Wie bringe ich mein Kind dazu, neue Brei-Konsistenzen auszuprobieren?

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Wie bringe ich mein Kind dazu, neue Brei-Konsistenzen auszuprobieren?

Hallo Birgit, meine kleine Tochter wird nächste Woche 9 Monate. Ich habe sie 6,5 Monate voll gestillt und mittlerweile bekommt sie Mittag, Nachmittag und Abend ihren Brei. Sie ist ein guter Esser und verputzt ihre Portionen immer komplett. Nachmittags bekommt sie immer einen Haferflockenbrei, meistens mit Apfelmus. Ich versuche nun schon seit einiger Zeit, ihr auch anderen Brei anzubieten, jedoch wird dieser nur sehr zögerlich oder meistens gar nicht genommen. Ich vermute, dass dies an der anderen Konsistenz liegt (z.B. bei Couscous oder Zwieback). Wie kann ich Nina einen anderen Brei, welcher auch ein wenig bröselig ist, schmackhaft machen? Hast du da ein paar Tipps für mich? Seit gestern will sie nun auch morgens nicht mehr gestillt werden. Der Kinderarzt meinte, ich solle ihr Milch geben und später dann auch Brot. Welches Brot ist da am besten geeignet und welchen Belag empfiehlst du mir? Vielen Dank schon einmal für deine Antwort! Jana

von Jana8512 am 13.03.2013, 16:41



Antwort auf: Wie bringe ich mein Kind dazu, neue Brei-Konsistenzen auszuprobieren?

Hallo Jana biete deiner Tochter das Essen als Ganzes an. du brauchst den Brei nicht krümelig zuzubereiten, sondern gib deinem Baby den Zwieback in die Hand. Sie hat das Alter für die Familienkost erreicht und Breie müssen nur noch gegeben werden, wenn sie gemocht werden. Gläschen, die ab dem 8. Lm angeboten werden, enthalten Stückchen, um Babys zum Kauen zu animieren. Viele Babys lehnen diesen Breimischmasch jedoch ab. Fein pürierten Brei mit Stückchen zu mischen, ist theoretisch eine gute Übergangsform, um irgendwann zur Stückchenkost zu wechseln. Nicht aber jedes Baby findet daran Gefallen. Entweder sie wollen Brei oder sie wollen Stückchen. Eine andere Möglichkeit ist deshalb, Nudeln oder Couscous separat auf einem Tellerchen oder in einem Schüsselchen zusätzlich zum Brei anbieten. So kann dein Baby festere Speisen selbst entdecken und kennenlernen. Vielleicht findet dein Baby stückige und krümelige Kost, das sie auf "eigene Faust" entdecken kann, viel toller. Du kannst Apfel als Mus kochen. als Kompott oder du kannst es fein gerieben anbieten. Abendbrei wird mit Brot ergänzt und ggf sogar ersetzt. Als Brot eignet sich ein Mischbrei, ein Kartoffelbrot o.ä. oder ein Vollkornbrot aus fein vermahlenem Mehl. Auch ein selbstgebackenes Brot ist gut. Macht die gemeinsamen Mahlzeiten zum Erlebnis: Farbenvielfalt oder verschiedene Gerüche, die sich schon beim Kochen in der Wohnung verteilen, sind super. Die Grundernährung kann und darf (und soll) vorwiegend noch mit Grundnahrungsmitteln in einer einfachen Zubereitungsform erfolgen. Kartoffelstückchen, Gemüsestückchen... Gemüse/Kartoffel schälen, waschen, klein schneiden. In wenig Wasser garen. Etwas Butter und Salz/Gewürze dazu. Fertig. Auch Pellkartoffeln sind super oder Kartoffelbrei mit Erbsen. Morgens startet ihr mit einem leckeren Frühstück. Butterbrotstückchen sind für den Anfang sehr gut geeignet. Mundgerecht geschnittene Stückchen fordern auf, selbst zu essen, was auch für die motorischen Fähigkeiten eine gute Übung ist. Versuche deinem Kind ein vielfältiges Speisenangebot zu bieten. Ideal ist der gemeinsame Familientisch. So erhält euer Kleiner vielfältige Eindrücke und kann probieren, was ihm unter die Finger kommt. Biete auf einem Teller kleingeschnittene, dünn mit Butter bestrichene, von der Brotkruste enfernte, Brotstückchen an. Idealerweise greift deine Kleine freudig zu und ist begeistert von dieser neuen Art des Essens. Auch abends oder mittags/nachmittags darfst du ihm Probierhappen von den üblichen Familienspeisen abgeben. Lass dein Kind aktiv am Essen teilhaben. Gib einen Teller oder eine Schüssel, in die du Basics wie Nudeln, Kartoffel oder Gemüsestückchen/stäbchen) füllst. Die Dinge kann dein Kind auch erst mal nur zunächst spielerisch erkunden, was auch, oder eben bevorzugt in diesem Alter, mit dem Mund geschieht. Je mehr euer Kleiner bei euch Großen und der Schwester sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte er dem nacheifern. Der Forscherdrang ist in dieser Altersphase sehr ausgeprägt und alle Sinne wollen beschäftigt sein. Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind die Bereitschaft zeigt, überhaupt zu probieren. Auch wenn es nur bspw eine einzige Erbse wäre. Beim nächsten Mal wären es dann zwei und so weiter. Gib ruhig weiterhin den gewohnten Brei, falls gewünscht oder gefordert, denn das vermittelt deinem Baby Sicherheit, und durch Neugier wird sich das Repertoire langsam erweitern. Stückige Kost ist nur dann noch problematisch, wenn sich dein Kind zu häufig daran verschluckt. Statt der üblichen geschmacklosen Brei kannst du trotzdem mit Familienkost weitermachen und diese entsprechend aufbereiten, wenn es erforderlich ist. Zerdrücken, pürieren, mischen... Ab dem 10. Lm ist das Kennenlernen und erste Annäherungen an die Familienkost schon besonders wertvoll, weil Babys diesen Alters noch neugierig sind. Diese Neugier weicht mit fortschreitendem Alter einer Skepsis. Deshalb ist es wichtig, dass die Kleinen jetzt schon viel Gelegenheiten bekommen neue Geschmacksrichtungen, Aromen etc kennenzulernen. Dafür reichen kleine Mengen. Dein Kind darf mitessen - aber es muss keine üppigen Portionen von dem neuem und unbekannten Gericht essen, Dein Kind kann diese Esserfahrungen zunächst noch als spielerischen Anreiz nehmen, um Essen mit allen Sinnen zu erfahren und sich vorerst noch an den üblichen Breien satt essen. So kann dein Kind die unterschiedlichen Geschmäcker und Konsistenzen unterschiedlicher Nahrungsmittel kennen lernen. Biete Brot an. Schön in kleine Häppchen geschnitten, damit er diese selbst essen kann. Familienkost ist Erlebnis! Lass dein Kind riechen, kosten, matschen, picken, kosten, kauen, lecken, abbeissen, bei dir mitessen, u.v.m. Zunächst einmal solltest du dein Kind ganz allgemein an die gewohnten Familienmahlzeiten gewöhnen. Das bedeutet: Alle sitzen gemeinsam am Tisch und jeder hat einen Teller und Besteck. Babys und Kinder müssen sich aber generell an neue Speisen erst gewöhnen, dafür müssen sie aber die Gelegenheit haben. Also dann Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 16.03.2013