahnsinn... Um das genau zu erläutern was er über den Tag isst, hier ein Tag: Morgen zwei scheiben Zwieback mit Milch warm gemacht und mit der Gabel zerstampft (er liebt es) Zwischen Frühstück und Mittag bekommt er teilweise eine Banane (manchmal eine halbe) oder einen Quetschi (wir achten da schon drauf das er nicht zu viel bekommt, das er mittags noch was mag). Er fragt aber ständig nach Schokolade, Keksen und anderem Süßkram welches wir ihm aber vormittags nicht geben. Er klettert dann den Kühlschrank rauf und will dann Schokopudding usw. usw.. Wie gesagt, gibt es aber nicht. Mittags mag er EIGENTLICH (und isst es wenn wir Glück haben): Ein paar Löffel Kartoffeln Chicken Nuggets Spinat hat er mal geliebt, will er aber nicht gerne mehr haben Kartoffelpürree Die Wagner Spinat-Pizza Pfannkuchen Das war es. Er probiert auch NICHTS, also wirklich nichts. Er hat noch nie eine Nudel, Gemüse oder ähnliches warm gegessen (Außer wenn wir es wie früher püriert haben). Wenn er dann püriertes gegessen hat und er hat ein Stückchen entdeckt welches nicht fein genug war, hat er sofort aufgehört zu essen. Hat er es erst im Mund gemerkt, wird es ausgespuckt und er fing an zu würgen und hat nichts mehr weiter gegessen. Dann sagt er das er nichts essen will, wir lassen ihn dann auch in ruhe (und haben uns mittlerweile abgewöhnt ihn zu fragen ob er nicht noch was essen möchte o.ä, wir sagen da einfach nichts mehr zu) und er macht danach Mittagsstunde. Danach hat er natürlich Hunger, will aber NUR Zwieback oder Süßes essen. Abends isst er dann MANCHMAL eine Scheibe Brot aber NUR mit Marmelade oder Nutella (Nutella gibt es aber nur äußerst selten). Er hat noch nie eine Scheibe Wurst, Käse o.ä. probiert. Wenn es mal gut läuft, kaut er auf einem Stück Apfel rum, spuckt es dann aber wieder aus. Das macht er dann mehrmals. Was sollen wir hier machen? Sollen wir tatsächlich die Krasse Methode ziehen und Zwieback, Joghurts, Puddings, Marmelade, Nutella, etc nicht mehr kaufen? Meine Frau kocht immer doppelt, also Kartoffeln und Gemüse für die Kinder, falls es mal bei uns Lasagne oder so gibt, da unser Großer sowas ja eh nicht anrührt, dann eher die Kartoffeln. Sollen wir hier sagen, entweder isst du das was die Eltern essen oder du hast Pech gehabt? Getränke gibt es bei uns morgens Milch, wenn er möchte. Zwischendurch Wasser, MANCHMAL auf Apfelschorle. Andere Süßgetränke bekommt er nicht. Er ist weder mager noch dick, sieht Gesund aus und ein lebhaftes aufgewecktes Kerlchen. Demnach ist alles gut allerdings wollen wir ungerne immer wieder so ein Stress wegen dem Essen haben. Wir brauchen hier dringend einen Rat.

von tstolz am 25.01.2020, 13:51



Antwort auf: Wie die Ernährung umstellen / Kind zum Probieren bewegen

Hallo tstolz Nun, im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder kann ich euch leider nicht direkt weiterhelfen. Ich kann lediglich versuchen, euer Problem ein bisschen besser greifbarer zu machen, denn was du beschreibst ist sehr komplex. Aufgrund deiner Schilderung könnte man vielleicht sagen: euer 3-jähriger Sohn isst nicht so wie ihr euch Eltern das wünscht und auch nicht so, wie ein 3-jähriges Kind laut Plan essen sollte. Er bevorzugt immer noch überwiegend pürierte und breiige Speisen. Er mag gerne Süßes und probiert nie etwas Neues. An festeren Speisen akzeptiert er ein paar ausgewählte Speisen. Er isst prinzipiell aus allen Lebensmittelgruppen etwas, wodurch sich die Ernährung als durchaus ausgewogen beschreiben lässt. Er trinkt Wasser und Milch. Diese in einer angemessenen Menge. Größe und Gewicht stimmen, er ist fröhlich und fit. Euer Sohn hat durchaus Hunger und fordert insgesamt mehr Selbstbestimmung. Stimmt das soweit? Das Verhalten eures Kindes verunsichert euch und es verursacht euch Stress. Habt ihr über die Thematik schon einmal mit dem KiA gesprochenI? Ist euer (gesunder) Sohn soweit altersentsprechend und normal entwickelt (spricht er gut etc), ist der KiA soweit mit allem "zufrieden"? Und die andere Frage ist: wie alt ist sein Geschwisterchen? Melde dich sehr gerne wieder Bis dahin soweit Viele Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 27.01.2020



Antwort auf: Wie die Ernährung umstellen / Kind zum Probieren bewegen

Hallo Frau Neumann, vielen Dank für Ihre Antwort. So wie Sie es beschrieben haben, ist es soweit richtig. Er fordert mehr Selbstbestimmung, allerdings fordert er ausschließlich Süßigkeiten wie Schokopuddings, Kekse, Kuchen etc.. Er ist in der Tat ein sehr fröhlicher und aufgeweckter Junge. Er ist auch relativ selten Krank und es geht ihm gut. Wir gehen soweit es geht viel nach draussen und fahren Laufrad etc. Wir haben unseren Kinderarzt bereit drauf angesprochen. Es ist nichts auffällig, er spricht viel und gut. Unser Kinderarzt meint zu der Essensthematik, das wir die harte Tour gehen sollen. Seine süßen Leibspeisen gar nicht erst kaufen und ihm das essen hinstellen was Mama eben gekocht hat. Wir sind uns aber nicht sicher ob diese harte Tour wirklich die richtige ist. Sein kleiner Bruder ist im Dezember ein Jahr geworden, allerdings war der große Bruder schon davor ein schlecher esser.

von tstolz am 27.01.2020, 09:23



Antwort auf: Wie die Ernährung umstellen / Kind zum Probieren bewegen

Hallo tstolz danke für deine Rückmeldung. Das hilft natürlich schon einmal weiter. Denn wenn der KiA mit allem soweit zufrieden ist und euer Sohn demnach ganz normal essen kann und durchaus auch will, ginge es nun darum herauszufinden wie es möglich wird, dass die Mahlzeiten zukünftig zur Zufriedenheit aller ablaufen können. Ich betone an dieser Stelle trotzdem noch einmal dass ich euch im Rahmen meiner Arbeit hier, lediglich ein paar allgemeine Infos nennen kann, welche euch evltl auf einen neuen Weg oder zu einer anderen Sicht der Dinge bringen können. Ich fasse darum nun abermals dein Posting kurz wie folgt zusammen: euer älterer Sohn war "bis ca. 1,5 Jahre ein ziemlich guter Esser" wollte die angebotenen Speisen jedoch nur in pürierter Form zu sich nehmen. Dann hat er plötzlich aufgehört mittags zu essen und wollte auch das Pürierte nicht mehr. Gab es damals irgendwie ein konkretes oder bestimmtes Ereignis, das in irgendeinem zeitlichen Zusammenhang damit stehen könnte? Diese Frage ist einfach nur eine Frage, da manchmal tatsächlich ein konkretes Ereignis als Auslöser in Fragen kommen kann. Ansonsten ist es, in dieser Zeitspanne um den 18. Lm herum, doch durchaus ein recht gewöhnlicher Entwicklungsfortschritt, wenn Kleikinder plötzlich ihr zuvor geliebtes Essen nicht mehr in der gewohnten Weise essen. Bei deinem Sohn war, sagen wir mal so, die Nahrungsauswahl jedoch schon vorher etwas eingeschränkt, weil er feste Speisen nicht mochte und nur Breiiges akzeptiert hat. Hast du eine Idee, warum euer Sohn Probleme mit Speisen hatte? Durfte er, hatte er ausreichend Gelegenheiten um selbständig zu essen und konnte er das Essen ausgiebig mit allen Sinnen kennenlernen? Stichwort - zum Essen braucht man Hände und Förderung der (oralen) Toleranz. Nun ist es doch zum Glück so. dass euer Sohn durchaus ein paar festere Speisen mag, die er kauen muss und welche sich im Mund anders anfühlen als breiige Speisen. Kannst du dich erinnern, wie es dazu kam? Was charakterisiert diese Momente, die ihn mutig und neugierig genug machten, so dass er diese Speisen erstmals probierte und für gut befunden hat und davon im Nachhinein sogar mehr forderte? Du brauchst hierauf nicht zu antworten. Um die Mahlzeiten zukünftig zur Zufriedenheit aller zu gestalten, müsstet ihr als Eltern viielleicht erst einmal (wieder) Vertrauen in die Kompetenz eures Sohnes (zurück)gewinnen und vielleicht akzeptieren lernen, dass ein gesundes Kind bei einem guten, gesunden, passenden Speisenangebot (sprich "gesunde Kinder verhungern nicht vor vollen Tellern") tatsächlich gut für sich selbst sorgen kann. Hier sind nun noch ein paar Ideen, wie du seine Selbstbestimmung ggf fördern kannst. Ich nehme Bezug auf deine Auflistung aus dem ersten Posting: Zwieback mit Milch warm gemacht und mit der Gabel zerstampft - gib ihm doch mal eine Scheibe Zwieback selbst in die Hand. Jeden Tag aufs Neue. Gib ihm stattdessen auch einmal eine Scheibe Brot. Lege sie einfach zu seinem Frühstück dazu. Jeden Tag und warte, (also nicht aktiv) was er damit anstellen wird. Kommentiere ersteinmal nichts. Banane (manchmal eine halbe)/ Quetschi: macht den Smoothie selbst. Lasst euer Kind mit helfen. Lasst ihn die Obststücke selbständig in den Mixer plumpsen. Dafür muss er sie zuerst anfassen. Schokolade, Kekse und anderer Süßkram:kocht zusammen Pudding, den er essen darf, so viel er schafft. Eine definierte Portion Süßkram pro Tag könnte helfen, die Fragerei danach zunächst einzugrenzen. Er darf sich selbst aussuchen was er möchte. Nun prüfe die Antwort auf für euch evtl denkbare Handlungsansätze. Handle trotzdem auf jeden Fall so, dass ihr komplett hinter dem steht, was ihr tut. Also dann Grüße Birgit Neumann P.S. sieh auch noch hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Kind-4-Jahr-schwierig-beim-Essen_43903.htm und ggf auch hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Ernaehrung-5-Jaehriger_45659.htm

von Birgit Neumann am 27.01.2020